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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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bestimmt erfreuen.»
    Neklas zuckte mit den Schultern. «Er ist ein guter Arzt, das muss man ihm lassen.» Er ging zur Tür und zog sie zu, dann kam er zurück zum Tresen. «Wie ich gehört habe, ist Meister Vetscholder noch immer nicht aufgetaucht.»
    Adelina räumte die Glasflasche und die Tiegel wieder ins Regal zurück und wischte erneut mit dem Lappen über den Tresen. «Glaubst du, er hat etwas mit Belas Tod zu tun?»
    Neklas hob die Schultern. «Sie war schwanger. Wenn das Kind nicht von ihm war und sie es ihm verheimlicht hat …»
    «Sie hat es ihm nicht verheimlicht», meinte Adelina. Sie erinnerte sich, was Marie ihr erzählt hatte. «Er wusste von dem Kind.»
    «Dann könnte es doch durchaus sein, dass er in Zorn geriet und sie umgebracht hat.»
    «Nein, du verstehst nicht.» Adelina wischte ihre Hände an ihrem Rock ab und stützte sich dann auf den Tresen. «Er wusste es schon länger. Und Marie hat mir versichert, dass er Bela trotzdem heiraten wollte.»
    «Marie?»
    «Marie Elfge, Belas Schwester. Ich traf sie mit Reese im Gaffelhaus.»
    «Dann war das Kind vielleicht doch von ihm.»
    Adelina schüttelte den Kopf. «Sie wurde überfallen, auf dem Weg zwischen Köln und Siegburg.» Sie rieb sich die Arme, auf denen sich eine unangenehme Gänsehaut gebildet hatte. «Ein Trupp Soldaten hat ihre Kutsche angehalten, und einer von ihnen …» Sie brach schaudernd ab.
    «Ich verstehe.» Neklas machte ein ernstes Gesicht. «Und dennoch wollte Vetscholder sie heiraten?»
    «So sagt wenigstens Marie», bestätigte Adelina. «Zwischen den beiden muss eine große Zuneigung bestanden haben. Er wollte das Kind als seines anerkennen.»
    «Und dennoch ist er seit Belas Tod verschwunden», gab Neklas zu bedenken. «Wer weiß, was wirklich in ihm vorging. Gekränkte Ehre hat schon so manchen zur Raserei gebracht.»
    «Mag sein.» Adelina ging leise zur Hintertür und warfeinen Blick auf ihr Lehrmädchen, das gerade eifrig dabei war, das volle Glas-Ei aus der Destille zu nehmen. «Ich komme gleich, Mira», sagte sie und zog die Tür wieder zu. Langsam drehte sie sich zu Neklas um. «Was aber nicht dazu passt, sind der Ort und die Umstände von Belas Tod», meinte sie. «Lockt ein Mann, rasend vor Zorn, seine Braut in aller Frühe in ein Zunfthaus, um sie dort im Weinkeller zu ermorden? Und warum hat er ihr den Leib aufgeschnitten?»
    «Du hast recht, das passt nicht ins Bild», stimmte Neklas nachdenklich zu. Dann schüttelte er den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung. «Aber das ist ja eigentlich wirklich nicht unsere Angelegenheit. Der Vogt oder Gewaltrichter Reese wird die Wahrheit schon ans Licht bringen. Es ist wirklich besser, wenn wir uns aus der Sache heraushalten, meinst du nicht?»
    Adelina verzog ironisch die Mundwinkel. «Sind wir nicht schon längst mittendrin?»
    ***
    Das Glöckchen an der Haustür rief Adelina eine Weile später aus dem Hinterzimmer in die Apotheke. Sie überließ Mira das Abfüllen der Essenz in die kleinen Glasphiolen und eilte in den Verkaufsraum.
    Marie Elfge stand noch an der Tür und sah sich neugierig in dem quadratischen Raum mit den hohen Regalen um. Bei Adelinas Anblick lächelte sie herzlich. «Guten Tag, Meisterin Burka. Ich hoffe, ich störe Euch nicht? Ich möchte Euch keinesfalls von der Arbeit abhalten, aber ich musste mir unbedingt Eure Apotheke ansehen. Onkel Georg hat mich so neugierig gemacht …»
    «Aber nein, Ihr stört überhaupt nicht.» Adelina machte eine einladende Handbewegung. «Kommt nur näher und seht Euch um.»
    «Haltet mich bitte nicht für aufdringlich», sagte Marie und beäugte die Tiegel und Phiolen, die hinter Adelina in den Regalen aufgereiht standen. «Ihr müsst wissen, ich war noch niemals in einer Apotheke. Es ist nämlich so», sie kicherte. «Ich war noch niemals krank. Meine Mutter sagt immer, ich erfreue mich einer geradezu skandalösen Gesundheit.»
    «Ich kann Euch gerne ein wenig herumführen, Jungfer Marie», schlug Adelina vor. Belas Schwester, die wohl nur wenig jünger als sie selbst war, gefiel ihr ausnehmend gut.
    Marie lächelte erfreut. «Würdet Ihr das tun? Wisst Ihr, ich bewundere Frauen, die ein Handwerk erlernt haben und sogar ein eigenes Geschäft führen. Mein Vater wollte nicht, dass Bela oder ich etwas anderes als das Hauswesen erlernen. Ihm ist es nur wichtig, dass wir einmal einen guten Eheherrn finden. Den Wein- und Spezereienhandel wird einmal mein jüngerer Bruder übernehmen.» Sie hielt inne und blickte

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