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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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sie zeugen von Missgunst, mein lieber Bruder im Herrn. Kein schöner Charakterzug, aber du warst ja schon immer nachtragend wie der Gottseibeiuns. Ich könnte ja behaupten, mich zu freuen, dich wiederzusehen, doch das wäre eine glatte Lüge und damit eine Sünde, nicht wahr, Thomasius? Also schlucke ich die Worte hinunter, die mir bei deinem Anblick durch den Kopf gehen, und begrüße lieber die Gemahlin meines lieben Freundes.» Er lächelte Adelina an, ohne auf das empörte Schnaufen des Mönchs zu achten. «Guten Tag, Frau Adelina. Geht Ihr immer allein spazieren? Keine gute Idee, wie mir scheint, wenn Euch solch unfreundliche Gesellen belästigen können.»
    Adelina entspannte sich sogleich in der heiteren Gegenwart des Chirurgen und schaffte es sogar zurückzulächeln. «Guten Tag, Meister Jupp. Ihr habt sicher recht, aber ich war bis eben nicht allein, müsst Ihr wissen. Beim Anblick von Bruder Thomasius ist jedoch meine Stieftochter auf und davon gerannt, und mein Lehrmädchen Mira hatte nichts Besseres zu tun, als ihr auf dem Fuß zu folgen.»
    «Aha. Das wird wohl für die beiden Jungfern noch ein erkleckliches Donnerwetter nach sich ziehen», vermutete der Chirurg. «Aber scheltet sie nicht zu arg, liebe Frau. Vor Thomasius die Flucht zu ergreifen, bedeutet, ein gutes Maß an Menschenverstand zu besitzen. Für Kinder in dem Alter bestimmt nicht von Nachteil, will ich meinen.»
    «Josef Kornbläser.» Thomasius starrte den Chirurgen an. «Ich hätte nicht gedacht, dich noch einmal wiederzusehen.»
    «Meister Josef Kornbläser für dich. Und auch ich hatte gehofft, auf deine Gegenwart bis zum Jüngsten Gericht verzichten zu dürfen.» Meister Jupp starrte feindselig zurück und verschränkte seine muskulösen Arme vor dem Körper.
    Thomasius gab sich unbeeindruckt. «Wie geht es deiner jüdischen Hure? Oder ist sie womöglich inzwischen doch dein angetrautes Weib geworden?»
    «Nachdem du lange genug dafür gesorgt hast, dass sich kein Geistlicher fand, der sie taufen wollte, ist uns dieses Glück leider versagt geblieben. Und wahrscheinlich wird es dich sogar freuen zu hören, dass sie gestorben ist.» Meister Jupps Stimme war voller Sarkasmus.
    Thomasius machte große Augen. «Oh.»
    «Gib dir keine Mühe, alter Mann. Ich weiß, dass du glaubst, dies sei meine gerechte Strafe. Vielleicht hast du damit sogar recht, wer weiß.»
    «Ich habe nicht gesagt …»
    «Aber gedacht. Geh zurück in dein Kloster und rutsch noch ein bisschen auf den Knien vor dem Altar herum. Aber hör auf, den Menschen unnötig Verdruss zu bereiten.» Er wandte sich an Adelina. «Kommt, ich begleite Euch nach Hause. Ist Neklas noch unterwegs?»
    «Ich weiß es nicht.» Adelina hatte dem Disput atemlos gelauscht und blickte nun irritiert dem Dominikaner nach, der sich grußlos abgewandt hatte und davongegangen war.
    «Überrascht?»
    «Was?» Sie sah den Chirurgen verwirrt an.
    Er grinste spitzbübisch, doch seine Augen blickten noch immer ernst drein. «Für Thomasius habe ich ebenso wenig freundliche Worte übrig wie Ihr. Allerdingswird er sie mir vermutlich weniger ankreiden als Euch.»
    «Wie das?»
    «Er hat ein schlechtes Gewissen.»
    Sie bogen auf den Alter Markt ein. Meister Jupp nahm Adelinas Arm, führte sie um den Stand einer Hökerin herum und schob einen Bettler beiseite, der sich ihnen mit fordernd erhobenen Händen genähert hatte. Dann fuhr er fort: «Er hat sich seit meinen Kindertagen bemüht, mir das Leben schwer zu machen. Das tut er grundsätzlich bei allen Menschen, ganz besonders jedoch bei denen, die ihm nahestehen. Zuletzt ist er einen Schritt zu weit gegangen.»
    Adelina blieb, da sie die Apotheke erreicht hatten, stehen und sah ihn überrascht an. «Ich verstehe nicht ganz …»
    «Thomasius ist mein Onkel, Frau Adelina.»
    «Bruder Thomasius? Du liebe Zeit.» Erschüttert ließ sie die Hand sinken, mit der sie die Haustür hatte öffnen wollen.
    «Thomas Kornbläser, bevor er die heiligen Weihen empfing. Die Verwandtschaft kann man sich leider nicht aussuchen.» Er lächelte wieder. «Tut mir den Gefallen und denkt nicht weiter darüber nach. Was mich betrifft, sind die familiären Bindungen zu Bruder Thomasius erledigt.»
    «Er macht uns Scherereien, seit er in der Stadt ist.»
    Meister Jupp nickte. «Wie ich bereits sagte: Das gehört zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Aber sagt, wovon sprach er überhaupt? Ist Neklas in Schwierigkeiten?»
    «Ich hoffe nicht.» Adelina hob die Schultern. «Aber kommt

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