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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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belegen.«
    »Gail Perkins, meine Verlobte«, sagte Perry steif.
    Seine Verlobte? Ach so? Davon war zwischen ihnen nicht die Rede gewesen. Vielleicht ja zwischen Milton und Doolittle.
    »Mein Name ist Dr. Popham, besser bekannt als Bunny, wandelndes gesetzliches Schlupfloch für die ekelerregend Reichen«, fuhr er fort, während seine kleinen rosafarbenen Äuglein gierig von einem zum anderen glitten, als versuchte er zu entscheiden, wen von ihnen er als Erstes verspeisen wollte. »Sie entsinnen sich vielleicht, dass unser russischer Bär gestern die Stirn hatte, mich vor einem tausendköpfigen Publikum zu beleidigen? Worauf ich ihn mit meinem Spitzentüchlein weggewedelt habe?«
    Perry schien nicht zum Antworten aufgelegt, darum sprang Gail in die Bresche.
    »Und woher kennen Sie ihn, Bunny«, fragte sie munter, während das Auto sich wieder in den Verkehr einfädelte.
    »Grundgütiger, er und ich kennen uns so gut wie gar nicht, Gott sei’s gedankt. Sehen Sie mich als einen alten Kumpel von Emilio, der zur moralischen Unterstützung angetreten ist. Dass er sich das immer wieder antut, der Ärmste. Letztens war’s ein Haufen grenzdebiler arabischer Fürstensöhne auf Shoppingtour. Diesmal also ein Trupp öder russischer Banker, Armani-Gang , ich bitte Sie! Und ihre teuren Damen« – er senkte vertraulich die Stimme –, »und teurere Damen habe ich im Leben nicht gesehen!« Seine gierigen kleinen Augen hefteten sich schmachtend auf Perry. »Aber am bedauernswertesten ist natürlich unser armer, lieber Professor« – der Blick der rosa Äuglein tragisch jetzt –, »was für ein Akt der Nächstenliebe! Der Himmel wird es Ihnen lohnen, ich werde mich darum kümmern. Aber wie hätten Sie es unserem armen Bären auchabschlagen können, so geknickt, wie er durch diese furchtbaren Morde ist?« Zurück zu Gail. »Bleiben Sie länger in Paris, Miss Gail Perkins?«
    »Oh, ich wünschte, wir könnten noch bleiben. Aber ich muss leider Gottes zurück in die Tretmühle, ob Sonnenschein oder Regen« – ein sarkastischer Blick auf die Bäche, die an der Scheibe hinabströmten. »Und Sie, Bunny?«
    »Ach, ich bin flatterhaft. Ich schwirre so herum. Ein kleines Nest hier, ein kleines Nest dort. Ich lasse mich nieder, aber nie für lang.«
    Ein Schild zum CENTRE HIPPIQUE DU TOURING , ein anderes zum PAVILLON DES OISEAUX . Der Regen ein wenig schwächer nun. Das Verfolgerauto noch immer hinter ihnen. Zu ihrer Rechten erschien ein verschnörkeltes Flügeltor, verschlossen. Dem Tor gegenüber war eine Parkbucht, in der der Chauffeur den Mercedes zum Stehen brachte. Das verdächtige Auto hielt neben ihnen. Getönte Scheiben. Perry ließ die Türen nicht aus den Augen. Sehr langsam öffnete sich eine. Eine ältliche Matrone stieg aus, gefolgt von ihrem Schäferhund.
    »Cent mètres«, knurrte der Chauffeur und zeigte mit einem nicht sehr sauberen Finger auf das Tor.
    »Wir sind doch nicht blind, Dummerchen«, sagte Bunny.
    Seite an Seite gingen sie die cent mètres , Gail mit Bunny unter dessen Schirm, Perry über die neue Sporttasche gekrümmt, während ihm der Regen ins Gesicht peitschte. Sie kamen zu einem niedrigen weißen Gebäude.
    Auf der obersten Eingangsstufe stand unter dem Vordach Emilio Dell’Oro in einem knielangen Regenmantel mit Pelzkragen. Ein Stück entfernt, in einer Gruppe für sich, drei der unwirschen Jungmanager von gestern. Ein paar Mädchen saugten trübsinnig an den Zigaretten, die sie im Clubhaus nicht rauchen durften. Und neben Dell’Oro, bekleidet mit grauen Flanellhosen und Blazer, stand ein hochgewachsener grauhaariger Herr von provozierendaristokratisch-britischem Äußeren, der ihnen seine leberfleckige Hand entgegenstreckte.
    »Giles«, stellte er sich vor. »Haben uns schon in dem Trubel gestern kurz gesehen. Nicht dass Sie sich erinnern werden. Ich war eigentlich nur auf der Durchreise, als Emilio mich gekapert hat. Zeigt mal wieder, dass man nie auf Verdacht alte Bekannte anrufen darf. Trotzdem, keine üble Fête gestern Abend, alle Achtung. Ein Jammer nur, dass Sie beide nicht dabei sein konnten« – zu Perry jetzt – »Sprechen Sie Russisch? Ich zum Glück ein bisschen. Fürchte, unsere geschätzten Gäste haben sonst nicht viel vorzuweisen auf dem Sprachengebiet.«
    Angeführt von Dell’Oro begab der Trupp sich nach drinnen. Ein nasser Montagmittag: nicht gerade Stoßzeit bei den Clubmitgliedern. An einem Ecktischchen am linken Rand von Perrys Gesichtsfeld saß Luke mit Brille auf der

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