Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
Bibliothekaren die Oberhand gegen eine Welt voller verzweifelt Flüchtender gewinnen?
Nicht ohne Hilfe. Nicht ohne rücksichtslos, ganz wie Brennan es auf Home gemacht hatte, ganze Clans abzuschlachten, um überlebende Protektoren in Bundesgenossen zu verwandeln. Entweder gäbe es dann gar keine Flotte aus Bibliothekaren oder ...
»Es gibt eine riesige Armada aus Bibliothekaren, richtig?«, fragte Louis. »Die Schiffe dieser Armada haben das Beste an Pak-Technologie geladen. Ihr falscher Fuffziger weiß alles über die Große Bibliothek, was Sie darüber wissen, und er ist gerade dabei, Achilles exakt dorthin zu führen!«
Louis warf Nessus einen Blick zu. Nichts im Kleingedruckten verpflichtete Louis dazu, Geheimnisse der Puppenspieler zu bewahren. »Und Achilles wird alles, was er an Pak-Technologie stehlen kann, gegen die Gw’oth einsetzen. Und sich selbst damit zum Hintersten machen. Jedenfalls sofern er nicht vorher alles und jeden dabei umbringt.«
Nessus blökte wie ein Dudelsack, auf dem jemand mit beiden Beinen wütend herumsprang.
Ein paar Sekunden später, lange bevor Louis’ Vermutungen Ausfaller erreicht haben konnten, sagte der: »Ich befürchte, Achilles ist auf der Suche nach der Großen Bibliothek. Er hofft, er könnte die Pak-Technologie einsetzen, um eine in der Nähe beheimatete Spezies, die Gw’oth, zu unterwerfen. Er beabsichtigt, selbst Hinterster zu werden.«
Zwei Minuten später hatte Louis die Genugtuung zu beobachten, wie Ausfaller vor Überraschung die Augen aufriss.
Das Fell in selten anzutreffendem reinem Cremeweiß, in der kunstvoll frisierten Mähne, prachtvoll anzusehen, Edelsteine im Orange der Experimentalistenpartei, so gut aussehend, dass es wehtat: So blickte Nike in der aufgezeichneten Nachricht auf Nessus herab.
Nessus hatte fast sein ganzes Leben lang versucht, die charismatische politische Führungspersönlichkeit, die Nike nun einmal war, zu beeindrucken. Er hatte immer Nikes Vertrauen gewinnen und sich seine Gunst sichern wollen. Er hatte ein Teil von Nikes Leben sein wollen. Viel zu spät hatte er die Wahrheit begriffen, nämlich wer und was Nike eigentlich war: Nikes Hauptziel war, sich selbst zu helfen. Da aber hatte Nike schon aus einer Krise eine Gelegenheit gemacht und war aus dieser Krise als Hinterster hervorgegangen.
Die Experimentalisten waren an der Macht geblieben, aber Nikes Herrschaft war zu Ende gegangen. Jetzt diente er der Konkordanz, wo seine Talente ihr den größten Gewinn einbrachten: im hintersten Rang des Geheimen Direktorats. Auf diesem Posten war er brillant – und Nessus’ Vorgesetzter.
»Achilles ist tatsächlich unterwegs«, bestätigte Nike gerade. Seine Stimmen strotzten vor Untertönen. »Das ist kein Geheimnis, auch nie eines gewesen. Er überwacht persönlich ein Experiment, das den Planetenantrieb betrifft, und berichtet direkt von dort aus.«
Vor Urzeiten schon hatte die Konkordanz ihre Planetenantriebe von einer archaischen Spezies, den Outsidern, gekauft. Die Wissenschaftler der Bürger hatten bisher nur ein sehr unvollständiges Bild davon, wie die Antriebe funktionierten. Nach allem, was Nessus über Planetenantriebe wusste, nutzten sie viel Energie. Destabilisierte man einen solchen Antrieb, mutierte er zu einer Waffe von schier unvorstellbarer Zerstörungskraft: Ganze Welten konnte er in Wolken aus Felssplittern verwandeln. Wie die Pak hatten erfahren müssen.
Mit derartiger Technologie experimentierte man, wenn überhaupt, nur weit, weit entfernt von der Weltenflotte. Befände man sich aber erst einmal außerhalb der Singularität der Weltenflotte, konnten Berichte per Hyperwellenfunk von ... einfach überall her abgesetzt werden.
Und das war, kaum dass Nike zum Punkt gekommen war, auch tatsächlich der springende Punkt. Wieder einmal hatte Sigmund den richtigen Riecher gehabt. Fast ein Jahr lang hatten Achilles’ Untergebene die Abwesenheit ihres Vorgesetzten vertuscht. Sie hatten keine Ahnung, wohin Achilles mit einem Schiff des Ministeriums aufgebrochen war ...
Oder warum er aufgehört hatte, per Funk mit ihnen Kontakt zu halten.
12
Hatte es ein Leben vor der Aegis gegeben? Zunehmend hatte Louis Schwierigkeiten, sich das überhaupt vorzustellen. Nur das hin und wieder aufkeimende Verlangen nach Schmerzmitteln erinnerte ihn an jene längst vergangenen Zeiten – und er war sehr froh darüber, dass gerade dieses Verlangen allmählich nachließ.
Ausfaller hatte es gehofft und Nessus befürchtet: Die Aegis war
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