Verrat im Zunfthaus
ich sehr erstaunlich.»
«Ich habe es noch nicht lange», antwortete Adelina,nicht ohne Stolz. «Nachdem ich die Apotheke von Vater als Meisterin übernommen hatte, galt das seine nicht mehr. Erst kürzlich habe ich mein Siegel ins Zunftregister eintragen lassen.»
«Ja, ja, Neklas erzählte es mir.» Benedikta stellte die Platte mit dem Braten auf den Tisch und setzte sich dann auf die Ofenbank. Sie schwieg und sah Adelina dabei zu, wie sie den Tisch deckte und dann die Katze hereinließ, die maunzend vor der Küchentür saß. Sowohl Katze als auch Hund bekamen eine Schale Wasser und eine Scheibe Braten, dann öffnete Adelina die Fensterläden und ließ die angenehm kühle Morgenluft herein.
«Es scheint wieder einen sonnigen Tag zu geben», meinte Benedikta. «Auf den Rosen in deinem Garten liegt viel Tau, also wird es auch wieder recht warm werden.» Sie schwieg wieder, aber es schien, als wolle sie noch etwas anderes loswerden. «Adelina», setzte sie an. «Ich hätte niemals gedacht, dass mein Sohn jemals heiraten würde. Und dann noch jemanden wie dich …»
In diesem Moment wurden im Gang Schritte laut. Neklas kam herein und sah sich überrascht um. «Nanu? Ihr seid beide schon auf? Mutter, nach der langen Reise hättest du dich lieber noch ausruhen sollen!»
«Ach was, Junge, du weißt, mir liegt das lange Schlafen nicht. Feidgin hingegen wird das Frühstück mit Sicherheit verpassen, aber es sei ihr gegönnt. Und wir haben eben so nett geplaudert, nicht wahr, Adelina?»
Adelina wurde einer Antwort enthoben, da nun auch Ludowig und Franziska hereinkamen.
«Herrin, soll ich Vitus wecken und ihm beim Ankleiden helfen?», fragte die Magd. «Dann kann ich gleich seine alten Beinlinge mitnehmen und an den Knien flicken.»
«Ja, geh nur, aber pass auf, dass er sich auch ordentlich wäscht!»
«Also Herrin, ich find das nicht gut», brummte Ludowig, als Franziska in Vitus’ Kammer verschwunden war. «Sie sollte nicht mit dem Jungen allein in seiner Kammer sein. Wer weiß, womit sie ihm da den Kopf verdreht.»
«Also Ludowig, wirklich!» Tadelnd schüttelte Adelina den Kopf. «Das ist doch Unsinn. Und Vitus braucht nun einmal Hilfe bei allem, was er tut. Das weißt du doch.»
«Aber nicht von der.»
Adelina hob die Brauen. «Was soll das heißen?»
Verlegen blickte der Knecht auf seine Hände und druckste herum. «Na, was ich gesagt habe. Die Kleine ist … sie hat …» Er kaute auf seiner Unterlippe. «Na, sie ist halt ein Weib.»
«Ach?»
«Und sie sollte so was nicht machen. Das ist nicht gut, vielleicht kommt sie auch in Verruf und …»
«Also wirklich, Ludowig!» Nun schüttelte auch Neklas verwundert den Kopf. «Was redest du da für einen Unsinn?»
«Willst du dich vielleicht in Zukunft um Vitus kümmern, ihn waschen und anziehen?», fauchte Adelina, der Ludowigs abfällige Reden mittlerweile auf die Nerven gingen.
Ludowig hob ruckartig den Kopf und sah sie erschrocken an. «Gott bewahre, Herrin, nein. Ich mein, ich hab nichts gegen den Jungen, aber das ist doch keine Arbeit für mich!»
«Und für wen dann, wenn Franziska es nicht tun soll?» Adelina funkelte ihn erbost an. «Ludowig, ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, dass ihr euch plötzlichnicht mehr ausstehen könnt. Aber du bist ein guter Knecht und Franziska eine ebenso gute Magd. Und ich will, dass ihr beide eure Arbeit tut, und deswegen kein Mucken und Maulen mehr hören.»
Ludowig senkte den Kopf wieder. «Ja, Herrin.»
«Und ich will, dass ihr eure Zwistigkeiten beilegt, hast du mich verstanden? Ich habe dir schon einmal gesagt, ich wünsche in diesem Haus keinen Unfrieden. Und noch einmal werde ich das nicht wiederholen.»
Ludowig nickte betreten, sagte jedoch nichts mehr. Adelina rauschte an ihm vorbei aus der Küche und stieg die Treppe hinauf, um die Mädchen zu wecken. Nur langsam beruhigte sie sich wieder.
Dennoch spürte sie während des gemeinsamen Frühstücks deutlich eine Spannung zwischen Ludowig und Franziska, obwohl beide nicht ein Wort miteinander wechselten.
Adelina nahm sich fest vor, so bald wie möglich noch einmal mit der Magd zu sprechen, um herauszufinden, woher die plötzliche Feindseligkeit rührte.
Doch zunächst einmal machte sie sich daran, neues Konfekt herzustellen. Mira überließ sie es, auf die Apotheke aufzupassen und ihr Bescheid zu geben, wenn ein Kunde nach ihr verlangte.
Sie experimentierte gerade mit einer neuen Mischung aus teurem Zuckerpulver und Rosenwasser, als
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