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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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ist, Sandy. Ist Ihre Uhr wirklich verschwunden?«
    Ich hatte mich gestern bis spät in die Nacht mit Joseph, Helena und Bobby darüber unterhalten, wie ich mit der Situation umgehen sollte, und alle waren der Meinung gewesen, lügen wäre das Beste.
    »Ja, meine Uhr ist wirklich verschwunden«, antwortete ich. Denn ich war in punkto Lügen entschieden anderer Ansicht. Grace sah mich mit großen Augen an und setzte sich auf.
    »Aber ich will die Sache ganz bestimmt nicht an die große Glocke hängen«, erklärte ich rasch, um Missverständnissen vorzubeugen. »Ich kann nicht erklären, wie die Uhr verschwunden ist, genauso wenig wie ich erklären kann, warum ich selbst hier gelandet bin. Ihre Kollegen und Wissenschaftler und Experten können fragen und spekulieren, so viel sie wollen, es wird die Situation nicht ändern. Ich möchte auch nicht, dass dieser Mann, der aussieht wie GI Joe, mir weiter nachläuft. Ich weiß nämlich nichts, was ihn interessieren könnte. Sie müssen mir bitte Ihr Wort geben, dass Sie die Sache für sich behalten, denn ich werde mich ansonsten nicht kooperativ verhalten.«
    Grace nickte. »Verstehe. In der Zeit, die ich hier lebe, haben schon ein paar Leute das Gleiche erlebt, aber wir sind einer Erklärung bisher nicht nähergekommen. Auch die ganzen Studien, die herausfinden sollten, wie wir alle hergekommen sind, waren letztlich für die Katz. Irgendwann sind die Leute, die etwas verloren hatten, dann umgezogen, weil sie es nicht mehr ausgehalten haben, dass das ganze Dorf sie ständig beobachtet. Oder es war falscher Alarm, und die Sachen, die angeblich verschwunden waren, sind irgendwann wieder aufgetaucht. Die beiden vor Ihnen, die in der Sache eng mit uns zusammengearbeitet haben, konnten uns leider auch nichts Handfestes liefern. Sie wussten nicht, warum und wie Dinge verschwinden, und die meisten von uns haben irgendwann eingesehen, dass es unmöglich ist, es zu verstehen.«
    »Wo sind diese beiden jetzt?«
    »Einer ist gestorben, der andere umgezogen. Sind Sie hundertprozentig sicher, dass Ihre Uhr weg ist?«
    »Ja, sie ist weg«, versicherte ich.
    »Ist außer ihr noch etwas verschwunden?«
    Ich nickte. »Und glauben Sie mir, es gibt keinen Menschen, der besser suchen kann als ich.« Grace musterte mich interessiert, während ich mich im Raum umschaute.
    »Was machen Sie eigentlich zu Hause, Sandy?«, fragte sie schließlich und stützte das Kinn in die Hand, während sie mich weiter nachdenklich anstarrte.
    »Ich leite eine Agentur für Personensuche.«
    Sie lachte auf, aber als sie merkte, dass ich den Witz nicht komisch fand, wurde sie rasch wieder ernst. »Sie leiten tatsächlich eine Agentur für Personensuche?«
    Ich nickte.
    »Sie suchen also nach verschwundenen Menschen?«
    »Ja, ich bringe Familien wieder zusammen, lange verloren geglaubte Verwandte, Adoptiveltern, Adoptivkinder, all so was«, zählte ich auf.
    Bei jedem Punkt wurden Graces Augen größer. »Dann liegt Ihr Fall aber vollkommen anders als bei den anderen, die ich vorhin erwähnt habe.«
    »Oder es ist purer Zufall.«
    Sie ließ sich den Einwand durch den Kopf gehen, sagte dazu aber nichts, sondern meinte nur: »Deshalb wissen Sie so viel über die Menschen hier.«
    »Nur über ein paar von ihnen. Diejenigen, die bei dem Theaterstück mitmachen. Oh, dabei fällt mir ein, dass heute Abend Kostümprobe ist. Helena wollte, dass ich Sie dazu einlade.« Helena hatte mir heute früh, bevor ich das Haus verließ, mehrmals eingeschärft, die Einladung bloß nicht zu vergessen. »Der Zauberer von Oz wird aufgeführt, aber nicht als Musical, sondern in einer Bearbeitung von Helena und Dennis Moon. Das betont sie immer.« Ich lachte. »Orla Keane spielt die Dorothy. Eigentlich freue ich mich darauf.« Bisher war mir das gar nicht bewusst gewesen. »Ursprünglich war die Idee mit dem Theaterstück für mich nur eine Methode, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, ohne Argwohn zu erregen. Wir fanden das schlauer, als einfach bei ihnen reinzuschneien und Geschichten von zu Hause zu erzählen. Aber vielleicht hätten wir ein bisschen genauer darüber nachdenken sollen, denn mir war bis vor kurzem nicht klar, wie schnell hier die Gerüchteküche zu brodeln beginnt.«
    »Ja, die Gerüchte verbreiten sich wie ein Lauffeuer«, bestätigte Grace noch immer etwas benommen. Dann beugte sie sich vertraulich über den Schreibtisch. »Haben Sie eigentlich jemand Bestimmtes gesucht, als Sie hergekommen sind?«
    »Ja, Donal

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