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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ihren Gedanken nach. Nachdem Colin satt war, richtete Adelina ihr Kleid, wiegte ihren Sohn jedoch weiterhin in ihren Armen.
    «Gibt es noch etwas, das ich über deinen Freund wissen sollte? Etwas, das vielleicht mit deiner Vergangenheit zusammenhängt?»
    Neklas seufzte. «Nichts, was du nicht beizeiten erfahren wirst.» Er stand auf. «Lass uns hinaufgehen.»
    Argwöhnisch blickte sie ihn an, blieb jedoch sitzen. «Was verschweigst du mir diesmal?»
    Er drehte sich in der Tür um. «Adelina …»
    «Nein!» Sie schnitt ihm mit einer heftigen Handbewegung das Wort ab. «Du hast mich schon mehr als einmal in Schrecken und Sorge versetzt. Wann gedenkst du zum Beispiel, deine alchemistischen Schriften wieder aus der Bibliothek des Erzbischofs zu entfernen? Ich kann noch immer nicht begreifen, warum du glaubst, sie seien dort sicher, geschweige denn, wie du es fertiggebracht hast, sie dorthin zu bringen.» Sie stand auf und schob sich, Colin fest an sich gedrückt, an ihm vorbei.
    Neklas folgte ihr die Stiege hinauf, antwortete ihr jedocherst, als die Tür der Schlafkammer hinter ihnen zugefallen war. «Die Bücher sind längst nicht mehr dort.»
    Adelina, die Colin in seine Wiege gebettet hatte, richtete sich auf. «Ach?»
    «Ich weiß selbst, dass sie im erzbischöflichen Palast nicht auf Dauer sicher gewesen wären.»
    «Hast du sie vernichtet?»
    «Wie es aussieht, ist Thomasius nicht mehr hinter ihnen her. Denn schließlich hat er seither keine Anstalten gemacht, sie bei mir zu suchen.»
    «Um Himmels willen!» Adelina starrte ihn entsetzt an. «Sie sind wieder hier im Haus?»
    «Sie sind hier sicher.»
    «Es sind verbotene Schriften, Neklas. Wenn man sie bei dir findet, kann dich das auf den Scheiterhaufen bringen. Und genau das will Thomasius! Er ist fanatisch … und er ist Dominikaner. Jeder weiß doch, dass die Dominikaner mit der Inquisition …»
    «Thomasius ist kein Inquisitor.»
    «Aber er kann dich dennoch anklagen.»
    «Das kann jeder, der es will.» Neklas setzte sich aufs Bett und klopfte auffordernd neben sich. Adelina blieb jedoch bei der Wiege stehen und verschränkte die Arme vor dem Leib. Seufzend schüttelte er den Kopf. «Lina, ich verstehe dich ja. Aber du kannst sicher sein, dass weder die Bücher noch Thomasius dir oder den Kindern gefährlich werden können.»
    «Und was ist mit dir?» Nun trat sie doch näher und setzte sich auf die Bettkante.
    Neklas fasste sie leicht an der Schulter. «Auch mir nicht.»
    «Ach, und was macht dich da auf einmal so sicher?Ich weiß noch, wie du reagiert hast, als Thomasius zum ersten Mal in Köln aufgetaucht ist. Er hat dir Angst gemacht. Und das sicherlich nicht ohne Grund.»
    Neklas’ Griff an ihrer Schulter wurde fester. «Vielleicht sollte ich dir doch etwas erzählen.»
    «Ich bitte darum!»
    «Lina!» Neklas seufzte, dann sagte er: «Thomasius hat mir weniger Angst gemacht, als du denkst. Vielmehr hat es mich wütend gemacht, dass er mich hier gefunden hat, ja, dass er mich überhaupt all die Jahre verfolgt hat und es, wie du weißt, noch immer tut.»
    «Er war einer der Ankläger in dem Prozess, der dich in Italien auf den Scheiterhaufen bringen sollte.»
    «Das war er.» Einen Moment schwieg er und schien nach den richtigen Worten zu suchen. «Die Anklage gegen mich lautete unter anderem auf verbotene Leichensektion und Giftmischerei.»
    «Unter anderem?», stieß Adelina hervor.
    Neklas ging nicht weiter darauf ein. «Ich habe dir bereits erzählt, was meine Beweggründe für diese Taten waren. Ich wollte Wege finden, kranken oder vergifteten Menschen zu helfen, nicht mehr und nicht weniger.»
    «Die Kirche sieht das aber anders», warf Adelina ein.
    «Das tut sie in der Tat», bestätigte er mit bitterem Unterton. «Den Inquisitoren war mein Ruf als Alchemist bekannt. Die Sektionen hätten sie vielleicht gar nicht so sehr gegen mich aufgebracht, wenn sie nicht hinter meinem Wissen her gewesen wären.» Er ließ seine Hand von ihrer Schulter gleiten und begann, seine Stiefel auszuziehen. «Wissen, das ich nicht mit ihnen teilen wollte. Aber sie ließen nicht locker und boten mir Gold und eine Pfründe, wenn ich ihnen mein Wissen überdie Transmutation von unedlen zu edlen Metallen verriete.»
    «Dann weißt du also, wie man aus unedlen Metallen Gold macht?» Adelina sah ihn sprachlos an.
    Neklas nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. «Theoretisch ja. Nur ein paar kleine Details entziehen sich beharrlich meiner Kenntnis. Einige aufwendige

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