Verrat im Zunfthaus
fragte sie ihn.
Ludowig sackte in sich zusammen. «Sie ist ein Biest»,sagte er aus tiefstem Herzen. «Geht mir auf die Nerven, sobald sie den Mund aufmacht. Sie hat mich einen sturen Bock genannt.»
«Und du sie eine Tranjule.»
Ludowig hob den Kopf und sah ihr in die Augen. «Sie ist ja auch eine. Aber, Herrin, trotzdem hab ich sie so lieb, wie man nur kann.» Er wurde puterrot. «Und sie … ich weiß nicht. Sie …»
«Weißt du was, komm mit mir hinauf», sagte Adelina und winkte ihm, ihr Platz zu machen.
Unsicher stand er auf.
«Nun komm schon. Oder willst du ewig hier sitzen bleiben?»
«Aber ich kann doch nicht zu ihr in die Kammer!»
«Willst du es nun wissen oder nicht?» Adelina ging entschlossen voran und ärgerte sich ein bisschen, dass die Stiege sie außer Atem brachte. Doch sie hörte, dass Ludowig ihr folgte.
Ludmilla zog erstaunt die Augenbrauen hoch, als sie den Knecht hinter Adelina die Stiege hinaufkommen sah. Doch nachdem Adelina ihr schnell zugeflüstert hatte, warum sie den Knecht mitbrachte, erhob Ludmilla keine Einwände und ließ die beiden in Franziskas Kammer. Ludowig blieb unsicher an der Tür stehen und schaute zu Franziska, die, mit dem Gesicht zur Wand, auf ihrem schmalen Bett lag. Magda musste das Stroh in der Matratze ausgetauscht haben, denn es duftete noch frisch und würzig.
«Wie geht es ihr?», fragte Adelina laut und trat an das Bettgestell heran.
Ludmilla schnalzte mit der Zunge. «Ist nicht so schlimm, wie ich dachte. Das Mädchen hat Verstand, dasmuss ich schon sagen. Hat sich anscheinend ganz schlaff gemacht, als dieser Bastard über sie hergefallen ist. Wenn sie sich gewehrt hätte, wäre sie viel schlimmer verletzt worden.» Sie blickte mitleidig auf Franziska. «Haben sie den Kerl wenigstens festgenommen?»
Adelina nickte.
«Gut. Wir müssen aber noch aufpassen, ob sie schwanger wird. Wenn ja, kann sie ihn nicht mehr anklagen, den Bellrämmel.»
Bei diesem unflätigen Ausdruck regte sich Franziska zum ersten Mal. Sie drehte den Kopf und blickte Ludmilla verwundert an.
«Ei, Kindchen, wusstest du das nicht?» Die alte Frau tätschelte ihr die Schulter. «Wenn du schwanger bist, sagen sie, du hättest es gewollt. Ich weiß genau, wie so was geht. Die behaupten einfach, eine Frau kann nur empfangen, wenn sie Freude daran hatte. Also werden sie den Mann nicht bestrafen, wenn sie schwanger ist.»
Adelina zog empört die Stirn kraus. «Aber es gibt Zeugen. Ich meine … Hauptmann Greverode hat diesen Gustav schon auspeitschen lassen.»
«Hm, hm, mag ja stimmen. Vielleicht hat sie ja Glück. Ich hab ihr trotzdem vorsichtshalber von dem Misteltrank gegeben. Man weiß ja nie.» Die letzten Worte hatte Ludmilla mit scheelem Blick auf den Knecht geflüstert. «Du musst sie beobachten und ihr dreimal am Tag davon geben, zwei Tage lang. Danach nur noch einmal am Tag, bis das Pulver aufgebraucht ist. Ich habe ihr auch noch etwas für eine Paste zusammengestellt.» Sie wies auf ein Beutelchen neben dem Bett. «Damit kann sie sich einreiben. Wird ein paar Tage dauern, aber dann ist wieder alles verheilt.»
«Und das andere?», flüsterte Adelina zurück. «Meine Schwiegermutter sagt, Franziska redet nicht. Was hat das zu bedeuten?»
Ludmilla lächelte. «Muss sich noch von dem Schreck erholen, die Kleine. Aber reden kann sie, ich hab’s gehört, als sie schlief. Wenn ich es recht bedenke, war es vielleicht wirklich eine gute Idee, den da mitzubringen. Seinen Namen hat sie im Schlaf immer wieder genannt.» Sie wies mit dem Kinn auf den Knecht, der sich noch immer am Türrahmen herumdrückte. «Wahrscheinlich ist er die beste Medizin. Sorg nur dafür, dass sie ihn nicht rausschmeißt.» Ludmilla grinste verschmitzt. «Ich geh jetzt nach unten.»
«Ja gut, aber warte noch auf mich.» Adelina nickte der alten Frau zu und setzte sich dann neben Franziska, die ihr Gesicht wieder der Wand zugedreht hatte.
«Franziska?» Adelina berührte sie leicht am Arm. «Franziska, hier ist jemand, der dich sehen will.»
Die Magd versteifte sich, und Adelina nahm ein leichtes Kopfschütteln wahr.
«Franziska, eigentlich schickt es sich nicht, dass er sich in deiner Kammer aufhält, aber ich denke, es ist Ludowig sehr wichtig, dir etwas zu sagen.»
«Ludowig?» Franziskas Kopf flog herum, und sie starrte mit vor Entsetzen weitaufgerissenen Augen auf den Knecht, der erschrocken zurückwich und mit dem Rücken gegen die Tür stieß.
«Er soll gehen! Ich … will … ihn nicht hier
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