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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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Geschäfte machen, ohne Kontakte zu pflegen, Hector«, wendet er ein. »So funktioniert die Welt nun mal, das sollten Sie besser wissen als jeder andere, Sie haben das Spiel schließlich mitgespielt! Sie können einem Mann keinen Strick draus drehen, dass er bei jemandem auf dem Boot ist.«
    Aber weder Hectors Ton noch Matlocks unglaubhafter Protest können die Spannung abbauen. Da hilft es auch wenig, dass die weiße Smokingjacke Yvonnes Bildunterschrift zufolge einem zwielichtigen französischen Marquis und Firmenaufkäufer mit engen Verbindungen nach Russland gehört.
    * * *
    »Wo haben Sie das Zeug überhaupt her?«, verlangt Matlock nach längerem stummem Brüten zu wissen.
    »Welches Zeug?«
    »Den Film. Dieses Amateurvideo. Nennen Sie’s, wie Sie wollen. Wo haben Sie es her?«
    »Unter einem Stein gefunden, Billy. Was dachten Sie denn?«
    »Wer hat es gefunden?«
    »Ein Freund von mir. Oder auch zwei.«
    »Unter was für einem Stein?«
    »Londoner Polizei.«
    »Was reden Sie da? Scotland Yard? Haben Sie an polizeilichen Beweismitteln herumgedoktert, oder wie? Sie können es ruhig zugeben.«
    »Schönwär’s, Billy. Aber ich fürchte, nein. Möchten Sie die Geschichte hören?«
    »Wenn sie wahr ist.«
    »Ein junges Pärchen aus einem Londoner Vorort hat fleißig für seine Flitterwochen gespart und gönnt sich eine Pauschalreise an die Adria. Bei einem Spaziergang die Steilküste entlang bemerken sie eine Luxusjacht, die in der Bucht vor Anker liegt, und weil sie sehen, dass darauf eine todschicke Party im Gange ist, filmen sie sie. Bei der Sichtung des Materials in ihrem trauten Heim in, sagen wir, Surbiton erkennen sie verblüfft und fasziniert gewisse wohlbekannte britische Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik. Sie wittern eine Chance, die Kosten ihres Urlaubs wieder einzuspielen, und schicken ihre Trophäe schnurstracks an Sky TV . Und ehe sie wissen, wie ihnen geschieht, stürmt morgens um vier ein bis an die Zähne bewaffneter Polizeitrupp zu ihnen ins Schlafzimmer und droht ihnen Strafverfolgung gemäß dem Antiterrorgesetz an, wenn sie nicht augenblicklich sämtliche Kopien ihres Films aushändigen – eine Aufforderung, der sie klugerweise nachkommen. Und das ist die Wahrheit, Billy.«
    * * *
    Luke muss langsam, aber sicher erkennen, dass er Hectors Taktik unterschätzt hat. Gut, seine Art mag stümperhaft wirken. Gut, er hat nur eine kümmerliche alte Karteikarte in der Hand. Aber die Marschroute, die er sich zurechtgelegt hat, ist alles andere als kümmerlich. Er hat noch zwei weitere Herren in petto, die er Matlock gern vorstellen möchte, und als die Perspektive sich weitet, um sie ins Bild zu bringen, wird klar, dass sie die ganze Zeit bei der Unterhaltung dabei waren. Der eine ist ein hochgewachsener, eleganter Mittfünfziger mit ausgeprägtem Diplomatennimbus. Er überragt den Minister in spe fast um Haupteslänge.Sein Mund ist scherzend geöffnet. Sein Name, verrät Yvonnes Bildunterschrift uns, ist Captain a. D. Giles de Salis, Royal Navy.
    Diesmal hat sich Hector die Stellenbeschreibung selbst vorbehalten:
    »Führender Westminster-Lobbyist und Strippenzieher, zählt etliche der weltgrößten Gangster zu seinen Kunden.«
    »Ein Freund von Ihnen, Hector?«, erkundigt sich Matlock.
    »Der Freund von jedem, der zehn Riesen für ein Tête-à-Tête mit einem unserer unbestechlichen Herrschenden abdrückt, Billy«, kontert Hector.
    Der Vierte und Letzte im Bunde scheint selbst in verschwommener Vergrößerung der Inbegriff aristokratischer Vitalität. Die Revers seines maßgeschneiderten weißen Dinnerjackets sind mit zarten schwarzen Paspeln abgesetzt. Die silberne Haarmähne hat er dramatisch nach hinten gekämmt. Ist er ein berühmter Dirigent? Ein berühmter Oberkellner? Sein beringter Zeigefinger, erhoben in spaßhafter Ermahnung, wirkt wie der eines Tänzers. Die andere Hand liegt anmutig und unaufdringlich auf dem Oberarm des Ministers in spe. Auf seiner gefältelten Hemdbrust prunkt ein Malteserkreuz.
    Kann das sein? Ein Malteserkreuz? Macht ihn das zum Malteserritter? Ist es eine Tapferkeitsmedaille? Irgendein ausländischer Orden? Oder hat er sich das Ding einfach gekauft, als Geschenk an sich selbst? Das ist eine Frage, die Luke und Yvonne bis in die frühen Morgenstunden umgetrieben hat. Nein, sind sie übereingekommen. Er hat es gestohlen.
    Signor Emilio Dell’Oro, Italienisch-Schweizer, wohnhaft in Lugano , lautet der Untertitel, den in diesem Fall Luke verfasst hat, CO 2

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