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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Flüssigkeiten gefüllten Glasflaschen und -phiolen drängten. Ein Vermögen, wenn man bedachte, wie teuer nur ein einziges dieser Bücher war, ganz zu schweigen von dem Geld, das sie bereits dem Glasbläser in den Rachen geworfen hatten.
    Unter den Regalen standen mehrere Holztruhen. Eine davon schob Adelina nun beiseite, klopfte die Steine an der dahinterliegenden Wand ab und zog dann einen von ihnen heraus. In der Hoffnung, außer dem Sezierbesteck in dieser Geheimnische weder Mäuse noch Spinnen vorzufinden,griff sie beherzt in die Öffnung. Ihre Hand stieß gegen etwas Hartes, und sie zuckte kurz zurück. Dann jedoch siegte die Neugier, und sie tastete erneut. Doch als sie begriff, um was es sich handelte, wurde ihr heiß und kalt zugleich, und sie stieß einen gereizten Laut aus.
    «Verdammt, du hast die verbotenen Bücher hier versteckt!», rief sie leise. Doch dafür war jetzt keine Zeit. Sie langte noch weiter in die Öffnung und schrammte mit der Handfläche über eine scharfe Kante. Einen Fluch ausstoßend, der weniger dem Schmerz als vielmehr dem Schrecken galt, fand sie jedoch schließlich, wonach sie suchte.
    Sie zog den weichen Lederbeutel mit dem Sezierbesteck vorsichtig heraus und blies den Staub weg. Dann schob sie den Stein wieder an seinen Platz zurück und rückte die Truhe davor. Sie wischte ihre Hände an ihrem Rock ab und besah sich kurz die Schramme, die sie sich zugezogen hatte. Dann eilte sie zurück nach oben.
    «Hier habt Ihr, was Ihr braucht», sagte sie und überreichte Meister Jupp den Lederbeutel. Er ließ das Leinentuch sinken, mit dem er sich gerade Gesicht und Hände abtrocknete, und nickte ihr zu. «Ihr müsst Euch keine Sorgen machen. Er wird die Erlaubnis des Erzbischofs bekommen.»
    «Und wenn nicht?»
    «Er wird, glaubt es mir.» Meister Jupp verstaute das Sezierbesteck unter seinem Wams, nickte den Frauen noch einmal zu und verließ dann das Haus. Augenblicke später klapperten die Hufe seines Reitpferdes über den Alter Markt davon.
    Adelina und Benedikta begaben sich schweigend zurück in die Küche und setzten sich.
    «Er wird wirklich einen Toten aufschneiden?», ergriff Benedikta, bleich vor Sorge, das Wort.
    «Was ist denn geschehen, Schwester?», fragte Feidgin erschrocken und drückte Colin, den sie auf dem Arm hielt, ein wenig fester an sich.
    «Ich weiß es nicht, Feidgin», antwortete Benedikta tonlos. «Adelina, ist Neklas in Schwierigkeiten?»
    Adelina zog den Kopf zwischen die Schultern. «Ich weiß es auch nicht.»

12
    Am späten Nachmittag kehrten Ludowig und Franziska mit den Kindern vom Baden zurück. Es schien etwas vorgefallen zu sein, denn der Knecht und die Magd gifteten einander nicht wie üblich an. Während Vitus sogleich in den Hinterhof verschwand, um nach Fine zu suchen, schoben Franziska und Ludowig die Mädchen mit betretenen Gesichtern in die Küche.
    Adelina, die die stille Ankunft mit Erstaunen registriert hatte, folgte ihnen. Erst jetzt bemerkte sie, dass Griet in Franziskas Unterhemd gehüllt war, während die Magd Ludowigs Wams übergestreift hatte, das wie ein unförmiger Sack an ihr herunterhing. Ludowigs ärmelloses Hemd war schweißnass und klebte an ihm wie eine zweite Haut.
    Fragend blickte Adelina von einem zum anderen und bemerkte nun auch Griets gerötete Augen und die Blässe, die sich trotz beginnender Sonnenbräune um ihre Nase gebildet hatte.
    «Herrin, verzeiht, aber …» Franziska biss sich auf die Lippen. «Ich muss Griets Oberkleid waschen.»
    «Was ist denn geschehen?» Adelina trat auf Griet zu und hob ihr Kinn mit der Hand leicht an. «Bist du krank, Kind?»
    «Sie hat sich übergeben», sagte Mira. «Und dann ist sie in den Bach … gefallen.»
    «In den Bach gefallen?» Verständnislos sah Adelina ihrLehrmädchen an. «Wart ihr denn nicht sowieso dort, um zu baden?»
    «Sie ist aber an der tiefen Stelle gefallen», warf Ludowig nun mit einer Stimme ein, die deutlich sein schlechtes Gewissen verriet. «In der Nähe des Mühlrades. Ich konnte sie gerade noch rausziehen, bevor … Ihr ist schlecht geworden, und sie konnte sich nicht mehr halten. Herrin, darf ich gehen und mich umziehen?»
    Verwirrt nickte Adelina. «Natürlich, Ludowig, geh nur. Und Mira auch. Geh und zieh dir für die Arbeit ein ordentliches Kleid an.»
    Mira nickte, warf Griet noch einen mitfühlenden Blick zu und rannte aus der Küche.
    Adelina nahm Griet am Arm und zog sie zu sich heran, dann musterte sie Franziska streng. «Also, was ist nun

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