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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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gemacht«,
    hörtman wieder Dima, der in unvermindertem Tempo durch sein russisches Skript jagt:
    »Dieser Plan wird eine Übersicht über die internationalen Routen sämtlicher Schwarzgelder unter der Kontrolle des Mannes enthalten, den sie Dima nennen und der hier zu Ihnen spricht.«
    Auf einen Wink von Matlock hält Hector das Band neuerlich an.
    »Das ist kein Plan, von dem er hier redet, das ist ein Vernetzungsdiagramm«, beschwert sich Matlock in einem Ton, als gälte es Dimas sprachliche Schwächen zu bemängeln. »Und zum Thema Vernetzungsdiagramme lassen Sie mich nur eins sagen, mit Verlaub. Mir sind schon so einige Vernetzungsdiagramme untergekommen. Und nach meiner Erfahrung ähneln die meisten bunten Stacheldrahtrollen, die wild in alle Himmelsrichtungen spießen. Unbrauchbar mit anderen Worten«, setzt er mit Genugtuung hinzu. »So was gehört für mich in dieselbe Kategorie wie Auslassungen über irgendwelche sagenhaften Verbrecherkongresse anno 2000 am Schwarzen Meer.«
    Sie sollten Yvonnes Vernetzungsdiagramm sehen , möchte ihm Luke in einem Anfall verzweifelter Ausgelassenheit zurufen, da bleibt Ihnen die Spucke weg.
    Matlock findet so schnell kein Ende, wenn er Aufwind spürt. Er schüttelt den Kopf und lächelt bedauernd.
    »Wissen Sie, Hector, wenn ich nur fünf Pfund für jeden unverlangten Hinweis aus ungesicherter Quelle hätte, dem unser Dienst im Lauf der Jahre aufgesessen ist – nicht alle zu meiner Zeit, Gott sei Dank! –, dann wäre ich ein reicher Mann. Vernetzungsdiagramme, Bilderberg-Komplotte, Weltverschwörungen, der gute alte grüne Schuppen in Sibirien, der bis zum Dach voll mit rostigen Wasserstoffbomben ist, und, und, und. Gut, für die genialischen Erfinderdieser ganzen Wundermären ist reich wahrscheinlich was anderes, und für Sie im Zweifelsfall auch. Aber für jemanden mit meinen Ansprüchen hätte ich doch recht schön ausgesorgt.«
    Warum zum Henker staucht Hector Billy Boy nicht zusammen? Aber Hector scheint nicht die Nerven für einen Gegenschlag zu haben. Nein, schlimmer noch: Zu Lukes Verzweiflung verzichtet er darauf, den letzten Teil von Dimas historischem Angebot abzuspielen. Er schaltet den Kassettenrecorder aus, als wollte er sagen: »Na ja, einen Versuch war’s wert«, und mit einem gekränkten kleinen Lächeln und einem ergebenen »Bilder sind vielleicht eh mehr Ihr Ding, Billy« greift er nach der Fernbedienung für den Plasmabildschirm und schaltet das Licht aus.
    * * *
    In dem Halbdunkel erfasst eine schwankende Videokamera die Zinnen einer mittelalterlichen Festung und senkt sich dann hinab zur Kaimauer eines alten Hafens, in dem es von teuren Segelbooten wimmelt. Es dämmert, die Kamera ist kein Profigerät und kann das schwindende Licht nicht ausgleichen. Eine gut dreißig Meter lange Luxusjacht in Blau und Gold ankert außerhalb der Hafenmauer. Sie ist über und über mit bunten Lämpchen behängt, ihre Bullaugen sind erleuchtet. Über das Wasser klingt Tanzmusik herüber. Feiert jemand Geburtstag? Hochzeit? Am Heck der Jacht flattern die Flaggen von England, Russland und der Schweiz. Den Masttopp schmückt ein goldener Wolf auf rotem Grund.
    Die Kamera hält auf den Bug. Goldene Schnörkellettern verkünden in lateinischer und kyrillischer Schrift den Namen des Schiffs: Prinzessin Tatjana .
    Hector liefert einen knappen, emotionslosen Kommentar:
    »Gehörteiner neugegründeten Firma namens First Arena Credit Bank of Toronto mit Sitz in Zypern. Die gehört einer Stiftung in Liechtenstein und die wiederum einer Firma mit Sitz in Zypern«, erläutert er trocken. »Eine Überkreuzbeteiligung also. Man gibt das Ding einer Firma, dann kriegt man es über einen kleinen Umweg wieder zurück. Bis vor kurzem hieß der Kahn Prinzessin Anastasia, genau wie die Exfreundin des Prinzen komischerweise. Die neue Tussi heißt Tatjana, wir dürfen also unsere Schlüsse ziehen. Da der Prinz Russland derzeit aus gesundheitlichen Gründen nicht verlassen kann, ist die SS Prinzessin Tatjana an ein internationales Konsortium vermietet, das sich, man höre und staune, First Arena Credit International nennt, ein vollkommen eigenständiges Unternehmen mit Sitz, wie könnte es anders sein, in Zypern.«
    »Und was fehlt ihm?«, fragt Matlock aggressiv.
    »Wem?«
    »Dem Prinzen. Halten Sie mich für blöd, oder was? Warum kann er Russland nicht verlassen?«
    »Er wartet darauf, dass die Amerikaner ein paar ganz und gar haltlose Anklagen wegen Geldwäsche fallenlassen, die sie vor

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