Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
interessiert?
Ausfaller nahm seine Geschichtsvorlesung wieder auf. Voice würde alles aufzeichnen. Daher hörte Louis nur mit halbem Ohr zu. Stattdessen versuchte er, endlich das ganze Bild zu sehen. Niemand wusste genau, wann die Verlorene Kolonie ausgelöscht worden war. Es musste aber um das Jahr 2400 herum gewesen sein. Das war fast vier Jahrhunderte her. Ein Krieg zwischen Pak und menschlichen Protektoren bis zur gegenseitigen Ausrottung konnte daher wohl kaum der Grund dafür sein, hier und jetzt Alarm zu schlagen.
Louis unterbrach Ausfallers Ausführungen, obwohl der noch eine Weile brauchen würde, um es zu bemerken. »Also gibt es eine weitere Invasionswelle der Pak, und diese bedroht die Weltenflotte oder New Terra. Das sind die Daten, die Roland gestohlen hat!«
»Die Vorhut der neuen Pak-Flotte hat unser beider Welten bedroht«, erläuterte Nessus. »Aber es gelang, sie von ihrem bisherigen Kurs abzubringen. Die Flotte wird uns umgehen. Sigmund, ich verstehe immer noch nicht, was Sie so beunruhigt.«
»Nur noch ein bisschen Geduld, wir haben’s gleich!«, entgegnete Ausfaller. »Es gilt noch eine letzte Hintergrundinformation einzubinden. Brennans auf Home kaltblütig begangener Massenmord war kein Ereignis, das isoliert betrachtet werden darf. Auf der Heimatwelt der Pak wurden ganze Institutionen geschaffen, um Protektoren ohne Nachkommenschaft einen Lebenszweck zu geben. Wenn man einen Pak-Protektor davon überzeugen kann, dass er seiner ganzen Spezies dient, hilft ihm das offenkundig über den Verlust der eigenen Nachkommenschaft hinweg. Phssthpok hat sein ganzes Leben der Suche nach der Erde geweiht, weil er seine Nachkommenschaft verloren hatte.
Eine dieser Institutionen war die Große Bibliothek, der ausfallsichere Aufbewahrungsort allen Pak-Wissens, eine Fail-Safe-Datenbank sozusagen. Wann immer die Fehden rivalisierender Clans außer Kontrolle gerieten und die Zivilisation der Pak unterging, half die Große Bibliothek den Überlebenden beim Wiederaufbau ihrer Welt. Jede Menge nachfahrenlose Protektoren landeten in der Großen Bibliothek und dienten hier dem höheren Ziel.
Nachdem Phssthpok zu seiner Suche aufgebrochen war, entdeckten Pak-Forscher die Strahlungszunahme am Scheitel eben jener Wellenfront, die sich seit der Explosion des galaktischen Zentrums ausbreitet. Pakwelt liegt nah am galaktischen Zentrum, und die Pak besitzen keine Hyperantriebstechnologie. Jeder, der an Bord eines Ramjets gelangen konnte, tat es. Jeder, der kein Schiff zur Verfügung hatte, tat sein Bestes, um eines zu stehlen. Kaum dass die verfügbaren Schiffe gestartet waren, kämpften jene, die auf Pakwelt zurückgeblieben waren, um die schwindenden Ressourcen, um neue Schiffe zu bauen.
Sie haben also ganz recht, Louis. Ganze Horden von Pak kamen auf die Weltenflotte und New Terra zu. Und ja, die Pak-Flotten konnten von ihrem ursprünglichen Kurs abgebracht werden, und zwar nach einer Konfrontation, die ich als Pak-Krieg bezeichne, auch wenn Nessus das ein oder andere lieber unter den Teppich kehrt.«
Was denn so beispielsweise? Augenscheinlich nervös zupfte Nessus an seiner Mähne, wie Louis bemerkte, ebenso wie er bemerkt hatte, dass der Puppenspieler nicht wollte, dass Louis Ausfaller gegenüber die Gw’oth erwähnte. Derweil machte sich Ausfaller Sorgen darüber, dass Achilles verschwunden war, während Nessus sich Sorgen darüber machte, dass Achilles die Gw’oth befehdete. Und gerade da erwies sich dieser New-Terran-Spion, dieser Roland-Typ, als falscher Fuffziger, klaute die Daten über den Pak-Krieg, ehe er verschwand – möglicherweise steckte er mit Achilles unter einer Decke. Die Anhaltspunkte waren da und drehten sich nett im Kreise, und in dessen Mitte: siehe da, die Gw’oth!
»So sieht’s also aus«, nahm Ausfaller seinen Faden wieder auf. »Stellen Sie sich Tausende von nachfahrenlosen Pak vor, die Bewahrer der alten Bibliothek. Auf einer dem Untergang geweihten Welt das in dieser Bibliothek bewahrte Wissen zu bewachen ist nichts, was ihrem Leben Sinn geben könnte. Aber könnten sie das Wissen hinaus ins All tragen, mit sich nehmen ...«
Louis nahm einen großen Schluck Kaffee aus einer Quetschflasche und versuchte es sich vorzustellen. Tausende nachfahrenloser Protektoren und eine uralte Bibliothek – dafür bräuchte man jede Menge Schiffe. Protektoren, die noch Nachkommenschaft zu schützen hätten, würden die Schiffe okkupieren, sofern sie es könnten. Könnten selbst Tausende von
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