Verrat im Zunfthaus
Zähne zusammen und nahm die gewünschten Zutaten aus dem Regal. Dann ging sie rasch zur Hintertür und rief nach Mira. «Bring mir Mörser und Waage her, auch die kleinen Gewichte!»
Van Stijn hatte sich gegen den Tresen gelehnt und trommelte ungeduldig mit den Fingern darauf herum. «Warum habt Ihr Eure Waage nicht hier stehen?»
Adelina öffnete eines der Behältnisse und roch zur Kontrolle daran. «Weil mein Lehrmädchen sie vorhin gereinigt hat», erklärte sie kurz angebunden. In diesem Moment kam Mira auch bereits mit den Gerätschaften herbei.
Van Stijn musterte sie eingehend. «Dauert das bei dir immer so lange, Mädchen?»
«Äh …» Mira sah verunsichert zwischen dem Arzt und Adelina hin und her.
Adelina schüttelte leicht den Kopf. «Geh wieder nach hinten und kümmere dich um die Destille.»
Mira nickte und machte sich sichtlich erleichtert davon. Währenddessen hatte Adelina bereits damit begonnen, die Zutaten für die Arznei zu mischen.
Der Arzt sah ihr mit Argusaugen dabei zu. «Ihr lasst das Mädchen an die Destille? Wie lange geht sie bereits bei Euch in die Lehre? Sie kann doch höchstens zehn Jahre alt sein.»
Adelina hob den Kopf und funkelte ihn verärgert an. «Mira ist zwölf und bereits seit einem Jahr bei mir. Sie ist durchaus in der Lage, die Bereitung von Weingeist zu überwachen.»
«Meisterin Burka ist sehr tüchtig, Magister van Stijn», beeilte sich Arnoldus einzuwerfen. «Glaubt mir, in ganz Köln findet Ihr keine bessere Apothekerin. Und ihre Lehrmädchen sind äußerst fleißig und gelehrig …»
«Das wird sich noch herausstellen», unterbrach van Stijn ihn steif, dann wandte er sich wieder an Adelina. «Was ist, seid Ihr bald fertig?»
Sie füllte das Gemisch in eine kleine Holzdose mit Deckel und reichte sie dem Arzt. «Zwei Kupferpfennige.»
«Ihr näht das nicht in Wachstuch ein?» Van Stijn öffnete den Deckel des Behältnisses und schloss ihn gleich wieder.
Adelina schüttelte den Kopf. «Diese Mischung muss atmen können. In Wachstuch würde sie rasch verderben.»
Der Arzt nickte gnädig und legte ihr das Geld auf den Tresen. Dann wandte er sich mit einem gemurmelten Gruß ab und trat auf den Marktplatz hinaus.
Magister Arnoldus kratzte sich verlegen am Kopf. «Verzeiht, meine Liebe, er ist ein wenig … Er ist …»
Adelina lächelte ihm zu. «Ist schon gut.»
«Aber er ist ein guter Arzt, das könnt Ihr mir glauben.»
Von draußen drang plötzlich Neklas’ Stimme zu ihnen. «Pierre van Stijn! So eine Überraschung.» Sein Ton verriet, dass er gerne auf diese Überraschung verzichtet hätte. Die beiden Männer betraten erneut die Apotheke. Van Stijn sah ebenso wenig erfreut aus wie Neklas. «Dann ist es also wahr, du bist hier in Köln. Und noch dazu …» Er blickte zwischen Neklas und Adelina hin und her. «Mit einer Apothekerin verheiratet?» Naserümpfend wandte er sich ab. «Du weißt genau, dass Arzt und Apotheker keine gemeinsame Sache machen dürfen. Darauf stehen hohe Strafen.»
«Das tun wir auch nicht», erwiderte Neklas kühl. «Jedenfalls nicht in beruflicher Hinsicht.»
«Das will ich hoffen.» Van Stijn war schon wieder an der Tür. «Wenn mir so etwas zu Ohren kommen sollte …» Damit war er zur Tür hinaus.
Arnoldus folgte ihm eilig, drehte sich an der Tür jedochnoch einmal um. «Nehmt es ihm nicht übel. Er ist wirklich ein guter Arzt, und wir können froh sein, dass er Mitglied der Fakultät geworden ist. Also …» Er lächelte noch einmal entschuldigend. «Gehabt Euch wohl, Meisterin, Magister Burka.» Damit eilte er hinter van Stijn her, der den Marktplatz bereits zur Hälfte überquert hatte.
Neklas sah ihnen kurz nach, dann drehte er sich zu Adelina um und lächelte schief. «Habe ich richtig gehört, der alte Sauertopf ist in die medizinische Fakultät eingetreten?»
Adelina nickte. «Er übernimmt Magister Arnoldus’ Posten. Woher kennst du ihn?»
«Ach», Neklas winkte ab. «Wir haben eine Zeit lang zusammen studiert. Anscheinend trifft sich der gesamte Jahrgang hier in Köln wieder.»
Erstaunt hob Adelina die Brauen. «Ihr habt gemeinsam studiert? Dieser van Stijn wirkt viel älter als du.»
Neklas grinste. «Das täuscht. So wie jetzt sah er wohl schon als Kind aus. Wahrscheinlich hat er das seiner chronisch schlechten Stimmung zu verdanken. Er war regelmäßig Prüfungsbester, aber nicht einmal das hat ihn zu einem Lächeln verleitet. Er ist ein klassischer Miesepeter.»
«Na wunderbar. Das wird die Scholaren
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