Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
Politiker?«
»Solange die Experimentalisten an der Macht sind, läuft das Ringen um Macht auf einen Wettbewerb der radikalen Ideen hinaus.«
Häufiger, als gut war, waren diese Ideen nicht nur radikal, sondern verrückt. Denn nicht nur Kundschafter waren geistesgestört. Es erforderte eine ganz besondere Form der Geistesgestörtheit, die Verantwortung für die Herde übernehmen zu wollen, statt einfach nur in der Masse unterzutauchen. Und unter den wenigen, die es sogar darauf anlegten, Hinterster zu werden ...
Würde Louis einer Gesellschaft dienen, deren gesamte Politikerkaste geistesgestört war – definitionsgemäß?
Die verrückteste und erschreckendste Möglichkeit wäre, dass Nessus Beowulf Shaeffer deshalb nicht fand, weil Achilles Shaeffer zuerst gefunden hatte. Sowohl Shaeffer als auch Achilles schienen Ärger magisch anzuziehen.
»Achilles strebt die Führung der Experimentalistenpartei an, um so unser aller Hinterster zu werden«, erläuterte Nessus. »Als Wissenschaftsminister hört das Volk auf seine Worte. Sein Wahlkampf fußt darauf, dass er bereit sei, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um die Bedrohung durch die Gw’oth zu beenden.«
Louis seufzte und wandte den Blick vom Synthesizer ab – und damit von den Drogen, die anzufordern er einfach zu stolz war.
Nessus wartete.
»Die Gw’oth sind einfach zu schlau, um keine getarnten Schiffe oder Sonden ausgesetzt zu haben, die die Weltenflotte ständig beobachten«, bemerkte Louis schließlich. »Was immer diese an Nachrichten abhören, werden sie über Hyperwellen-Funk an die Heimat zurücksenden. Und anscheinend handelt es sich bei dem, was sie zu hören bekommen, vor allem um Drohungen.«
Nessus erhob sich; seine Beine zitterten so sehr, dass er umzufallen drohte. Natürlich verfolgten die Gw’oth heimlich alles, was sich auf Hearth ereignete, ebenso wie ganze Geschwader getarnter Sonden der Konkordanz ständig die Welten der Gw’oth umkreisten. »Ich fürchte, Louis, wir könnten den Gw’oth einen guten Grund geben haben, doch als Erste zuzuschlagen.«
»Aber das wäre dann immer noch reiner Wahnsi ...« Louis stockte und ordnete erst einmal seine Gedanken. »Was, wenn es eine Botschaft mit dem Inhalt gäbe, wo genau die Gw’oth ihre Siedlung errichtet haben? Eismonde mit Ozeanen gibt es ja nun reichlich.«
»Natürlich gibt es eine solche Botschaft! Eine Drohung, das ist es, sonst nichts! Sie haben sich der Weltenflotte genau in den Weg gestellt!«
Louis schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dahinter steckt noch mehr. Sie könnten ja auch von Schiffen aus Planetenbrecher auf den Kurs der Weltenflotte bringen. Sie brauchen doch keine Kolonie zu errichten, um anzugreifen – und diese Kolonie bekannt zu machen wäre dann erst recht nicht erforderlich!«
»Und was glauben Sie, was das Ganze zu bedeuten hat?«
»Hätten die Gw’oth Kolonien auf Welten errichtet, die ebenso fernab von Jm’ho liegen, aber in andere Richtungen, dann wäre Ihre Spezies nie auf sie gestoßen. Also vielleicht möchten die Gw’oth mit ihrer neuen Kolonie, diesem Kl’mo, die Konkordanz genau wissen lassen, zu was sie in der Lage sind.«
»Warum sollten sie das wollen?«
Louis ging auf und ab, wieder einmal. »Um Ihnen zu zeigen, dass sie sich in alle Richtungen ausgebreitet haben und Sie niemals darauf hoffen können, sämtliche ihrer Kolonien aufzuspüren. Sollte es tatsächlich zu einem Krieg kommen, werden einige Gw’oth-Kolonien unweigerlich überleben.«
»Und wir nicht, weil wir an die Weltenflotte gebunden sind.« Nessus erschauerte und war selbst erstaunt, dass er nicht vor Entsetzen einfach zusammenbrach. Selbst Hinterhirne und zitterndes Fleisch mussten wissen, dass das Ausmaß mancher Katastrophen einfach zu gewaltig war, um davor flüchten zu können. »Ein Krieg wäre unter solchen Umständen zwar immer noch Wahnsinn, aber das Gleichgewicht des Schreckens existierte nicht mehr. Es würde nicht zu einer völligen wechselseitigen Auslöschung kommen. Sie sind also der Ansicht, das wäre die eigentliche Botschaft der Gw’oth an uns.«
Louis stieß ein bitteres Lachen aus. »Meine gesamte Militärkarriere beschränkt sich auf ein einziges Scharmützel, bei dem ich beinahe gefallen wäre, und das hat mich zum Junkie gemacht. Und trotzdem erwarten Sie von mir aus irgendeinem Grund, die große Strategie schlichtweg genialer Aliens zu durchschauen, denen ich nie begegnet bin – und mir dann auch noch etwas einfallen zu lassen, was
Weitere Kostenlose Bücher