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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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vermuten, dass Avarus sie deshalb getötet hat.»
    «Aber Marie hat mir erzählt, dass Meister Vetscholder von dem Kind wusste und sie dennoch heiraten wollte.»
    «Hm, ja, das hat sie mir auch gesagt, und glaubt mir, nichts wäre mir lieber, als ihn unschuldig zu sehen. Aber es ist auch so: Niemand kann sagen, wie Vetscholder wirklich über Belas Schwangerschaft dachte. Er hat sie geliebt, oder vielmehr liebt sie gewiss noch immer. Aber ein Bastard, zudem noch auf solch schändliche und für Bela schreckliche Weise gezeugt … Das kann selbst einen aufrechten Mann umwerfen. Vielleicht ist er insgeheim nicht damit fertig geworden.»
    Adelina dachte über seine Worte nach, dann nickte sie. «Vielleicht war es wirklich so. Aber warum so grausam?»
    «Das stimmt mich auch nachdenklich. Aber andererseits deutet auch gerade dies auf eine Tat im höchsten Zorn hin. Warum sonst, wenn nicht wegen des Bastards in ihrem Bauch, hätte er sie aufschlitzen sollen?» Reese schauderte und wischte sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn. «Er muss geradezu von Sinnen gewesen sein, anders lässt diese grausame Tat sich kaum erklären.»
    «Dann glaubt Ihr …»
    «Dass er – Gott bewahre! – den Verstand verloren hat, ja. Zumindest kurzfristig.»
    Adelina faltete die Hände im Schoß. «Und dennoch hat er seine Flucht so weit geplant, dass er Kleidung einpackte und sein Pferd gesattelt mitbrachte? Er muss Bela früh am Morgen oder noch in der Nacht zum Gaffelhaus bestellt haben. Das allein erscheint mir schon merkwürdig, ganz zu schweigen davon, dass sie sich ja eigentlich gar nicht in der Stadt aufhalten sollte.»
    «Nun ja, gewiss bestehen noch einige Unklarheiten», stimmte Reese zu. «Und wie ich schon sagte, ich sähe Avarus nur zu gerne unschuldig. Doch da er nun einmal geflohen zu sein scheint, müssen wir ihn einfach verdächtigen.»
    «Also gut, das verstehe ich ja. Aber nun sagt mir, weshalb Ihr mich in dieser Angelegenheit sprechen wolltet.» Erwartungsvoll sah Adelina den Gewaltrichter an.
    «Ah ja, natürlich. Der Vogt hat mit Einverständnis der Schöffen einige Männer ausgesandt, die nach Avarus suchen sollen. Wir hoffen, ihn alsbald zu finden. Bis dahin müssen wir wohl jede weitere Nachforschung indieser Sache vertagen, denn derzeit beschäftigt uns vielmehr die Tatsache, dass weitere Bestechungsversuche gemacht wurden. Hohe Summen sind offensichtlich geflossen, leider haben diese wohl in einigen Fällen sogar gefruchtet. Zwei Zunftmeister aus der Gaffel Windeck wurden bereits zu Turme gebracht. Weitere stehen unter strenger Beobachtung. Einige der alten Patriziergeschlechter haben sich verbündet und trachten danach, den Gaffelrat gewaltsam zu stürzen. Natürlich brauchen sie dazu Gleichgesinnte innerhalb der Stadtmauern.» Wieder wischte Reese sich den Schweiß von der Stirn. In der kleinen Schreibkammer war es unerträglich heiß und stickig. Auch Adelina spürte, wie ihr der Schweiß das Rückgrat hinunterrann. «Einer der Geldgeber ist eindeutig der Bankier Hermann von Goch. Leider kommen wir ihm nicht bei, da er sich bei einem seiner alten Gönner, dem Herzog von Geldern, verkrochen hat. Euch wollte ich bitten, da Ihr in Eurer Apotheke ja reichlich wohlhabende Kunden, auch Zunftangehörige, bedient, Augen und Ohren offenzuhalten, und falls Ihr etwas erfahrt, es mir oder dem Vogt Scherfgin sofort mitzuteilen.»
    Adelina verzog unwillig das Gesicht. «Das kann ich schon tun, Herr Reese, doch ehrlich gesagt widerstrebt es mir, meine Kundschaft auszuhorchen.»
    «O nein, nicht aushorchen. Nur darauf achten, was so geredet wird. Vielleicht kommen wir auf diesem Weg an Hinweise, wer die Verbindungsmänner Gochs sind.»
    «Also gut.» Adelina gefiel der Gedanke zwar noch immer nicht recht, aber sie konnte dem Gewaltrichter die Bitte auch schlecht abschlagen. «Ich werde sehen, ob ich etwas in Erfahrung bringe. Aber sagt, wenn Ihr dochbereits zwei Männer gefasst habt, müsste es doch in Erfahrung zu bringen sein, wer ihnen das Bestechungsgeld ausgehändigt hat.»
    «Eben nicht. Sie sagen, auch unter peinlicher Befragung, einhellig aus, sie hätten nur schriftlich mit den Verbindungsmännern in Kontakt gestanden. Deren Namen sind ihnen nicht einmal bekannt, sie äußerten nur Vermutungen. Und das Geld wurde ihnen des Nachts ins Haus geschmuggelt. Jedenfalls behaupten sie das. Geld und Edelsteine übrigens. Letztere lassen sich wohl einfacher wieder veräußern, da ihre Herkunft, nicht wie bei gewissen Münzen,

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