Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
wartenden Raumschiff bringen.
Während ein Blitz über den Himmel zuckte und Donner grollte, fragte sich Sr’o, was sie wohl finden würden.
Jede Menge Schlick wirbelte Sr’o mit jedem unbeholfenen Schritt der metallbereiften Gliedmaßen im Wasser auf. Üppig gediehen Schwämme und sessile Würmer, fest und gut verwachsen mit dem Untergrund; dicht bedeckten sie den Boden des Frachtraums. Fette motile Würmer und Flitzerkäfer, Schlickläufer und kleine scherenbewaffnete Räuber jeder nur erdenklichen Art flitzten und huschten im Wasser umher oder spähten aus dem dicken Teppich aus Meeresflora. Alles strotzte vor Gesundheit, war unglaublich fruchtbar und vital. Sr’o verlangte es danach, sich den Druckanzug herunterzureißen. Sie wollte das köstliche Nass durch ihre Kiemen strömen lassen und schlemmen wie schon lange nicht mehr.
Stattdessen ließen die Techniker und sie eine Testreihe nach der anderen laufen, die sie mittels der mitgebrachten Instrumente durchführten. Sie erhielten nur perfekte Ergebnisse.
»Seid Ihr jetzt zufrieden?«, fragte der Schiffsführer. Wegen des weit entfernt vom Ozean gelegenen Landeplatzes, den man ihm ohne weitere Erklärungen zugewiesen hatte, war er immer noch erbost. Oder er nahm Anstoß an dem bewaffneten Begleitschiff, das hoch über dem Landeplatz kreiste. Oder die gepanzerten Wachen störten ihn, die unaufhörlich den Frachtraum scannten. Oder Sr’os Verhalten, das ihr Misstrauen ihm gegenüber verriet.
Entschuldigend wedelte Sr’o mit einem Tubakel. Ihr Exoskelett aber verwandelte die Geste in ein Zerrbild. Ol’t’ro hatten verfügt, dass während der Inspektion die Schutzanzüge nicht abzulegen seien.
»Wir sind gekommen, um zu helfen«, schimpfte der Schiffsführer. »Wann dürfen wir denn nun endlich unsere Fracht in der Kolonie löschen, bitte schön?«
Ol’t’ro waren sich so sicher gewesen, es gäbe Unregelmäßigkeiten an Bord. Hatten Ol’t’ro sich je bei etwas von solcher Tragweite geirrt? Sr’o konnte sich nicht an einen einzigen Fall erinnern.
Oder gab sie sich hier einer Selbsttäuschung hin? Vielleicht war es ja doch ein Fehler gewesen, so weit entfernt von Jm’ho zu siedeln.
Da, das Echo einer Erinnerung aus der letzten Verschmelzung, und Er’os noch blassere, noch schattenhaftere Restexistenz mahnte tadelnd: Ich finde das verdächtig.
Was sonst noch könnte Sr’o einem Test unterziehen oder erfragen und in Frage stellen? »Woher genau stammt Ihre Ladung, Schiffsführer?«
»Von den hydrothermalen Tiefseequellen am Nordende des Gk’ho-Grabens.«
»Ausgezeichnet!« Das Nordende des Grabens war ein großes Wildreservat; es lag im abgelegensten Teil der Gk’ho-Nation. Sr’o hätte keinen besseren Ort zu benennen vermocht, um arttypische Proben von ozeanischem Leben zu sammeln. Außerdem war der Gk’Gk’ho kein Freund des Tn’Tn’ho.
Über ein Mikrofon, das tief in einem Tubakel implantiert war, subvokalisierte Sr’o. Sie gab per Funk Pk’o nur eine für seine Ohren bestimmte Anweisung: »Können Sie bitte den Herkunftsort der Ladung bestimmen!«
»Einen Moment bitte!« Unter vernehmlichem Surren der Exoskelett-Motoren huschte Pk’o zu dem Lastkarren mit der Ausrüstung. Die an Bord durchgeführten Scans und gesammelten Datenströme flossen drahtlos in dessen Computersystem. Ein Weile benötigte der Techniker, um einen Überblick über die Datenflut zu erhalten und die Daten zu dem erfragten Bereich zu analysieren. »Höchstwahrscheinlich das Gk’ho-Wildreservat«, setzte er seine Rückmeldung über Funk ab.
»Gut«, antwortete Sr’o. »Sie können dann jetzt damit beginnen, die Ausrüstung zusammenzupacken!«
»Ich würde die Ladung jetzt wirklich gern löschen«, sagte der Schiffsführer, »und die Besatzung sollte das Schiff unbedingt für eine Weile verlassen dürfen, ehe wir die Rückreise antreten.«
Sr’o konnte sich nicht überwinden, die Genehmigung dafür zu erteilen. Sie hob einen Tubakel, die Motoren des Exoskeletts surrten, und sah sich noch einmal im Frachtraum um. Eine Welle wütender Rot-und Dunkelrottöne überzog die Stachelhaut des Schiffsführers. Sr’o ignorierte das Farbsignal. Was hörte und was sah sie? Ihre zwei Leibwächter, wie gewohnt wachsam. Pk’o, der Instrumente auf dem motorisierten Lastkarren verstaute. Kt’o mitten in einer Gruppe aus Besatzungsmitgliedern, der nach Neuigkeiten aus der Heimat fragte. Noch mehr Besatzungsmitglieder, die sich genüsslich im Wasser treiben ließen oder
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