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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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«Ludowig, ich weiß wirklich nicht, was du hast …»
    «Vorsicht, weg da!» Hinter ihnen wurde das Getrampel mehrerer Paar schwerer Stiefel laut. Ein Trupp Stadtsoldaten, ausnahmsweise nicht zu Pferd, passierte im Laufschritt das Rathaus. Adelina wurde unsanft beiseitegestoßen.
    «Passt doch auf, wo Ihr herumsteht, Weib!», schimpfte der Anführer.
    Adelina sah ihm erbost hinterher und rieb sich den Oberarm.
    «Ist alles in Ordnung?», fragte Ludowig besorgt.
    «Greverode!», rief sie dem Hauptmann der Soldaten aufgebracht hinterher. «Wie könnt Ihr es wagen …!»
    Da Greverode sie jedoch gar nicht mehr hörte, schüttelte sie verdrießlich den Kopf. «Jedes Mal, wenn ich ihm begegne, rennt er mich um oder macht mir Ärger.»
    «Gibt es ein Problem, Frau Adelina?» Georg Reese war aus der Tür des Rathauses getreten und kam mit besorgter Miene auf sie zu.
    Adelina winkte ab. «Nur ein weiterer unerfreulicher Zusammenstoß mit Hauptmann Greverode. Gibt es einen Grund, dass die Soldaten so eilig die Judengasse hinauflaufen?»
    «Nicht, dass ich wüsste», antwortete Reese. «Vielleicht ist es eine Übung. Der Hauptmann hält sehr viel davon, seine Männer auch in ruhigen Zeiten nicht lahm werden zu lassen.» Er zuckte mit den Schultern. «Es ist wohl so ähnlich wie mit den Bogenschützen, die fast jeden Tag auf dem Neumarkt ihre Künste verfeinern.»
    «Nun, für Greverode ist es wohl an der Zeit, einmal sein ganzes Gebaren zu verfeinern», meinte Adelina abschätzig.
    Reese nickte verständnisvoll. «Er scheint nicht der feinfühligste Mensch zu sein.»
    «Er ist ein grober Klotz.»
    «Ahhh …» Dem Gewaltrichter schien dazu nichts einzufallen.
    Adelina lächelte. «Macht Euch nichts daraus. Es ist ja nicht Euer Problem. Ihr wünschtet, dass ich herkomme, doch bestimmt nicht nur wegen meiner kandiertenKirschen, nicht wahr? Und wie geht es Eurer verletzten Hand? Seid Ihr mit Meister Jupps Versorgung zufrieden?»
    «Es geht schon wieder. Er hat mir die zwei gebrochenen Finger gerichtet und meinte, in zwei, drei Wochen sei die Sache vergessen. Ich hoffe, er behält recht. Nun, zumindest schmerzt die Hand nicht mehr. Zu dumm auch, dieser Unfall. Und, ja, wegen meines Anliegens … Auch wenn ich meiner Gemahlin mit Euren Kirschen sicherlich eine große Freude machen werde, geht es mir, wie Ihr bereits vermutet habt, um etwas anderes. Folgt mir doch in meine Schreibstube, dort können wir in Ruhe reden.»
    Reese wies mit seiner verbundenen Hand auf die Rathaustür; Adelina gab Ludowig ein Zeichen, draußen auf sie zu warten, und betrat dann vor Reese das Haus.
    «Eine neue Schreibstube?», wunderte sie sich, als Reese sie ins obere Stockwerk führte und eine Tür neben dem großen Sitzungssaal öffnete.
    «O ja, und wie Ihr sehen werdet, um einiges kleiner. Dafür muss ich sie mir mit niemandem teilen.» Mit einer leicht spöttischen Geste wies Reese auf das klobige kleine Schreibpult und die beiden Hocker, von denen einer nur noch sehr fadenscheinig gepolstert war. «Nehmt diesen hier.» Reese schob ihr den anderen Hocker hin, auf dem er wohl sonst seine Schreibarbeiten verrichtete. «Der andere wackelt», erklärte er mit einem schiefen Grinsen. «Für den Gewaltrichter ist das Beste gerade gut genug, was?», frotzelte er und schob mit der gesunden Hand die Papiere und Pergamente, die in einem wilden Durcheinander auf dem Pult lagen, zu einem ordentlichen Stapel zusammen. «Wenn die Schreiber etwas suchen,hinterlassen sie jedes Mal eine solche Unordnung. Wie soll man da vernünftig arbeiten, frage ich Euch!»
    «Lasst sie nicht mehr herein, wenn Ihr fort seid.»
    «Ha, wenn das so einfach wäre! Aber der Rat behauptet, jederzeit Zugang zu meinen Schriftstücken und Registern haben zu müssen.» Er schüttelte in einem Anflug von Verzweiflung den Kopf, schien sich dann jedoch auf den Grund ihres Besuches zu besinnen, denn er wechselte ohne Übergang das Thema. «Avarus ist und bleibt verschwunden. Allerdings haben seine Dienstboten nun Anzeichen gefunden, dass er wohl geplant hatte, die Stadt für längere Zeit zu verlassen. Jedenfalls fehlen Kleidungsstücke für mehr als ein oder zwei Tage.»
    Adelina legte bedächtig die Schachtel mit den Süßigkeiten auf das Pult und ließ sich dann auf den Hocker sinken. «Also vermutet Ihr, dass er etwas mit Belas Tod zu tun haben könnte.»
    Reese nickte. «Es sieht tatsächlich so aus. Nachdem Euer Gemahl ganz eindeutig festgestellt hat, dass Bela schwanger war, müssen wir

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