Vermaehlung um Mitternacht
Winston behauptete, ein Lieblingsstück von Alec war. Das arme Kind hatte wirklich nichts dafür gekonnt, es war nur daraufgefallen, als es einer Spinne nachjagte, die vom Kronleuchter hing. „Er hat sich schon sehr gebessert. “
„Dieser Knabe ist eine Ausgeburt der Hölle und hätte es verdient, regelmäßig ausgepeitscht zu werden.“
Julia schwieg lieber und versuchte, einen Brieföffner auf dem Tintenfass zu balancieren. Obwohl Alec sich jetzt beschwerte, hatte sie schon beobachtet, dass er Muck Süßigkeiten zusteckte. Sie hegte den Verdacht, dass ihr Mann seinem Großvater ähnlicher war, als er dachte, nach außen hin knorrig und barsch, aber mit einem weichen Herzen.
Wenn sie Alec bloß dazu bringen könnte, einer gewissen Desiree LAmour das Haus zu öffnen. Zu Julias Erstaunen hatte sich Nicks Einschätzung der Schauspielerin als völlig korrekt erwiesen: Desiree war ebenso unschuldig wie naiv. Schlimmer noch, sie war erst siebzehn und hatte einen fatalen Hang zu Schmuckstücken, die man nur als vulgär bezeichnen konnte.
Es würde nicht lang dauern, bis Miss LAmour in einem Leben in Sünde und Verworfenheit versank, das stand fest. Und Julia traute es Nick durchaus zu, derjenige zu sein, der sie dazu brachte. Sie hatte keine andere Wahl, als Desiree sofort selbst einzustellen.
Das Mädchen dazu zu überreden, eine aufregende Karriere im Theater aufzugeben, war nicht einfach gewesen. Doch als Julia ihr ein echtes Diamantarmband für ihre Bemühungen versprach, hatte Desiree sich einverstanden erklärt - unter der Bedingung, dass sie bis zum Ende der laufenden Produktion am Theater bleiben durfte. Julia vermutete, dass diese Loyalität hauptsächlich auf die Bewunderung zurückzuführen war, die sie für ihr silbernes Kostüm empfand, doch sie erklärte sich einverstanden, da sie selbst auch Zeit brauchte, um Alec auf die neueste Ergänzung des Personals einzustimmen.
Sie blickte zu Alec. „Das neue Dienstmädchen wird uns bei unserer Dinnergesellschaft eine große Hilfe sein.“
Die Feder verharrte über dem Blatt. „Welche Dinnergesellschaft?“
„Lady Birlington meint, wir sollten hier ein kleines Fest veranstalten. Nichts Aufwändiges, nur fünf Paare oder so. Ich dachte, nächste Woche wäre nicht schlecht.“
„Wenn sie das meint, wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben. Lade Lucien auch ein, ja? Er ist gestern zurückgekehrt.“
„Natürlich.“ Julia legte den Brieföffner auf Tintenfass und Briefbeschwerer und fuhr lässig fort: „Ein Fest in kleinem Rahmen wäre genau das Richtige für Desiree.“
„Desiree?“
„Das neue Dienstmädchen.“
„Ach so, ja. Klingt französisch.“
Sie hatte eher den Verdacht, dass Desiree aus Cornwall stammte. Julia runzelte die Stirn. Sie glaubte zwar, dass das neue Dienstmädchen völlig unschuldig war, befürchtete aber gleichzeitig, dass man ihr eine Falle stellen wolle. Nick war einfach nicht der Typ, der anderen half. Allerdings fand sie es erfreulich, sich um das arme Mädchen kümmern zu dürfen, und bald würde sie auch andere unterstützen können.
Das Herz schwoll ihr in der Brust, wenn sie daran dachte, wen sie noch alles einstellen wollte. Wenn mit Desiree alles gut ging, würde sie eine Köchin engagieren, ein Küchenmädchen und vielleicht sogar eine Zofe. Tief in Gedanken stützte sich Julia auf dem Tisch auf.
Die Büchse polterte von der improvisierten Brücke auf den Tisch, so dass sich der Sand über das ganze Buch ergoss. „Hoppla. Entschuldigung.“
Alec guckte auf die weiße Spur, die bis zu seinem Frack führte. „Du bist ja noch schlimmer als Muck.“ Langsam wanderte sein Blick über ihr Gesicht. „Nur viel, viel hübscher.“
Obwohl sie entschlossen war, sich von Alecs lässigem Flirtversuch nicht beeindrucken zu lassen, errötete sie. „Dazu wollte ich etwas sagen.“
Er zog die Brauen hoch und lächelte. „Zu meiner Feststellung, wie hübsch du bist?“
„Nein. Ich möchte mit dir über unser neues Dienstmädchen reden. In ihrer letzten Stellung hatte Desiree wegen ihres Aussehens furchtbar zu leiden.“ Julia kehrte den Sand in die Büchse zurück. „Ich fand, das solltest du erfahren.“
Alec seufzte. Er glaubte zu wissen, worauf sie anspielte. Wahrscheinlich würden sie noch sämtliche Spiegel im Haus entfernen müssen. „Jeder hat irgendwelche Probleme, Julia.“
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, nur nach dem Aussehen beurteilt zu werden.“
In ihre grünen Augen lag so etwas
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