Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
springlebendig durchs Wasser schossen, wie Sr’o selbst es auch gern getan hätte.
Etwas an diesem Bild stimmte nicht. Was?
»Bald, Schiffsführer, bitte haben Sie Geduld mit mir!« Mit klirrendem, sirrendem Exoskelett startete Sr’o einen weiteren Rundgang, neue Wolken aus Schlamm und Schlick in ihrem Kielwasser. Grollend schoss der Schiffsführer davon.
»Was ist los?«, fragte Pk’o, als sie ihn erreichte. »Wir haben doch schon alles überprüft und dann sogar noch einer zweiten Prüfung unterzogen!«
Dass Sr’o einer Intuition folgte, wollte sie nicht offen aussprechen. »Einen Multi-Scanner bitte.«
Ein Unterton in ihrer Bitte ließ Pk’o zusammenschrecken, jedenfalls soweit der Druckanzug das zuließ. »Ja, Euer Weisheit«, erwiderte er formell.
Mit einem Tubakel umklammerte Sr’o das Instrument. Mit einem anderen Tubakel sah sie sich noch einmal im Frachtraum um. Die Fracht. Die Gruppe, die sich unterhielt. Die Besatzungsmitglieder, die im Frachtraum umherschwammen.
Das war es, was nicht stimmte: wie sie schwammen!
»Schiffsführer!«, rief Sr’o ihn an, die Lautstärke des Außenlautsprechers, der in ihren Druckanzug eingelassen war, bis zum Anschlag hochgeregelt.
Der Schiffsführer kam mitten im Bewegungsfluss zu einem Halt. Zwei Tubakel richtete er rückwärts auf sie. »Was denn jetzt noch?«
»Einige Besatzungsmitglieder scheinen sehr ... energiegeladen.«
Bei diesem seltsamen Verhalten von »energiegeladen« zu sprechen, traf den Sachverhalt nicht ganz. Die Besatzung des Versorgungsschiffs war ... ja, was? Überschwänglich guter Laune. Überbordend enthusiastisch. All das zusammen und noch etwas mehr sogar.
Euphorisch.
Der Schiffsführer beispielsweise reagierte lange nicht so wütend, wie Sr’o erwartet hatte. Denn er hatte jedes Recht, verärgert und wütend zu sein.
Er schwamm jetzt wieder zurück, auf Sr’o zu. »Wie ich Euch schon gesagt habe: Es war eine lange Reise. Die Besatzung freut sich, endlich wieder von Bord gehen zu können, neue Leute kennen zu lernen und eine ganz neue Welt zu entdecken.«
Am Ende der langen Reise, die Sr’o bis zu dieser Welt geführt hatte, war sie erschöpft und ausgesprochen reizbar gewesen. Mit Sicherheit aber nicht euphorisch.
Etwas, das Euphorie auslöste, also. »Einen Augenblick bitte, Schiffsführer.«
Ihr schien, als sei die Besatzung einer Überdosis von Magnesiumsalzen oder Schwefelwasserstoff ausgesetzt gewesen. Die Instrumente von Sr’os Druckanzug behaupteten jedoch hartnäckig, alle im Wasser gelösten Stoffe befänden sich innerhalb normaler Parameter.
Sr’o hob den Tubakel, in dem sie den Multi-Scanner hielt. »Darf ich Ihre Daten einlesen?« Der Schiffsführer gab keine Antwort. Also scannte Sr’o ihn, wie angekündigt. Er strotzte vor Gesundheit.
Trotzdem entsprachen einige Anzeigen nicht der Norm. Beispielsweise waren einige Enzymwerte deutlich erhöht, so deutlich, wie Sr’o es nie zuvor untergekommen war. Das könnte das unerwartete energetische Hoch der Besatzung durchaus erklären. Einige Gensequenzen wiederholten sich in einem Sr’o nicht geläufigen Maße. Eben diese Gene kodierten die Enzyme, die in abnormer Höhe auftraten. Am meisten aber erstaunte Sr’o, dass sie Sequenzen zwischen den Genen fand, die dort nicht zu erwarten waren ...
An Stellen, wo Retroviren lauern konnten.
»Mein Team und ich müssen zu unserem Transporter zurückkehren«, erklärte Sr’o dem Schiffsführer.
»Warum?«, verlangte er zu wissen. »Stimmt denn etwas nicht mit uns?«
»Es fanden sich ... überraschende Untersuchungsergebnisse. Ich habe hier nicht die Ressourcen, um eine komplette Analyse durchführen zu können.« Außerdem reichen meine mentalen Kapazitäten dafür nicht.
Ol’t’ros dagegen schon.
Ol’t’ro überlegten.
Die Besatzung des Versorgungsschiffs: sie war dem Untergang geweiht. Hätte man ihr erlaubt, die Fracht zu löschen und Kl’mo wieder zu verlassen, hätte keiner überlebt, um das Schiff bis nach Jm’ho zu bringen. Ebenso der Lotse, der den Frachter in der Leere des interstellaren Raums am Rendezvouspunkt erwartet und sicher zur geheimen Position der Kolonie geleitet hatte.
Der Tod, der sie erwartete. Zellen starben, Zellen reproduzierten sich. Mit jeder Zellgeneration wären die abnormen Enzymkonzentrationen angestiegen. War die Konzentration schließlich hoch genug, würden die Enzyme die Zell-DNA aufspalten, ihre ahnungslosen Wirte töten und das Retrovirus freisetzen, das darin bis
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