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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Mira den Kopf zum Hinterzimmer hereinstreckte. «Meisterin, da war gerade ein Bote vom Rathaus. Ihr sollt noch heute Vormittag zum Gewaltrichter Reese kommen und ihm auch ein Kästchen kandierte Kirschen mitbringen. Das ist dann aber das letzte, oder habt Ihr noch mehr davon?»
    Adelina schüttelte seufzend den Kopf. «Nein, denn mir sind auch die Kirschen ausgegangen. Also gut, pass auf. Ich gehe gleich zum Rathaus hinüber, und wenn Magda Griet vom Unterricht abholt, gehst du mit ihr. Kauft einen Korb süße Kirschen, und wenn ihr welche bekommt, auch einen Korb saure. Aber schau genau hin, dass keine aufgeplatzten oder fauligen Früchte dabei sind, hörst du!»
    Mira nickte eifrig. «Ich passe schon auf, Meisterin. Sollen wir noch etwas mitbringen?»
    Adelina überlegte kurz und nickte dann. «Ingwer. Bringt zehn Wurzeln mit, wenn ihr so viele bekommt. Ich habe nämlich eine Idee, wie man auch Ingwer kandieren und als Konfekt verkaufen könnte.»
    «Als Konfekt?», wunderte sich Mira. «Ich dachte, Ingwer benutzt man bei Erkältungen und Husten?»
    «Ganz recht, Mira. Aber Ingwer wirkt auch förderlich auf die Verdauung. Und deshalb wäre doch ein Konfekt daraus bestimmt ein guter Abschluss für jedes üppige Mahl, meinst du nicht?»
    «Kann schon sein.» Mira grinste. «Eine gute Idee habt Ihr da, Meisterin. Aber ob das auch schmeckt?»
    «Wir werden sehen.» Adelina lächelte zurück und deckte dann die Mischung, die sie gerade angesetzt hatte, mit einem Tuch ab.
    Mira kam neugierig näher. «Was ist das, Meisterin? Zucker mit Rosenwasser?»
    «Lass bloß die Finger davon!», warnte Adelina streng.
    «Wird das ein neuer Überzug für Euer Konfekt?»
    «Nur, wenn du es nicht anrührst, bis ich wieder hier bin.» Adelina hob warnend den Zeigefinger, lächelte dabei aber leicht. «Es ist ein Experiment, Mira. Wenn esgelingt, darfst du gerne einmal probieren. Aber so, wie es jetzt ist, brennt es wohl noch auf der Zunge.»
    «Aber warum denn? Rosenwasser ist doch nicht so scharf.»
    «Nein, Rosenwasser nicht.»
    «Aber was denn dann?» Mira sah sie neugierig an, bekam jedoch nur einen weiteren strengen Blick als Antwort. «Ach so, das ist bestimmt Euer Geheimnis, was? Schade.»
    «Geh an deine Arbeit, Mira.» Adelina löschte das kleine Feuer unter der Destille und stellte die Waage beiseite, dann holte sie das letzte Päckchen kandierte Kirschen und warf noch einen Blick in die Küche. «Magda, ich muss hinüber zum Rathaus, bin aber beizeiten wieder zurück. Lass Franziska nach Colin sehen, während du Griet abholst. Mira wird dich begleiten, ich habe ihr den Auftrag gegeben, Kirschen und Ingwer zu kaufen.»
    «Natürlich, Herrin. Und was ist mit Frau Benedikta und Frau Feidgin? Sie sind doch zu einem Spaziergang über den Marktplatz ausgegangen. Soll ich ihnen etwas ausrichten?»
    «Ach nein, bis sie zurück sind, sollte ich auch wieder hier sein», entschied Adelina, nickte Magda noch einmal kurz zu und machte sich dann auf die Suche nach Ludowig.
    Der Knecht war gerade dabei, unter Donatus’ Aufsicht das Zaumzeug und die Zügel der beiden Kutschpferde zu säubern, und als Adelina ihn bat, sie zum Rathaus zu begleiten, legte er die Lederbürste eilig beiseite. Offenbar war er über die Unterbrechung der langweiligen Arbeit erfreut.
    Donatus grinste und griff nun selbst nach einem derZaumzeuge. «Gute Arbeit, Ludowig. Den Rest kannst du später machen. Ich kümmere mich derweil um die Pferde.» Er nickte auch Adelina mit einem Lächeln zu und verschwand dann in dem kleinen Pferdestall, der für die nunmehr drei Tiere fast schon zu klein war.
    «Ein tüchtiger Bursche, oder?», fragte Adelina ihren Knecht, während sie den Marktplatz überquerten und die Judengasse ansteuerten, in der das Rathaus lag.
    «Hm, ist er wohl», antwortete Ludowig. «Aber ein bisschen vorwitzig und macht den Weibern schöne Augen.»
    «Tut er das?»
    «Der Franziska auch.»
    Verärgert blieb Adelina stehen. «Geht das schon wieder los?»
    «Nee, is’ wirklich so, Herrin, ich hab’s gesehen.»
    Adelina wechselte das Päckchen mit den kandierten Kirschen von der rechten in die linke Hand und strich sich dann eine lose Haarsträhne zurück unter den Schleier. «Und wie hat sie darauf reagiert?»
    Ludowig zuckte mit den Schultern, doch um seine Mundwinkel zuckte es. «Genau gehört hab ich’s nicht, aber ich glaube, sie hat ihn ‹Blötschkopp› genannt, das freche Biest.»
    Adelina gluckste, versuchte sich jedoch zu beherrschen.

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