Verraten für 1000 Dollar
Amarillo nach Santa Fe fuhr. Billy Hayes holte den Kutscher vom Bock, und Tonio den Conductor. Luisa musste weiter nichts tun, als die Fahrgäste in Schach halten. Fünf Tote und dreizehnhundert Dollar Beute.
Den Erlös aus dem Verkauf der Pferde jedesmal mitgerechnet. Sie verkauften die Tiere an die Armee Santa Annas. Jeremy Looper und seine Leute hatten inzwischen einen guten Namen bei den Mexikanern.
Nach drei Monaten genoss Luisa hohes Ansehen bei der Bande. Man betrachtete sie als Braut des Schwarzen Loopers. Melendez sprach sie schon in den ersten Wochen nur noch mit 'Senõra' an. Die anderen folgten seinem Beispiel.
Tja - und dann kam der April. Jeremy Looper hatte gehört, dass die Lohngelder für die Arbeiter in den staatlichen Silberminen bei Fort Davis von San Antonio aus in die südlichen Rockies transportiert werden sollten.
Es war klar, dass die Postkutschenlinien ihren Begleitschutz seit Wochen erheblich verstärkt hatten. Aber diesen fetten Brocken wollte sich Looper nicht entgehen lassen. Immerhin war von über zweitausend Dollar die Rede. Also stieg Luisa in San Antonio ein. Die Kutsche wurde von sechs Pferden gezogen, und natürlich saß ein schwerbewaffneter Conductor neben dem Kutscher auf dem Bock.
Der Überfall sollte im Grasland in der Gegend von D'Hanis über die Bühne gehen, kurz nachdem die Kutsche den Seco Creek überquert hatte. Zunächst dachte Luisa sich nichts dabei, dass sie die einzige Frau in der Passagierkabine der Kutsche war.
Die vier Männer - zwei saßen neben ihr, zwei ihr gegenüber - sahen nicht aus wie Geschäftsleute. Auch nicht wie Bergmänner, oder Jäger, oder Soldaten. Sie erinnerten eher an Revolvermänner auf der Jagd nach Kopfgeld: Verwegene, bärtige Gesichter, drahtige Körper, teilweise mit zwei Revolvern an den Waffengurten, Felljacken und speckige Hüte, und schlichte Bündel, die sie nicht im Gepäckkasten hinter der Kutsche, sondern unter ihren Sitzen verstauten.
Luisa bekam es mit der Angst zu tun. Wie um alles in der Welt sollte sie vier Bewaffnete ausschalten?
Die Männer sprachen nicht viel miteinander. Und trotzdem hatte Luisa das Gefühl, sie würden sich kennen.
Später fasste sie sich an den Kopf, weil sie nicht sofort Lunte gerochen hatte. Doch sie wurde erst stutzig, als die Kutsche Castroville erreichte, und einer der Kerle - ein junger Bursche mit ernsten, braunen Augen - zu ihr sagte. "Sie sollten hier aussteigen und auf die nächste Kutsche warten, Ma'am."
Luisa sah den Mann begriffsstutzig an. "Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Mister?" Eine breite Narbe verunstaltete sein ansonsten hübsches Gesicht. Sie zog sich von seiner Schläfe bis zur Oberlippe und verlor sich in seinem dichten Schnauzer.
Der Bursche wirkte ganz und gar nicht so, als würde er scherzen. Keine Mine verzog er, mit ruhigem Blick musterte er sie. "Vielleicht sehen wir uns unter günstigeren Umständen einmal wieder, Ma'am", sagte er. "Dann komm ich auf ihr Angebot zurück. Doch jetzt würde ich es gerne sehen, wenn Sie in Castroville aussteigen - um Ihretwillen. Die Fahrt könnte gefährlich werden." Die anderen grinsten.
Luisa begann zu begreifen: Die vier Männer waren keine Fahrgäste - es waren Texas-Ranger. Jeremy und die anderen sollten in eine Falle gelockt werden. Wahrscheinlich transportiert die verdammte Kutsche keinen müden Cent, dachte Luisa. Ihr Herz schlug schneller.
"Hören Sie, Mister", sagte sie. "Ich weiß nicht, wovon sie sprechen, aber ich weiß, dass mein Mann seit drei Jahren nicht mehr zu Hause war, weil er in den Rockys nach Silber gräbt. Und vor ein paar Tagen hat er mir geschrieben, dass er auf eine dicke Silberader gestoßen ist. Ich habe mir in den Kopf gesetzt bei ihm zu sein, bevor er seinen Claim in Whisky und Frauen umgesetzt hat. Also werde ich nicht in Castroville aussteigen."
"Nichts gegen eine fette Silbermiene, Ma'am - aber selbst mit ihr kann man sich nicht vom Tod freikaufen." Der Schnauzbart mit der Narbe zog die Brauen hoch, etwas Lauerndes trat in seine braunen Augen. "Was ich sagen will: Diese Fahrt könnte Ihre letzte sein, wenn Sie nicht aussteigen."
"Quatschen Sie nicht", blaffte Luisa. Sie wies auf seine drei Begleiter. "Sind das Revolver, was ihr Kerle da mit euch herumschleppt, oder sind das Pfeifenstopfer?" Die Männer sahen sich feixend an. "Wovor sollt ich mich also fürchten", fauchte Luisa. "Ihr seht nicht aus wie Hosenscheißer, ihr seht aus wie waschechte Texasranger!"
Niemand widersprach ihr. Der
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