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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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offenherzigen Worte des Mannes in ihrem Kopf erzeugt hatten.
    „Mylord, Sie müssen das nicht tun. Ich weiß, was mein Bruder vorhat. Ich gehe jede Wette ein, dass ihm diese Heirat erst in den Sinn kam, als er Ihren Titel erfuhr!“ Sie sah, dass ihre zynische Bemerkung Röte in die Wangen des Earl trieb – ob aus Zorn über die Anmaßung ihres Bruders oder aus Missbilligung über ihre undelikate Offenheit, wusste sie nicht –, trotzdem würde sie nicht wie eine Zimperliese um den heißen Brei herumreden.
    „Auf die Wette gehe ich nicht ein, Miss Lydyard. Sir Wallace erkannte die Gelegenheit.“
    „Darauf würde ich die Lydyard’s Ghost setzen! Er wäre mich los und hätte familiäre Bindungen zu einem reichen Mann von hohem Ansehen“, sagte sie, ohne ihre Bitternis zu verbergen. „Wenn mein Bruder auch sonst nichts ist, ehrgeizig ist er. Und ich sage Ihnen gleich, ich werde es nicht tun, nur um Wallaces Ehrgeiz zu befriedigen, und wenn Sie der Prinzregent in Person wären.“
    „Wie gut, dass ich der nicht bin!“, erwiderte Lucius, ein wenig aus der Fassung. Wo war das unschuldige, wohlerzogene, von seinem Bruder bedrängte Mädchen? Vor ihm stand eine eigensinnige, rechthaberische junge Frau, die seinen Heiratsantrag tatsächlich ablehnte, und das mit einer Freimütigkeit, die er ihr nachgerade verübelte. Verkniffen fragte er: „Wäre es Ihnen so unangenehm, mich zu heiraten, Miss Lydyard?“
    „Darum geht es hier nicht. Welchen Vorteil könnte Ihnen eine solche Mesalliance bringen? Sie müssen nicht ganz bei Trost sein, es auch nur zu erwägen, Mylord.“
    „Mein Verstand arbeitet hervorragend, daran hat auch der Schlag auf den Kopf nichts geändert“, fauchte er. Nun, welchen Vorteil in der Tat …? Ihm kam eine vage Idee. Dass nämlich diese Heirat ihm wirklich einen unvorhergesehenen Vorteil verschaffen könnte …
    „Wir wissen nichts voneinander. Wie würde ich zu Ihrem erhabenen Londoner Zirkel passen? Ich wüsste nicht, wie ich mich zu verhalten hätte. Ich bin nie weiter als bis nach Brighton gekommen. Warum sollten Sie mich heiraten wollen? Ich bin keine schöne Debütantin, kein mit den gesellschaftlichen Regeln vertrautes Ehegespons für Sie, bin nicht wohlhabend und einflussreich! Nichts dergleichen. Warum also? Ich bin keine passende Gemahlin für Sie.“ Harriette sprach bewusst sachlich, unterdrückte jede Gefühlsregung, obwohl Bedauern ihr das Herz abdrückte. Er würde nie erfahren, wie schwer es ihr wurde, ihn abzuweisen. „Mylord, ich bin dreiundzwanzig.“
    „Und ich vierunddreißig, falls das jemanden außer mir interessiert.“
    Obwohl sie sah, wie sein Stolz ihn ärgerlich auffahren ließ, wich sie nicht zurück. „Sicher, Ihr Alter ist unwichtig. Meins jedoch nicht. Ich hätte Sie nicht für so begriffsstutzig gehalten, Mylord.“
    „Wie bitte?“, fragte er scharf, an solch herausfordernden Ton nicht gewohnt.
    „Nun, ich bin ein Ladenhüter, ohne eine einzige Eigenschaft, die mich als Ehefrau empfiehlt, soeben noch tauglich, die Kinder meines Bruders zu hüten.“ Geradeheraus, mit stolz erhobenem Kopf, äußerte sie diese ungeschminkte Wahrheit.
    „Ich schätze Ihre Ehrlichkeit, Miss Lydyard, doch dafür wäre Heiraten die Lösung – wenn Sie Ihren Starrsinn ablegen.“
    „Was wird Ihre feine Familie sagen, wenn Sie eine so nichtssagende, unbedeutende Braut anschleppen?“
    „Was weiß ich! Und es interessiert mich auch nicht!“, sagte er, ein wenig betroffen von dem Bild, das sie von sich malte. „Mir scheint, Miss Lydyard, dass Sie sich unter Wert verkaufen. Als unbedeutend können Sie sich kaum bezeichnen; Sie sind von bester Familie.“
    Aber Harriette gab nicht nach. „Ha! Verglichen mit den Hallastons, den Earls of Venmore, sind wir Parvenüs. Wir wären das Klatschthema der Saison. Eine gewöhnliche Schmugglerin als Countess of Venmore! Eine zweite Lady Lade! Ich kann Sie nicht heiraten, Mylord.“
    Woraufhin er zum ersten Mal ehrlich amüsiert lächelte. Es erhellte sein Gesicht, sein Mund wurde weicher, und Harriette stockte der Atem. „Nicht ganz so schlimm wie Lady Lade. Soweit ich weiß, war sie vor ihrem gesellschaftlichen Aufstieg Dienstmagd in einem Bordell und die Geliebte eines berüchtigten Schurken, der am Galgen endete. Ich fürchte, solchen Ruhm können Sie für sich nicht beanspruchen.“
    Das Lachen veränderte sein Gesicht, machte es umwerfend schön, trotz der hässlichen Wunden und Blutergüsse. Harriette kämpfte mühsam um

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