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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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wirklich vorgefallen?»
    Franziska hob verzagt die Schultern. «Ja, Herrin, wenn ich das so genau wüsste. Wir waren am Ufer des Mühlbaches, Griet und Mira spielten im seichten Wasser …»
    «Adelina? Schau einmal bitte …», ertönte Benediktas Stimme von der Stiege, die ins Obergeschoss führte. Im nächsten Moment betrat sie die Küche, über dem Arm ein Bündel Bettlaken. «Ich habe hier … oh, Griet!» Sie verstummte und sah zwischen ihrer Schwiegertochter und ihrer Enkelin hin und her. «Adelina, ich muss etwas mit dir besprechen. Es ist sehr wichtig.»
    Adelina zögerte; sie wollte unbedingt erfahren, was am Mühlbach geschehen war, doch Benediktas Miene war so besorgt, dass sie Griets Arm seufzend losließ. «Ihr wartet hier, ich komme sofort wieder», wies sie Griet und Franziska an. Dann folgte sie Benedikta hinaus.
    «Ich habe mir erlaubt, Magda beim Bettenmachen zu helfen», begann Benedikta mit leiser Stimme. «Ich weiß nicht, ob du davon weißt, aber in Griets Kammer fand ich das hier.» Sie zog eines der Laken auseinander, auf dem ein gelblicher Fleck prangte.
    «O nein, auch das noch!», entfuhr es Adelina. Sie rieb sich betroffen die Stirn.
    «Du weißt also, dass sie ins Bett macht?»
    Adelina nickte unglücklich. «Als sie hier ankam, ist das ein paar Mal passiert, doch seither nicht mehr. Ich dachte, sie sei darüber hinweg.»
    «Worüber hinweg?»
    Adelina fühlte sich mit einem Mal sehr elend. Zwar hatte sie sich vorgenommen, niemals mit jemandem außer Neklas über Griets Vergangenheit zu sprechen, doch das Wissen darum war zu erdrückend. Zögernd verschränkte sie die Hände ineinander. «Sie hatte ein furchtbares Leben bei ihrem Stiefvater. Wir haben es erst nach und nach herausgefunden, und auch nur, weil … Hast du je auf ihre Handgelenke geschaut?»
    Benedikta schüttelte den Kopf.
    Adelina schluckte und fuhr leise fort: «Sie sind voller Narben, die sie sich selbst zugefügt hat. Mit ihren Zähnen.»
    «Sie hat sich gebissen?», fuhr Benedikta entsetzt auf, senkte ihre Stimme jedoch sogleich wieder. «Warum bloß?»
    Adelina presste die Lippen zusammen und blinzelte entschlossen die Tränen weg, die ihr mit Macht in die Augen stiegen. «Niemand darf jemals davon erfahren!» Sie blickte kurz hinüber zur Küchentür. «Ihr Stiefvater verkaufte sie als Kindhure.»
    «Oh mein Gott!»
    «Sie hat entsetzlich gelitten. Ich hatte gehofft, sie würde es mit der Zeit … nun ja, nicht unbedingt vergessen, aber zumindest verarbeiten können.»
    Benedikta schwieg betroffen und schien zu versuchen, das Gehörte zu begreifen. «Das arme Kind!», presste sie schließlich voll Zorn heraus. «Dieser Widerling. Habt ihr etwas gegen ihn unternommen?»
    Adelina schüttelte den Kopf. «Was hätten wir denn tun können? Er lebt weit entfernt, und wir waren nur froh, sie hier in Sicherheit zu wissen.»
    Benedikta nickte bedächtig. «Das verstehe ich. Aber was nun? Willst du sie darauf ansprechen?»
    «Ich weiß nicht», gab Adelina zu. «Zunächst muss ich herausfinden, was heute am Mühlbach geschehen ist. Angeblich hat Griet sich übergeben und ist dabei in das Auffangbecken beim Mühlrad gefallen. Das glaube ich aber nicht. Ich fürchte vielmehr … Benedikta, kennt Ihr … kennst du einen Dominikanermönch namens Thomasius?»
    «Thomasius? Nein. Müsste ich ihn kennen?»
    «Du wirst ihn kennenlernen, da bin ich mir sicher. Er macht Neklas schon seit Jahren das Leben schwer. Er war es auch, der ihn in Italien ins Verlies brachte.»
    «Und dieser Thomasius ist hier in Köln?»
    Adelina nickte grimmig. «Seit einem guten Jahr treibt er sich hier herum, ein wirklich scheußlicher Mensch. Sogar seine eigene Schwester wollte er auf den Richtplatz bringen … Das erzähle ich dir aber ein andermal. Er hat es auf Neklas abgesehen, denn er ist nachtragend wie der Gottseibeiuns. Nun fürchte ich, er versucht seit einiger Zeit, Griet Angst zu machen.»
    «Weiß er denn von ihrer Vergangenheit?», fragte Benedikta.
    «Ich glaube nicht», antwortete Adelina. «Aber sicher kann man da nie sein. Er hat seine Nase einfach überall.»
    «Was für eine schlimme Situation.» Sorgfältig schlug Benedikta Griets Laken in die andere Bettwäsche ein. «Ich gebe das Magda zum Waschen. Kümmere dich derweil um das Kind. Wenn es so ist, wie du vermutest, müsst ihr etwas unternehmen.»
    «Ich weiß.» Verzagt ließ Adelina den Kopf hängen. «Aber bedenke, Neklas ist gerade dabei, einen Toten aufzuschneiden. Und genau

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