Verplant verliebt
um und präsentiert sich selbst als Retter in der Not. Na, wenn der Typ das beim Kunden genauso hinbekam, brauchte sie sich inhaltlich gar keine Mühe geben. Karlo würde den größten Mist verbal in ein ganz grandioses Konzept verwandeln, das der Kunde ihm aus der Hand riss.
Aber was sollte Karlo tun, wenn ihm nicht einmal Mist zur Verfügung stand? Bisher hatte sie nur ein paar vage Ideen im Kopf. Was Karlo vorschwebte? Keine Ahnung, sie redeten ja nicht miteinander, zumindest nicht über das Projekt. Das konnten sie sich bei einem so großen Auftrag nicht länger erlauben. Es führte kein Weg daran vorbei, sie mussten sich zusammensetzen. Doch Marie schindete Zeit und tippte zunächst ihre bisherigen Einfälle für das Onlineportal in ein Dokument.
„Frau Rebmann, Herr Winterfeld?“
Marie schnellte in ihrem Drehstuhl herum und schaute zur Königin auf. Auch Karlo hob seinen Blick.
Die Königin wedelte mit ihrem Handy. „Ich habe soeben mit Herrn von Bornheim, dem Eigentümer von Edelpartner, gesprochen. Er möchte morgen zu uns kommen, Sie kennenlernen und einen ersten Eindruck von unserem Konzept gewinnen. Ich nehme an, Sie haben schon ein paar fundierte Ideen, die wir Herrn von Bornheim morgen Nachmittag präsentieren können?“
Marie brachte nur ein Nicken zustande.
Karlo sprang ein: „Ja, die haben wir. Wir müssten sie nur noch in eine Präsentation gießen. Wir wollten uns sowieso gleich zusammensetzen.“
Marie fand wieder zu sich: „Ja, das stimmt. Die Ideen von Karlo sind wunderbar, grandios könnte ich fast sagen. Die Teamarbeit mit Karlo ist wirklich sehr inspirierend.“ Damit dürfte sie ihren Teil der Abmachung eingehalten haben.
Die Königin sah Marie stirnrunzelnd an. „Na dann bin ich mal gespannt, was Sie mir morgen Vormittag vorlegen. Tragen Sie doch bitte einen Termin für 9.30 Uhr ein.“
Während die Königin schon wieder auf dem Weg in ihr Büro war, schob Marie laut hinterher: „Okay, dann setzen wir uns für den Feinschliff nochmal kurz zusammen. Was meinst du, Karlo?“
Kurz darauf fiel die Glastür der Chefin ins Schloss und Karlo zischte: „Grandios und inspirierend? Könntest du deine neu gewonnene Wertschätzung für mich ein wenig dosieren?“
„Entschuldigung. Wenn ich heuchle, fehlt mir das Gefühl fürs Maß.“
Karlo grinste und Marie merkte, wie sich auch ein Lächeln in ihr Gesicht stahl.
„Das sieht wohl nach einer Nachtschicht aus“, stöhnte Karlo.
Marie schnappte sich ihren Block. „Erst einmal machen wir eine Liste.“
Karlo legte seine Füße auf den Couchtisch, direkt neben die Pizzareste. Das letzte Stück Salamipizza hätte er sich sparen können. Wie sollte er mit diesem Stein im Magen den Stuttgarter Kessel wieder hinaufkommen? Marie und er waren in die Sitzecke neben der Kaffeeküche umgezogen, weil die große rote Couchgarnitur bequemer war als die harten Stühle im Besprechungsraum. Marie saß ihm gegenüber im Sessel und rieb sich die nackten Oberarme. Ihr verknittertes Blümchenkleid war definitiv nicht für eine Nachtschicht geeignet. Karlo langte nach seinem Jackett und hielt es ihr hin. Marie schaute ihn fragend an.
„Bring’s mir morgen einfach wieder mit“, sagte Karlo.
Marie lächelte dankbar und schlüpfte in die Jacke. Dann nahm sie den Faden ihrer Diskussion wieder auf: „Und was würde Frau Abermacher für Fotos in unser Portal einstellen?“
Karlo stellte sich die zierliche Dame aus Blankenese vor. „Auf jeden Fall keine Urlaubsschnappschüsse. Eher professionelle Bilder, die sie in ihrer gewohnten Umgebung zeigen.“
Marie lächelte: „Aber wenn ihr Butler Thomas nicht auch noch Profifotograf ist, dann müssten wir dafür ebenfalls eine komfortable Lösung anbieten.“
Karlo hatte Marie den gesamten Abend über kleine Anekdoten von seinen Hamburger Kunden erzählt – dabei waren sie immer wieder bei der schrulligsten von ihnen hängen geblieben und hatten ihr das Konzept für die Onlineversion von Edelpartner auf den Leib geschneidert. Die Abermacher war eine Frau mit sehr hohen Ansprüchen, nur das Beste war gut genug für sie. Ein Butler stand 24 Stunden pro Tag auf Abruf, jeden Morgen kam der Friseur ins Haus und ein Koch schnitt die Rinde vom Brot. Sie war der perfekte Maßstab für die reiche Zielgruppe von Edelpartner. Wenn das Portal ihren Ansprüchen genügte, würden auch weniger verwöhnte Kunden nichts zu beanstanden haben.
Karlo griff Maries Einwurf auf: „Na dann bieten wir ihr auch noch den
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