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Verräterische Lippen

Verräterische Lippen

Titel: Verräterische Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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fand aber nichts außer luxuriösen Gebrauchsgegenständen,
einschließlich einer reichlich bestückten Hausbar. Vorsichtshalber rührte ich nichts
an. Mein Kopf war ohnehin schon leer und benommen genug.
    Der
Raum, in dem ich Marguerita Mendez gefunden hatte, war unverändert. Nur die
zurückgeschlagenen Betttücher deuteten darauf hin, daß sich hier jemand
aufgehalten hatte.
    Draußen
auf dem Rasen lag im Mondlicht eine schlaffe Gestalt: Hector Crawfield . Sein Hemdrücken leuchtete weiß.
    Ich
hob den Telefonhörer ab, zog ein Blatt Papier aus meiner Jackentasche und
wählte eine Nummer. Eine höfliche Stimme meldete sich und teilte mir mit, daß
ich mit der Wohnung von General Ortez verbunden sei.
    Ich
erläuterte der höflichen Stimme, wer ich war, worauf ihr Besitzer sich bereit
erklärte, den General zu fragen, ob er mit mir sprechen wolle.
    »Señor
Rodriguez hat mich informiert, daß Sie irgendwie in die Ermordung von Señorita
Mendez verwickelt sind«, sagte die ruhige Stimme des Generals in mein Ohr.
»Eine ernste Situation, in der Sie sich da befinden.«
    »Wir
befinden uns alle in einer ernsten Situation, General. Señorita Mendez ist
nicht tot .«
    »Wie?
Aber es wurde doch eine Leiche...«
    »Eine
verstümmelte Leiche«, fiel ich ihm ins Wort. »Ich habe die Tochter des
Präsidenten selbst gesehen .«
    »Verstehe.
Und Sie sind sicher, sie genau erkannt zu haben ?«
    »Absolut.«
    »Haben
Sie das Señor Rodriguez schon mitgeteilt ?«
    »Nein.
Ich weiß nicht, ob er mir glauben würde. Bei Ihnen habe ich mehr Hoffnung .«
    »Señor
Rodriguez ist ein Patriot. Ich bin überzeugt, er glaubt Ihnen, wenn Sie Ihre
Behauptung beweisen können .«
    »Meine
Kamera habe ich im Hotel vergessen«, erwiderte ich gereizt, »deshalb konnte ich
leider kein Foto machen. Wenn jemand bereit ist, mir Glauben zu schenken, muß
er sich schon auf mein Wort verlassen .«
    Der
General schwieg sekundenlang. »Warum sollten Sie lügen ?« meinte er dann. Ich spürte förmlich das ironische Grinsen, das seine Worte
begleitete, und es ärgerte mich.
    »Der
springende Punkt ist, was werden Sie tun, um mir bei der Suche zu helfen ?«
    »Sie
haben gesagt, Sie hätten Marguerita gesehen, Señor Roberts«, versetzte er
energisch. »Wo ist sie denn ?«
    »Das
weiß ich nicht. Ich habe ihr geholfen, aus dem Haus zu entkommen, in dem sie
gefangen gehalten wurde — und sie ist wieder verschwunden .« Ich fühlte mich wie ein Clown, der zugeben muß, daß ihm seine Schminke abhanden
gekommen ist. Den Mann, der mich zu Marguerita geführt hatte, erwähnte ich
nicht. Es schien mir unnötig, ihn hineinzuziehen.
    »Sie
ist ein zweites Mal entführt worden, Señor Roberts? Das ist unglaublich !«
    »Sie
würden es nicht so unglaublich finden, wenn Sie hier gewesen wären«, antwortete
ich tonlos. »Sollte sie aber erneut gefaßt worden sein, dann von jemandem, den
ich nicht gesehen habe. Vielleicht ist sie auch nur aus Angst weggerannt und
taucht von allein wieder auf. Es gab nämlich eine Schießerei .«
    »Señorita
Mendez ist nicht der Typ, sich so schnell verscheuchen zu lassen«, erklärte Ortez entschieden.
    »Den
Eindruck hatte ich allerdings auch«, räumte ich ein.
    »Wo
liegt das Haus, in dem Sie sie gefunden haben ?«
    Ich
erklärte es ihm. Es war, als steckte ich meinen Kopf in eine Schlinge und drückte
jemandem das Ende der Schnur in die Hand. Aber die Robertssche Philosophie lautet, wenn du schon hängen sollst, such dir wenigstens selbst den
Henker aus. Ein besserer als Ortez stand mir nicht
zur Verfügung.
    »Ich
bin im Augenblick noch dort«, sagte ich.
    »Werden
Sie warten ?«
    »Es
sei denn, mir fiele in der Zwischenzeit ein reizvollerer Aufenthaltsort ein .«
    »Ich
bin überzeugt, Señor Rodriguez wird mit Ihnen zu sprechen wünschen, Señor
Roberts«, tadelte er.
    »Bringen
Sie auch gleich Oberst Juarez mit«, meinte ich heiter. »Er dürfte sich für den
Garten interessieren .«
    »Unser
Polizeichef hat meines Wissens wenig für Botanik übrig .« Der General kicherte. »Was gibt es denn im Garten, Señor Roberts ?«
    »Einen
Toten«, erwiderte ich gepreßt. »Wenn Sie alle hier sind, können wir die
Nationalhymne singen und ihn begraben .«
     
    »So,
Señor Roberts. Also noch eine Leiche?« Oberst Juarez konnte nur mit Mühe seine
Entrüstung verbergen.
    »Und
diesmal bekenne ich mich sogar schuldig«, erklärte ich mit hämischem Unterton. »Ich
habe den Mann mit der kleinen Pistole erschossen, die mir ein Polizist

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