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Verraeterisches Herz

Verraeterisches Herz

Titel: Verraeterisches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine George
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strenges Auftreten nur ihre vermeintlich bescheidene Herkunft verdecken sollte.“ Francesco setzte sich in einen Sessel am Fenster und streckte die Beine aus. „Mein Vater ist gestorben, als ich noch sehr klein war. Ich kann mich kaum an ihn erinnern. Meine Mutter mag ihre Fehler gehabt haben, Alicia, aber sie war meine Familie. Ich habe sie sehr geliebt.“
    „Ich weiß. Und ich bin froh, dass du mir von ihr erzählt hast. Es erklärt vieles. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass Cinzia die Schuldige ist. Deine Mutter hätte mir nie ein so geschmackloses Geschenk zukommen lassen.“
    „Davvero.“ Francesco stand auf. „Ich gehe jetzt, damit du ein wenig schlafen kannst. Komm doch später auf die Terrasse, dann trinken wir Tee zusammen.“ Er trat ans Bett und schenkte ihr ein Lächeln, das immer noch die Macht besaß, ihren Herzschlag zu beschleunigen.
    „Wann treffen wir den Anwalt?“
    „Signor Raimundi wird morgen um elf Uhr ins castello kommen.“
    Alicia sah ihm nach, bis die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Okay, sie hatte nicht nur ihre Rückkehr nach Montedaluca überlebt, es war auch weit weniger schlimm gewesen, als sie sich vorgestellt hatte. Seit Giacomos herzlicher Begrüßung war ihre Anspannung immer kleiner geworden. Und der liebevolle Empfang von Bianca und Zia Luisa hatte sie gänzlich verschwinden lassen.
    Kurz entschlossen zog sie ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer ihrer Mutter. Sie berichtete ihr von den Ereignissen des gestrigen Tages und von Francescos Vorschlag, Gareth vorzuspielen, sie hätten sich wieder versöhnt.
    „Die ganze Sache hat nur kleinen Haken“, erklärte sie zögernd.
    „Gibt es den nicht immer?“
    „Seine Großtante und Bianca Gusti glauben, dass wir tatsächlich wieder zusammen sind.“
    „Und das bereitet dir Kopfschmerzen?“
    „Nicht direkt, es kommt mir nur alles so unwirklich vor. Eben noch habe ich Interviewtermine und Partys für Rugbyspieler organisiert, jetzt befinde ich mich an dem Ort, an den ich nie wieder zurückkehren wollte. Die ganze Situation ist ein bisschen verrückt.“
    Bron kicherte. „Sie entbehrt nicht einer gewissen Komik. Was ist eigentlich aus diesem Anwalt geworden, den du wegen des Erbes persönlich sprechen solltest?“
    „Noch nichts. Er kommt morgen zu uns. Ich halte dich auf dem Laufenden.“
    „Danke. Vergiss nicht, Megan anzurufen. Sie wird die Nachrichten von eurer Versöhnung an Gareth weitergeben.“
    „Mache ich. Viele Grüße an George.“
    Als Francesco zurückkam, stand Alicia bereits wartend am Fenster.
    „Konntest du dich ein bisschen ausruhen?“, fragte er.
    „Nein. Ich habe mit Bron telefoniert. Und du?“
    „Mir mit Antonio den Garten angesehen.“ Er fuhr sich mit einer Hand durch das vom Wind leicht zerzauste Haar. „Gib mir eine Minute im Bad. Dann gehen wir zu Pina in die Küche.“
    Als wären sie seit Jahren verheiratet! Was sie in Wahrheit, wenn man ab dem Tag ihrer Hochzeit zählte, ja auch waren. Alicia verzog das Gesicht. Nur in einer echten Ehe konnte man sich auch verheiratet fühlen. An ihrer jedoch gab es nichts Echtes. Allerdings verblasste das Gefühl der Unwirklichkeit mit beängstigender Geschwindigkeit. Aber wenn die kleine Komödie half, ihr Problem zu lösen, würde sie eben so lange mitspielen, wie es nötig war.
    Mit Francesco als Übersetzer verlief der Besuch bei Pina überraschend gut. Nun, da sie sich wieder in dem Land befand, fielen ihr auch die Italienischvokabeln wieder ein, die sie so intensiv zu vergessen versucht hatte. Und mit vielen Gesten und ein bisschen Hilfe von Francesco gelang es ihr immer besser, sich mit der Köchin zu unterhalten. Die stellte ihr Teresa vor, ein junges Mädchen, das ihr zur Hand ging. Für heute Abend, informierte Pina sie weiter, habe sie involtini di vitello vorbereitet, was Francesco mit Kalbfleisch, umwickelt mit Speck und Salbei übersetzte.
    „Siehst du?“, meinte Francesco, als sie die Küche wieder verlassen hatten und sich auf der Terrasse zum Tee einfanden. „So schlimm war das doch gar nicht, oder?“
    „Nein“, erwiderte Alicia mit einem Lächeln. „Bisher scheint niemand es auch nur im Entferntesten seltsam zu finden, dass ich wieder hier bin.“
    „Selbst wenn dem so wäre, würde keiner so dumm sein, etwas zu sagen.“
    „Manchmal kannst du sehr herrisch sein, Francesco.“
    Schulterzuckend setzte er sich ihr gegenüber an den kleinen runden Tisch. „Mach dir keine Sorgen, Alicia. Alle werden meine Frau mit

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