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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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über den Fuß des Kax bin ich gestolpert und habe mir die Hand verletzt.»
    «Lasst sehen.» Vorsichtig betastete Adelina die Hand, über die eine blutige Schramme lief. «Das sieht aber gar nicht gut aus. Vielleicht ist sogar etwas gebrochen.» Besorgt ließ sie die Hand wieder los. «Da kann ich Euch nicht helfen, Ihr solltet zu einem … Augenblick!», unterbrach sie sich und eilte zur Hintertür. «Ich bin gleich wieder da!» Sie war mit wenigen Schritten an der Küchentür und streckte den Kopf hinein. «Meister Jupp? Gut, dass Ihr noch da seid. Wäret Ihr so freundlich, mit in die Apotheke zu kommen? Dort ist der Gewaltrichter Reese mit einer verletzten Hand.»
    «Oh, aber sicher.» Meister Jupp sprang auf und folgte ihr. «Um was für eine Verletzung handelt es sich?»
    «Seht selbst.» Adelina führte ihn in den Apothekenraum und stellte die beiden Männer einander vor.
    Meister Jupp begann sofort, die Hand des Ratsherrn zu untersuchen und nickte dann vor sich hin. «Hm, aha, ja, zwei Finger sind gebrochen. Das muss gerichtet werden.» Er wandte sich an Adelina. «Habt Ihr sauberesLeinen für einen Verband? Dann bringt es mir doch bitte nach nebenan. Glücklicherweise habe ich mein Werkzeug bereits hergebracht. Kommt, guter Mann, Euch kann sogleich geholfen werden.»
    Als Adelina den zweifelnden Ausdruck auf Reeses Gesicht sah, nickte sie ihm ermutigend zu. «Geht nur mit ihm. Meister Jupp wird sich als Chirurg künftig die Räume nebenan mit meinem Gemahl teilen. Er soll ein ausgezeichneter Knochenflicker sein. Ich schicke Franziska mit dem Leintuch zu Euch hinüber.»
    ***
    Als Franziska wenig später von ihrem Botengang zurückkam, meinte sie bewundernd: «Also, ich sag Euch, Herrin, dieser Meister Jupp, das ist ein Mann, dem seine Arbeit Spaß macht. Er hat die ganze Zeit vor sich hin gepfiffen, während er die Hand von Herrn Reese versorgt hat. Und wie geschickt der ist! Ganz sanft war er, obwohl er doch solche Pranken hat.» Sie führte eine übertriebene Geste aus, die zeigen sollte, wie riesig die Pranken des Chirurgen waren. «Aber der arme Herr Reese hatte trotzdem scheußliche Schmerzen, das hat man ihm angesehen. Jetzt ist er nach Hause gegangen. Aber er meinte noch, ich soll Euch ausrichten, dass Marie Elfge morgen zu Euch kommen möchte.»
    «So?» Überrascht hob Adelina die Brauen. «Hat er gesagt, was sie von mir will?»
    «Nein.» Franziska schüttelte den Kopf. «Nur, dass sie sich Eure Apotheke ansehen möchte.»
    «Kommt Meister Jupp noch einmal herüber?»
    «Ich glaube schon.» Franziska nickte. «Der Herr Magisterist gerade gekommen, und sie unterhalten sich. Bestimmt lädt er Meister Jupp zum Essen ein.»
    «In Ordnung, dann gib Magda Bescheid, dass sie für eine Person mehr aufdeckt.»
    Nachdem Franziska die Apotheke verlassen hatte, lehnte sich Adelina nachdenklich gegen den Verkaufstresen. Marie Elfge wollte sie also besuchen. Unangenehm war ihr dieser Gedanke ganz und gar nicht. Die junge Frau hatte sehr nett gewirkt; Adelina freute sich darauf, sie näher kennenzulernen und ihr die Apotheke zu zeigen.
    ***
    Nach dem Abendessen, die Mädchen und das Gesinde hatten sich bereits in ihre Kammern begeben, setzte sich Adelina mit Colin noch einmal auf die Ofenbank in der Küche und ließ ihn bei sich trinken. Neklas kam dazu und betrachtete beide liebevoll. «Der kleine Kerl hat einen ganz schönen Appetit, was?»
    Adelina lächelte. «Von wem, glaubst du, hat er das? Aber findest du es nicht ungehörig, uns beide so anzustarren?»
    «Ganz und gar nicht.» Neklas zupfte neckisch an einem Zipfel ihrer Haube. «Vielleicht macht mir das ja auch ein wenig Appetit.»
    «Nun hör aber auf!» Verlegen drehte sie sich von ihm weg, doch damit entzog sie Colin ihre Brust, und er begann zu weinen.
    Neklas lachte leise. «Mir scheint, mein Sohn und ich haben da tatsächlich etwas gemeinsam.» Doch dann wurde er wieder ernst. «Warum hast du mir nicht erzählt, dass du heute Thomasius begegnet bist?»
    Adelina schnaubte empört. «Weil er es nicht wert ist …» Sie brach ab und fragte dann unvermittelt: «Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass er mit Meister Jupp verwandt ist?»
    Neklas zuckte mit den Achseln. «Ich wusste, das würdest du noch früh genug erfahren. Die beiden sind nicht eben die besten Freunde.»
    «Kann man das in Bezug auf Bruder Thomasius überhaupt von jemand behaupten?»
    «Vermutlich nicht», bestätigte Neklas.
    Eine Weile saßen sie still beieinander und hingen

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