Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
eigene Lebensweise, indem man dieselben Mittel und Wege der Gegner geht? Gewalt, Hass und Terror nährten die "Anderen". Sie lebten davon. War es nicht letztendlich dieselbigen, welche Menschen über ihre Artgenossen brachten?
In diesen Überlegungen hinein, erinnerte sich Celena an eine Geschichte, die ihr ihre Amme erzählt hatte.
Vor Hunderten Jahren hatte der Soveran einer kleinen Siedlung nahe der Mooswälder, weit unten im Westen Paneras, die dort ansässigen Waldelfen angegriffen. Er wollte an das kostbare Mineral, auf dem die Waldelfen ihre Ansiedlung hatten. Die Männer des Soverans mordeten und brandschatzten. Es waren unter ihren Augen Wilde und minderwertige Wesen. Wenige der Waldelfen überlebten das Massaker.
Die Ironie dieses Vorgehens - hatte der Soveran davor mit den Waldelfen regen Handel getrieben und ihnen sogar Waffen zukommen lassen. Nicht aus Gefälligkeit. Nein. Er erhoffte sich von ihnen Unterstützung im kriegerischen Streit mit seinem adligen Nachbarn. Als jedoch die Kunde über reiche Vorkommen im Boden der Mooswälder kam, schlossen die verfeindeten Adelshäuser Frieden, um gemeinsam von der Ausbeutung des Minerals zu profitieren.
Die wenigen Überlebenden des Waldelfenclans beschlossen ihrerseits auf Rache. Um sie einzuschüchtern, erließen beide Soverans schärfere Gesetze gegen die Elfen. Die schon vor den Eskalation lebenden Elfen in den menschlichen Orten wurden in die Kerker geworfen. Folter und harte Strafen drohten denen, die Elfen zu verstecken oder helfen suchten. Dennoch griffen die überlebenden Waldelfen, gestärkt von anderen Clans, die Besitztümer der adligen Soverans ausgerechnet mit jenen von den Menschen überlassenen Waffen an.
Die Stadtelfen, so nannten sich die, die sich in die Dienste der Menschen begeben hatten, wurden von ihren Artverwandten zur Revolte angestachelt. Im Gegensatz rekrutierten die Soverans jeden kampffähigen von Alt bis Jung. Wie eine Welle der Gewalt wogte der Kampf hin und her. Über kurz oder lang blieb von den Siedlungen der Menschen nichts als Ruinen zurück.
Wer den Wind sät, wird möglicherweise Sturm ernten, hatte Celenas Amme nachhinein zu ihr gesagt.
Ähnlich konnte man dies auf die jetzigen Gegebenheiten ableiten.
Die "Anderen" waren sicherlich vollkommen anderer Herkunft. Sie waren das Vermächtnis der Menschen und Magier, die mit ihrer vermeintlich göttlichen Macht den Himmel erobern wollten, diesen gar zerstörten. Ihre größte Sünde, den sie in ihrem Hochmut begangen, war die, den Sitz des göttlichen Schöpfers gestürmt zu haben. Mit ihrer abscheulichen, hochmütigen Anwesenheit verdarben sie die reine Stadt, die heute als die Düstere Stadt im Jenseits bekannt ist. Sie wurden zurück in ihrer Welt geschleudert und waren nicht länger Menschen.
Waren die Anderen der Sturm? Seither mit der Waffe jener damaligen Freveltat aus Hass und Gewalt genährt.
Celena sah besorgt zu ihrem Geliebten hin. Lutek zuckte unruhig im Schlaf. Die Schmerzen der barbarischen Folter holten ihn in seinen Träumen ein, vermutete junge Kriegerin.
So wie es immer wieder aufs Neue Tag wurde, musste dieser der Nacht weichen, die sich nach endlos scheinender Warterei endlich einstellte.
Zu dritt machten sich Lutek, Celena und Sebyll auf den Weg zum Treffpunkt.
* * *
Verstört und irritiert blickten die Wachsoldaten der Burg Rotfels in den Himmel auf einen Punkt, der sich weiter und weiter zu ihnen herunterschraubte. Ihre Angriffslust verstärkte sich, als sie einen riesigen Vogel erkannten, der im Begriff war auf ihrem Burghof zu landen.
Sebyll kreischte einige Male auf. Sie befürchtete, dass man mit Pfeilen auf sie schießen könnte. Es war ihr Glück, das sie genau das nicht taten. Dafür umringten die Soldaten des Feudaltums den Innenbereich. Mit Speeren und Hellebarden wollten sie den vermeintlichen Angreifer in die Schranken weisen.
Ihre Schwingen wirbelten unvermeidlich den Staub auf, während sie auf der freien Fläche zu landen versuchte.
Einer, es musste ein Hauptmann oder Kommandant dieser Einheit sein, gebot mit lauter Stimme Zurückhaltung. Er hatte zwei Gestalten auf dem Rücken des großen Tieres bemerkt. Sein Nebenmann eilte sofort davon, nachdem er ihm einige Worte zuflüstert. Es dauerte eine Weile und er kam mit dem Herrn des Hauses zurück.
Hatten sie alle bisher geglaubt, diese Wesen seien ausgestorben, musste sie die Geschichte in den Büchern revidieren. Eines jener Geschöpfte stand quicklebendig im Innenhof und legte
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