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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Bestechungsgeldern in Verbindung zu stehen …»
    «… um von sich selbst abzulenken», fügte Benedikta an. «Wie schändlich.»
    «Alles an dieser Sache ist schändlich», sagte Reese und bewegte vorsichtig seine bandagierte Hand.
    «Marie sagte mir, Caspar sei ein Vertrauter Gerlach vom Hauwes. Kann das etwas zu bedeuten haben?» Adelina sah Reese aufmerksam an.
    Er ließ sich mit der Antwort Zeit. «Gerlach ist seit Jahren oberer Stadtschreiber», begann er schließlich und blickte finster drein. «Er kennt die Vorgänge im Rat wie kein Zweiter. Er war es auch, der die neue Stadtverfassung im Verbundbrief niederschrieb, und er war auch dabei, als die Gaffeln ihre Siegel daruntersetzten. Schwer vorzustellen, dass er etwas mit den Patriziern zu schaffen haben soll.»
    «Und wenn nun einer seiner Vertrauten, Caspar zum Beispiel, die Nähe zu ihm ausgenutzt hat, um für die Patrizier nützliche Informationen zu sammeln?», schlug Adelina vor. «Caspar ist auch verschwunden, nicht wahr?»
    «Ihr habt einen scharfen Verstand.» Reese erhob sich. «Ich muss nun zurück ins Rathaus, aber ich werde Euren Hinweisen nachgehen.» Er blickte sie freundlich an. «Verzeiht, Frau Adelina, ich hatte noch gar keine Gelegenheit, Euch mein Beileid auszusprechen. Es tut mir wirklich leid, was da passiert ist. Greverode hätte den Soldaten, der dafür verantwortlich ist, am liebsten eigenhändig gehenkt.»
    «Das hätte meinen Vater auch nicht wieder lebendig gemacht», sagte Adelina bitter und kämpfte gegen den plötzlichen Schmerz in ihrem Herzen an. Es war jetzt nicht die Zeit zu weinen.
    «Aber zumindest wird es einen Prozess geben», antwortete Reese und blickte sie verständnisvoll an. «Greverode ist kein schlechter Hauptmann. Er hat Rückgrat.»
    «Aber er war nicht da, als seine Männer sich in meinem Haus benahmen wie die Berserker.»
    Reese wandte sich bedauernd in Richtung Küchentür. «Nichts wird ungestraft bleiben, glaubt mir, Frau Adelina. Wisst Ihr bereits, wann die Beerdigung stattfinden wird?»
    Adelina sah fragend zu Benedikta.
    «Übermorgen», antwortete diese. «Er ist im Zunfthaus aufgebahrt, da wir hier im Haus … Nun ja …»
    «Eine weise Entscheidung», sagte Reese und verabschiedete sich endgültig.
    Adelina seufzte erneut. Nicht einmal um ihres Vaters Beerdigung hatte sie sich kümmern können, dabei wäre es doch ihre Pflicht als Tochter gewesen.
    «Gräm dich nicht, meine Liebe.» Tröstend legte Benedikta eine Hand über die ihre. «Er hätte nicht gewollt, dass du dich seinetwegen verrückt machst.»
    «Aber wie soll ich an sein offenes Grab treten, wo ich es doch bin, derentwegen …»
    «Nein, Adelina, so darfst du nicht reden! Er war dein Vater, er hat dich geliebt. Selbstverständlich wollte er dich gegen die Soldaten verteidigen. Er hat wie ein Ehrenmann gehandelt. Niemals würde er dir die Schuld an seinem Tode geben.»
    Wenig überzeugt senkte Adelina den Kopf.
    Im Flur klapperten Schritte, dann streckte Feidgin den Kopf durch die Tür. «Verzeih, Adelina, die alte Frau, Ludmilla, bat mich, dich zu holen. Sie ist oben bei Franziska.»
    «Geht es ihr nicht gut?»
    Feidgin hob die Schultern.
    «Ich komme.» Adelina stand auf. Sie fühlte sich noch etwas wackelig, doch Ludmillas Trank und die Paste, mit der sie sie eingerieben hatte, schienen langsam ihre Wirkung zu tun. Die Schmerzen waren erträglich geworden, und es fühlte sich an, als käme der Milchfluss schon wieder in Gang. Vielleicht konnte sie ihren Sohn schon bald wieder anlegen.
    «Geh nur, ich sehe so lange nach Colin», sagte Benedikta.
    Feidgin blieb ebenfalls in der Küche, sodass Adelina allein zur Stiege ging. Auf der untersten Stufe saß Ludowig, den Kopf in die Hände gestützt. Er schien gerade erst hereingekommen zu sein, denn an seinen Stiefeln klebte feuchter Lehm. Als er Adelinas gewahr wurde, hob er den Kopf und sah sie aus rotgeränderten Augen an.
    «Herrin, ich … Sie wird doch wieder gesund? Franziska, meine ich?» In seinen Augen stand so viel Schmerz und Sorge, dass Adelina nun nicht mehr anders konnte, als Benedikta recht zu geben. Ludowig war tatsächlich in Franziska verliebt.
    Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. «Sie hat Schlimmes durchgemacht, Ludowig. Frau Benedikta sagt, körperlich sei sie zwar nicht schwer verletzt, aber wir können nicht wissen, wie sehr ihre Seele Schaden genommen hat.»
    Sein entsetzter Blick schnitt ihr ins Herz. Sie drückte seine Schulter. «Ihr habt einander gern?»,

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