Verraeterisches Herz
vergiftetem Kelch?“
„Bevor wir in unsere Flitterwochen aufgebrochen sind, hat mir die contessa durch Cinzia ein hübsch eingepacktes Paket, zusammen mit detaillierten Anweisungen, wie der Inhalt zu verwenden ist, zukommen lassen. Ich habe mich so gefreut.“ Alicias Mundwinkel zuckten. „Was war ich nur für eine naive Närrin!“
„Was war das für ein Geschenk?“
„Nein, Francesco, deine Mutter ist gestorben, lassen wir die Sache auf sich beruhen. Und“, sie stand auf und ging ans Fenster, „ich weigere mich, nach Montedaluca zu kommen.“
Er trat hinter sie, sodass sich sein Gesicht in der Scheibe spiegelte. „Es gibt da nur ein Problem. Solange du deine Erbschaft nicht annimmst, ist der gesamte Nachlass eingefroren.“
„Oh, ich verstehe. Du brauchst Geld.“
Francesco murmelte ein Wort, das in ihrem Italienischunterricht nie vorgekommen war. „Nein“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Mir geht es nicht um mich. Aber die anderen Erben erhalten so lange nichts, bis du deinen Teil nicht annimmst.“
„Gehört Cinzia auch zu den Erben?“
„Nein. Meine Mutter hat sie am Tag nach unserer Hochzeit entlassen. Warum fragst du?“
„Reine Neugier. Wem also verwehre ich sein Erbe?“
„Meiner Großtante zum Beispiel.“
„Luisa lebt noch?“ Ein warmer Glanz erschien in ihren Augen.
„Sie gehörte zu den wenigen Menschen im castello , die freundlich zu mir waren.“ Plötzlich fühlte Alicia sich sehr müde. „Ist das wirklich alles wahr, Francesco?“
„Dass du mit nach Montedaluca kommen musst? Ja, Alicia. Ist das denn so furchtbar?“
„Dieser Ort hält für mich nur unglückliche Erinnerungen bereit. Und ich habe dich am Tag nach unserer Hochzeit verlassen. Alle werden mich hassen.“
„Niemand hasst dich. Außerdem hat sich vieles verändert. Nach dem Tod meiner Mutter habe ich fast alle älteren Bediensteten in Rente geschickt. Ein alleinstehender Mann braucht nicht viel Personal.“
„Giacomo hast du bestimmt behalten.“
„Sicher“, erwiderte Francesco trocken. „Er glaubt, ich könne ohne ihn nicht überleben. Wahrscheinlich hat er damit sogar recht. Bianca Giusti lebt nach dem Tod ihres Mannes ebenfalls dauerhaft bei uns und leistet Zia Luisa Gesellschaft. Pina herrscht in der Küche, Antonio kümmert sich um den Garten. Dann gibt es noch ein junges Mädchen, Teresa, das Pina und Giacomo zur Hand geht. Sie alle warten auf ihren Teil des Erbes.“ Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Also, begleitest du mich?“
Alicia seufzte. „Anscheinend habe ich keine andere Wahl. Aber ich stelle ein paar Bedingungen“, fügte sie rasch hinzu. „Ich kann erst nach dem Six Nations Turnier Urlaub nehmen.“
„Va bene“ , stimmte er zu und machte sich kaum die Mühe, den Triumph in seinen Augen zu verbergen.
„Und sag deinem Anwalt, er soll alle Papiere vorbereiten. Ich weigere mich, länger als einen oder zwei Tage zu bleiben. Und was auch immer die contessa mir hinterlassen hat, ich nehme es nicht an.“
„Wie du willst“, erwiderte er kühl. „ Allora , nenn mir einen Termin, an dem du fliegen kannst, ich kümmere mich um den Rest. Ich nehme an, das Flugticket muss auf den Namen Alicia Cross lauten, nicht Contessa da Luca?“
„Das siehst du sehr richtig! Es war der Titel deiner Mutter, nicht meiner.“
„Ob es dir gefällt oder nicht, wir sind immer noch verheiratet. Nach ihrem Tod ist er deshalb auf dich übergegangen.“
„Es braucht mehr als eine Unterschrift auf einem Papier und eine Kirche voller Lilien, damit eine Frau sich verheiratet fühlt“, fuhr sie ihn an.
Francescos Augen blitzten gefährlich auf. „Ich kenne Wege, dich das spüren zu lassen“, murmelte er und zog sie an sich. „Soll ich sie dir zeigen, sposa mia ?“
„Ganz sicher nicht“, fauchte sie und entzog sich seiner Nähe, bevor er von den Reaktionen ihres Körpers auf seinen etwas mitbekam.
„Okay, ich rufe dich an, damit du mir das Datum für deine Reise sagen kannst. Und vergiss nicht, wenn ich dich nicht erreiche, werde ich mich wieder an Megan wenden.“
„Lass Megan aus dem Spiel!“
„Sei nicht böse auf deine charmante Freundin. Ich bin der Schuldige.“ Er legte die Hände auf ihre Schultern und schaute sie gerade lange genug an, um ihren Puls zu beschleunigen. Dann küsste er sie flüchtig auf die Wange. „Arrivederci.“
Noch eine ganze Weile nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, stand Alicia einfach nur da und wartete
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