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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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nur schwer oder gar nicht zurückverfolgt werden kann.»
    «Das klingt alles sehr abenteuerlich, Herr Reese.» Adelina sah ihn zweifelnd an.
    «Ich weiß, meine Liebe, ich weiß. Umso wichtiger ist es für uns zu erfahren, wer die Fäden hier in der Stadt in den Händen hält, versteht Ihr.» Er zögerte und verzog sein Gesicht zu einem feinen Lächeln. «Und noch eine Bitte hätte ich an Euch.»
    «So?» Adelina hob die Brauen. «Soll ich noch jemanden aushorchen?»
    «Nein, nein. Es ist mehr ein persönliches Anliegen. Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr Euch ein wenig um Marie kümmern könntet. Sie leidet sehr unter dem Tod ihrer Schwester. Außerdem denke ich, dass es ihr nicht schaden kann, wenn sie ihre Zeit in Gesellschaft einer tugendsamen verheirateten Frau verbringt, die ihr die Vorzüge eines ruhigen und geregelten Haushalts vor Augen führt.»
    «Und da dachtet Ihr an mich?» Sie lächelte amüsiert und stand auf. «Von einem ruhigen und geregeltenHaushalt kann man doch in meiner Familie schwerlich sprechen.»
    «O doch!», widersprach Reese, verbesserte sich dann jedoch rasch: «Ich meine, nun ja, nicht ruhig, sondern, also … Ihr müsst wissen, Marie war schon als Kind recht schwierig und eigensinnig. Und sie bringt ihren Vater schon seit Jahren zur Verzweiflung, weil sie bisher jeden Freier ausgeschlagen hat. Nun ist sie bereits achtzehn Jahre alt und will noch immer nicht heiraten. Und ich dachte mir, wenn sie vielleicht häufiger einen Hausstand vor Augen sieht, der so von Harmonie und Zuneigung geprägt ist wie der Eure … nun, dass sie dann vielleicht doch Gefallen daran findet.»
    Adelina biss sich auf die Zunge, um nicht laut zu lachen. Sie blickte einen Moment zu Boden, und als sie sich gefangen hatte, sah sie Reese wieder ins Gesicht. «Ich weiß zwar nicht, ob Euer Plan funktionieren wird, doch ich würde mich sehr freuen, Marie näher kennenzulernen.»
    «Also darf sie Euch öfter einmal besuchen kommen?»
    «Aber sicher, Herr Reese, sehr gerne. Aber versprecht Euch nicht zu viel davon. Wie Ihr wisst, war auch ich nie begeistert von dem Gedanken zu heiraten, und man kann mein Naturell gewiss eher als streitbar bezeichnen.»
    «Aber nicht doch, Frau Adelina!», widersprach Reese energisch. «Ich würde Euch nicht um diesen Gefallen bitten, wenn ich nicht sicher wäre, dass Marie gerade bei Euch genau richtig aufgehoben ist.»
    Der Gewaltrichter bezahlte Adelina noch die mitgebrachten Süßigkeiten, brachte sie dann hinaus und nickte ihr zum Abschied noch einmal zu. «Ich werdeEuch kommende Woche aufsuchen und hören, ob Ihr etwas herausgefunden habt. Wenn sich etwas Wichtiges begeben sollte, wisst Ihr ja, wo Ihr mich findet.»
    Ludowig, der neben dem Rathauseingang an der Wand gelehnt hatte, gesellte sich an Adelinas Seite, und schweigend legten sie den kurzen Weg zur Apotheke zurück. Schon beim Öffnen der Tür schlug ihnen das Geschrei der beiden Mädchen entgegen.
    «Du blödes Mondkalb, wegen dir hätte ich beinahe alle Kirschen runtergeschmissen! Und sieh dir den Korb an, ganz eingedrückt ist er an der Seite. Was glaubst du, sagt die Meisterin dazu, wenn sie das sieht?»
    Das war eindeutig Mira.
    «Bist selbst eine blöde Ziege! Kann ich wissen, dass du gleich hinter mir stehst? Ich wollt doch den Korb nicht kaputt machen.» Griets Stimme klang zornig und weinerlich zugleich.
    «Jetzt fang bloß nicht an zu knatschen! Heulsuse, ich dachte, du weinst nie? Behauptest du doch immer, oder?»
    Ein Haushalt voller Harmonie, dachte Adelina und verdrehte die Augen. Sie stieß die Tür zum Hinterzimmer auf und stemmte die Hände in die Hüften. «Was ist hier los?»
    Die beiden Mädchen, die sich eben noch angegiftet hatten, fuhren auseinander. Mira schob mit dem Fuß den Korb mit den Kirschen unauffällig hinter sich.
    «Äh, nichts, Meisterin», sagte sie und setzte ein unschuldiges Lächeln auf. «Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit, nichts weiter.»
    «Ja, Frau Adelina, nichts weiter», bekräftigte Griet rasch und nickte heftig.
    «Das klang eben aber anders», sagte Adelina streng und beobachtete mit großem Vergnügen, wie die beiden Mädchen plötzlich wieder zusammenrückten.
    «Nein, nein, wir vertragen uns schon wieder», erklärte Mira im Brustton der Überzeugung und legte Griet einen Arm um die Schultern. «Nicht wahr, Griet?»
    «O ja!»
    «Und was ist mit den Kirschen?», hakte Adelina nach.
    «Die habe ich gekauft, wie Ihr es wünschtet», antwortete Mira. «Einen Korb

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