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Verräterherz (German Edition)

Verräterherz (German Edition)

Titel: Verräterherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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für Kunst? Ich habe hier ausgesprochen interessante Stücke, die unterschiedlichen Epochen und Stilen angehören. Vielleicht wäre das etwas für Ihren Freund?“
    Ich betrachtete die Kunstwerke nachdenklich, dann schüttelte ich den Kopf. „Ich denke, er mag lieber etwas, das eine Vergangenheit von düsterer Art hat. Vielleicht eine Waffe oder einen anderen Gegenstand, mit dem jemandem Gewalt angetan wurde.“
    Der Mann sah mich argwöhnisch an, worauf ich rasch nachsetzte: „Er ist ein wenig sonderbar. Er hat selbst eine düstere Vergangenheit, auch wenn er sich jetzt wie ein biederer Geschäftsmann gibt und diese alten Geschichten gerne verdrängen möchte.“
    Ich durchbohrte ihn mit meinem Blick, doch er schien es nicht zu bemerken, sondern erwiderte nachdenklich: „Dann wäre es vielleicht gut, ihn nicht mehr mit dieser düsteren Vergangenheit zu konfrontieren. Aber ich zeige Ihnen gerne einige Schusswaffen, oder die Dolche dort“, er wies auf eine Wand, an der Verschiedenes dieser Art hing. Dann sagte er vertraulicher: „Wenn Sie allerdings wirklich etwas Skurriles bevorzugen, dann hätte ich da etwas für Sie.“
    Ich bemerkte, dass er langsam begann, ein Geschäft zu wittern, und ich konnte es ihm nicht verdenken, denn ein Mann, der einen Gegenstand sucht, um einen Freund wider dessen Willen an seine düstere Vergangenheit zu erinnern, sollte für solch einen Frevel wenigstens mit viel barer Münze bezahlen.
    Vertraulich sagte ich: „Dafür wäre ich Ihnen wirklich sehr verbunden, Monsieur ...?“ Ich ließ den Rest des Satzes im Raum schweben. Der Mann lächelte knapp. „Nicolas Morlet“, erwiderte er dann.
    Endlich bekam mein Mörder einen Namen! Das machte alles so viel leichter. Flüche gehen einem nur schwer von der Zunge, wenn man den Verfluchten nicht mit Namen betiteln kann. Sie verlieren dadurch an Kraft und dies ärgerte mich stets.
    All die Jahre lang nur schwächelnde Flüche für meinen Mörder aussprechen zu können, war nicht befriedigend gewesen. Und so ratterte ich seinen Namen gleich ein Dutzend Mal hinunter, kaum dass ich endlich wusste, wie er hieß. Natürlich tat ich es nicht hörbar, denn es war noch zu früh. Wir spielten doch gerade so schön miteinander - und aufzuhören, wenn es am schönsten ist, war nie ein Motto von mir.
    Nicolas Morlet hatte mir immerhin mein Leben genommen, als es am schönsten war, und so kann man es mir wohl nicht verübeln, wenn ich es nicht für sehr weise halte, andere Dinge ebenfalls zu einem solchen Zeitpunkt zu beenden.
    „ Warten Sie einen Moment“, sagte er und wie ich schon erwähnte, hatte ich es nicht eilig. Morlet kramte in seiner Tasche nach einem Schlüssel und öffnete damit eine Vitrine. Ich sah Kristallgläser darin stehen, Kelche und andere Gefäße, die hervorragend geeignet waren, Blut zu besonderen Anlässen daraus zu trinken. Außerdem erkannte ich einige Schmuckstücke. Broschen und Haarkämme aus Elfenbein, Ringe mit verschiedenen Edelsteinen, sowie jede Menge Manschettenknöpfe und Siegelringe. Ich war mir ziemlich sicher, dass das meiste aus Morlets Laden auf ähnliche Weise in seinen Besitz gelangt war, wie meine eigene Taschenuhr. Vorsichtig zog Morlet einen Gegenstand hervor, den ich im ersten Moment nicht erkannte. Das war auch nicht weiter verwunderlich, denn er war zerbrochen. Es handelte sich um eine gläserne Skulptur, die einen Engel darstellte. Einer der Flügel war nur noch halb vorhanden und der Kopf fehlte ganz. Ich zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
    „ Das ist … kaputt“, sagte ich unwirsch. Plötzlich ermüdete mich mein eigenes Spiel, das mir schon viel zu lange zu dauern schien. Morlet war jedoch offenbar in seinem Element, und ich fürchte, dieser Punkt ging an ihn, denn er schaffte es, mich zu überraschen.
    „ Der Engel gehörte einer Dame aus reichem Hause. Sie ließ ihn anfertigen und zahlte ein halbes Vermögen dafür, damit er genau so erschaffen wurde, wie sie ihn sich vorstellte. Als ihr Mann erfuhr, wie hoch die Rechnung für das „Stück Glas“ gewesen war, wie er den Engel nannte, den seine Frau so bewunderte, tobte er vor Wut. Er sperrte sie in eines der Gästezimmer ihres Anwesens, warf den Engel hinterher und verschloss die Tür für zwei Tage. Als er sie schließlich wieder öffnete - in der Hoffnung, eine geläuterte Ehefrau vorzufinden - hieb sie mit dem gläsernen Engel so lange auf ihn ein, bis er tot am Boden lag. Obwohl das Kunstwerk Schaden genommen hatte, ersetzte sie es

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