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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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mit dem Kinn auf Neklas. «Doch anders als ihn zog es mich mehr zu den praktischen Arbeiten. Und nachdem ich mich nicht nur aufs Starstechen konzentrieren wollte, habe ich mich in der hohen Kunst der Chirurgie weitergebildet. Die alten Griechen haben hierzu eine Menge Interessantes geschrieben. Auf die Zahnheilkunde verstehe ich mich auch.»
    «Nein, wirklich?» Ludmilla lachte heiser und klatschte in die Hände. «Ist ja nicht möglich! Mein Neffe, ein Chirurg! Dein Vater muss außer sich gewesen sein vorZorn.» Sie wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. «Du musst mir davon berichten, unbedingt.»
    «Das werde ich gerne tun, doch zuerst möchte ich wirklich gerne wissen, warum du nicht mehr im Kloster bist, Tante Ludmilla.»
    «O je, eine lange Geschichte», antwortete sie.
    «Nicht lang, nur verwerflich», grollte Thomasius und zupfte an seiner feuchten Kutte herum. «Sie ist aus dem Kloster fortgelaufen und verdingt sich lieber als Quacksalberin und Hebamme, die den Frauen schändliches …»
    «Halt den Mund, Thomas!», fuhr Ludmilla ihn unwirsch an. «Du weißt gar nichts, willst es auch nicht wissen. Ich habe mir mein Leben selbst erwählt, und es ist um Längen besser als alles, was mich im Kloster je erwartet hätte. Sei du still und bete meinetwegen für mich zu unserem Herrgott. Aber vergiss nicht, ihn auch um Vergebung für deine eigenen Sünden zu bitten.»
    «Setzt euch doch», unterbrach Adelina und hoffte, damit einen offenen Streit zu vermeiden. Eilig nahm sie Holzbrettchen, Messer und Löffel aus dem Geschirrregal und deckte den Tisch.
    Feidgin stellte Becher und Wein dazu, Benedikta schnitt einen Laib Brot in Scheiben. «Das ist leider der letzte, und bei der ganzen Aufregung haben wir gar nicht daran gedacht, zu kochen», meinte sie bedauernd.
    Adelina zog einen Korb unter der Ofenbank hervor. «Ich sehe nach, ob noch Eier da sind.»
    «Das brauchst du nicht», sagte Neklas und nahm ihr den Korb aus der Hand. «Du ruhst dich aus.»
    «Also, irgendetwas müsst ihr doch essen. Ich kann ganz schnell ein paar Rühreier machen.»
    «Nicht nötig!», erklang eine Frauenstimme aus demFlur. Marie Elfge trat ein, in jeder Hand einen großen, mit Tüchern abgedeckten Korb. Bratenduft erfüllte die Luft. «Die Tür war offen.» Sie lächelte. «Ich habe mir erlaubt, etwas aus der Garküche zu holen. Nachdem ich gehört habe, dass Meisterin Burka wieder da ist, dachte ich, ich schaue mal rein und sehe, ob ich helfen kann. Wie geht es Euch?»
    Adelina zuckte mit den Schultern und wollte ihr einen der Körbe abnehmen, doch Meister Jupp kam ihr zuvor. Er war von seinem Platz aufgesprungen und hob nun ohne Umstände beide Körbe auf den Tisch.
    «Danke, Jungfer Marie, das war sehr aufmerksam von Euch», sagte er und zog eines der Tücher zur Seite. «Wir sollten wirklich was in den Magen bekommen. Aber allein seid Ihr doch gewiss nicht hier, oder? Holt Eure Magd herein, bei diesem Wetter sollte niemand vor der Tür warten müssen.»
    «Ich habe sie nach Hause geschickt», antwortete Marie. «Sie muss nicht alles wissen.»
    Er nickte zustimmend. «Also gut, dann sorgen wir später dafür, dass Ihr sicher nach Hause kommt. Nun denn, setzt Euch zu uns!» Er rückte zur Seite und ließ Marie neben sich Platz nehmen. Adelina rief Magda und Ludowig zum Essen. Noch mehr Becher und Brettchen wurden herbeigeholt und dann die Brathähnchen, Fleischpasteten und das gebratene Gemüse ausgepackt.
    Selbst Thomasius, der vorab auf einem Gebet beharrt hatte, griff nun doch hungrig zu.
    Als die Küchentür aufging, hielten alle inne.
    Franziska trat zögernd ein und blickte unsicher auf den Fußboden. «Herrin, darf ich hier unten bleiben? Da oben in meiner Kammer fühle ich mich so allein.»
    «Bist du denn schon kräftig genug?», fragte Adelina und musterte Franziska. Sie war blass, schien jedoch gefasst und warf einen zögernden Blick in Richtung Ludowigs, der sie voll Wärme in den Augen anblickte.
    Adelina nickte und lächelte ihr aufmunternd zu. «Also gut, setz dich zu uns. Dort neben Ludowig ist noch ein Platz auf der Bank frei.»
    Als Franziska neben dem Knecht Platz nehm, legte er einen Arm um sie, und es schien, als wolle er sie für den Rest der Mahlzeit auch nicht wieder loslassen.
    «Adelina? Was hat das zu bedeuten?», flüsterte Neklas mit hochgezogenen Brauen.
    «Später», antwortete sie ihm genauso leise und nahm sich eine Fleischpastete.
    ***
    Nachdem die hungrigen Mägen fürs Erste gefüllt

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