Verraeterisches Herz
darauf, dass ihr Herzschlag sich wieder beruhigte. Dann ging sie mit raschen Schritten zum Telefon.
„Hallo, Lally“, meldete Megan sich kleinlaut. „Bist du sehr wütend auf mich?“
Alicia seufzte. „Nein. Trotzdem wünschte ich, du hättest es mir heute Mittag gesagt.“
„Das konnte ich nicht. Ich hatte es nicht nur Francesco versprochen, sondern auch Rhys nicht erzählt.“
„Was hast du mir nicht erzählt?“, rief eine männliche Stimme im Hintergrund.
„Dass ich mit Francesco gesprochen habe, Schatz“, antworte Megan. „Wie war es denn heute Abend?“
Alicia berichtete ihr in allen Einzelheiten von dem Gespräch.
„Nein! Gehst du wirklich wieder nach Montedaluca?“
„Glücklich bin ich nicht darüber. Aber nur wenn ich persönlich anwesend bin, kommen ein paar Leute in den Genuss des Erbes seiner Mutter. Mir bleibt keine andere Wahl.“
„Verdammt, davon hat Francesco natürlich nichts gesagt! Wann fliegst du?“
„Nach dem Ende des Turniers. Ich wollte mir ohnehin ein paar Tage freinehmen. Francesco zahlt das Ticket. Er hat sogar angeboten, es auf den Namen Contessa da Luca ausstellen zu lassen!“
„Offiziell seid ihr noch verheiratet.“
„Aber nicht mehr lange, Mrs. Evans. Ich werde jedes Dokument unterschreiben, um diese Ehe zu lösen. Dann kann er endgültig aus meinem Leben verschwinden.“ Sie lachte auf. „Wenn wir doch damals nur nach Spanien statt Italien in Urlaub gefahren wären … das Leben wäre viel einfacher.“
„Stimmt.“ Meg seufzte. „Ich bin froh, dass du nicht böse auf mich bist, Lally.“
„Unsinn. Francesco hat es mir auch verboten. Er mag dich.“
„Ich mag ihn ja auch. Ich wünschte nur …“
„Davon will ich nichts hören. Es ist schon spät. Zeit für dich, ins Bett zu gehen.“
„Mit mir“, vermeldete die Stimme aus dem Hintergrund.
Lachend wünschte Alicia den beiden eine gute Nacht.
Später, als auch sie sich schlafen gelegt hatte, kam ihr die Wohnung zum ersten Mal, seit sie eingezogen war, einsam und leer vor. Denn im Gegensatz zu dem Eindruck, den sie Francesco hatte vermitteln wollen, hatte sie dieses Bett nie mit jemandem geteilt.
5. KAPITEL
Als Alicia am nächsten Abend nach Hause kam, wartete ihr Anrufbeantworter schon mit einer Nachricht von Francesco.
„Ich bin zurück in Montedaluca, Alicia. Ich melde mich morgen wieder.“
In ihren Ohren klang das mehr nach einer Drohung, denn einem Versprechen. Die Aussicht auf regelmäßige Anrufe von Francesco beunruhigte sie. Sie hatte so lange gebraucht, ihn aus ihrem Leben zu verbannen. Und plötzlich drängte er sich wieder in den Vordergrund. Sie hatte sogar das Dinner mit Jason abgesagt, einem ehemaligen Rugbyspieler, mit dem sie sich unregelmäßig traf, wenn er geschäftlich in Cardiff zu tun hatte. In letzter Zeit hatte Jason angedeutet, er könne sich eine festere Beziehung durchaus vorstellen.
Tatsächlich rief Francesco jeden Abend an, um sich zu vergewissern, dass sie die nötigen Schritte unternahm, nach dem Six Nations Turnier nach Montedaluca zu fliegen.
„Ich habe gesagt, dass ich komme, also komme ich auch“, fuhr sie ihn irgendwann ärgerlich an – ärgerlich deshalb, weil er sich einige Tage nicht gemeldet hatte, sie aber zu Hause geblieben war, falls doch.
„Ich will nur sichergehen.“
„Francesco, ich habe dir das Datum genannt, jetzt brauchst du mir nur noch das Ticket zu schicken. Oder noch besser, ich kaufe es selbst, und du gibst mir das Geld zurück.“
„Nicht nötig, es ist bereits alles arrangiert. Ich soll dir von Zia Luisa ausrichten, dass sie sich sehr auf deinen Besuch freut.“
„Wie nett von ihr“, erwiderte Alicia gerührt. Zusammen mit ihrer damaligen Italienischlehrerin gab es dann schon zwei freundliche Gesichter im castello .
„Sei einfach an dem Tag reisefertig, ja?“
„ Si signore . Was auch immer du sagst!“
„Wenn das doch nur wahr wäre, Alicia. Arrivederci .“
Anstatt auch weiterhin auf Francescos Anrufe zu warten, ging Alicia an den folgenden Abenden aus. Nur am Samstag kam ihr die Erkältung einer alten Freundin dazwischen, die kurzfristig ihre Verabredung absagte.
Mit einer großen Tasse Kaffee und einem neuen Roman machte sie es sich auf dem Sofa bequem. Insgeheim empfand sie gar keine so große Enttäuschung. Immerhin war es der erste ruhige Abend seit einer Woche – was sie jedoch nicht verriet, als Francesco später anrief.
„Wie geht es dir? Was hast du heute gemacht, Alicia?“
„Ich bin ein
Weitere Kostenlose Bücher