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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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Nase. Er hatte ein Bluetooth-Headset am Ohr und starrte in einen schlanken silbernen Laptop, jeder Zoll der Geschäftsmann, der eine dringende Korrespondenz abwickelt.
    Sollten Sie jemanden sehen, der vage einem von uns ähnelt, ist das eine Fata Morgana , hatte Hector sie gestern Abend gewarnt.
    Panik. Ein Schlingern in der Magengegend. Wo ist Gail hinverschwunden? Übelkeit stieg in Perry auf, während er hektisch umherschaute, nur um sie in der Mitte des Raums zu entdecken, im munteren Geplänkel mit Giles, Bunny Popham und Dell’Oro. Bleib ruhig, und bleib in Sicht, instruierte er sie im Geiste. Bleib auf dem Boden, heb nicht ab, übertreib’s nicht. Dell’Oro fragte Bunny Popham eben, ob es zu früh für Champagner sei, und Bunny antwortete, das hänge vom Jahrgang ab. Wieherndes Gelächter allseits, aber am lautesten lachte Gail. Perry wollte ihr gerade zu Hilfe eilen, da erschallte das nunmehr vertraute Professor! Jesusmaria! , und als er sich umdrehte, kamen drei Regenschirme die Stufen herauf.
    Unterdem mittleren Schirm Dima mit einer Gucci-Sporttasche.
    Flankiert von Niki und dem Philosophenschädel, wie Gail ihn flugs getauft hatte.
    Sie hatten die oberste Stufe erreicht.
    Dima schloss mit einem Knall seinen Schirm, drückte ihn Niki in die Hand und schlenderte dann durch die Schwingtür, allein.
    »Seht ihr Drecks-Regen?«, rief er den Versammelten kriegerisch entgegen. »Seht ihr den Himmel? Zehn Minuten, dann scheint da oben die Sonne!« Und zu Perry: »Was ist, Professor, magst du Tennissachen anziehen, oder mach ich dich in dein gottverdammten Anzug platt?«
    Halbherziges Gelächter aus dem Publikum. Das surreale Schauspiel von gestern ging in seine zweite Runde.
    * * *
    Perry und Dima steigen eine dunkle Holztreppe hinunter, ihre Sporttaschen in der Hand. Dima als Clubmitglied geht voran. Turnhallengerüche. Kiefernöl, Dampfigkeit, verschwitzte Kleider.
    »Ich hab Schläger, Professor!«, blafft Dima die Stufen empor.
    »Wunderbar!«, blafft Perry nicht minder laut.
    »Sechs mindestens! Schläger von Wichskerl Emilio. Spielt scheiße, aber gute Schläger hat er.«
    »Sechs von seinen dreißig, oder wie?«
    »Gut erkannt, Professor! Gut erkannt!«
    Dima kündigt ihnen an, dass wir auf dem Weg nach unten sind. Er braucht nicht zu wissen, dass Luke sie schon vorgewarnt hat. Am Fuß der Treppe wirft Perry einen Blick über die Schulter. Kein Niki, kein Philosophenschädel, kein Emilio, niemand. Sie betreten einen düsteren Umkleideraum, holzgetäfelt im skandinavischen Stil. Keine Fenster.Energiesparlampen. Hinter Milchglas ahnt man zwei alte Männer beim Duschen. Auf einer hölzernen Tür steht TOILETTES . Auf zwei weiteren MASSAGE . An beiden Türklinken ein Occupé- Schild. Klopfen Sie an die rechte Tür, aber erst, wenn er so weit ist. So, jetzt wiederholen Sie das .
    »Schönen Abend gehabt, Professor?«, erkundigt sich Dima beim Ausziehen.
    »Sehr schön. Wie war Ihrer?«
    »Scheiße.«
    Perry lässt seine Sporttasche auf eine der Bänke fallen, zieht den Reißverschluss auf und beginnt mit dem Umkleiden. Dima, splitternackt jetzt, kehrt ihm den Rücken zu. Sein Torso ist ein blaues Labyrinth, vom Nacken bis hinunter zum Gesäß. Das Herzstück stellt ein Mädchen in einem Vierziger-Jahre-Badeanzug dar, das von fauchenden Bestien belagert wird. Die Schenkel des Mädchens schlingen sich um den Baum des Lebens, der seine Wurzeln in Dimas Steiß hat und seine Äste über seine Schulterblätter breitet.
    »Ich muss pissen«, verkündet Dima.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an«, sagt Perry spaßhaft.
    Dima öffnet die Toilettentür und sperrt sie hinter sich ab. Sekunden später kommt er wieder zum Vorschein, in der Hand einen zylinderförmigen Gegenstand. Es ist ein zugeknotetes Kondom mit einem USB -Stick darin. Von vorne hat Dima den Körper des Minotaurus. Sein buschiges schwarzes Schamhaar wuchert bis zum Nabel hinauf. Der Rest ist nicht minder imposant. An einem der Waschbecken hält er das Kondom unters laufende Wasser, tritt dann zu seiner Gucci-Tasche und schneidet es mit einer Schere entzwei, zieht die beiden Enden ab und gibt sie weiter an Perry, damit der sie verliert. Perry steckt sie in eine Seitentasche seines Sakkos, und in seinem Kopf blitzt das Bild von Gail auf, wie sie sie in einem Jahr dort findet und fragt: »Na, wann kommt denn der Nachwuchs?«
    Mitder Zackigkeit des Zuchthäuslers zieht Dima ein Suspensorium und lange blaue Tennisshorts an, lässt den Stick in der rechten

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