Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
Vom Netzwerk:
-neutral, wie Hectors strikter Befehl lautete. Internationaler Salonlöwe, Pferdezüchter, Drahtzieher im Kreml .
    Auchdiesmal hat Hector den spannenden Teil für sich reserviert:
    »Richtiger Name, zumindest gemäß unseren Recherchen, Stanislaw Auros. Polnisch-armenisch mit türkischem Einschlag, Autodidakt, Eigenkreation, durch und durch brillant. Derzeit Majordomus, Faktotum, gesellschaftlicher Berater und Frontmann des Prinzen.« Und ohne abzusetzen oder seinen Ton zu verändern: »Billy, warum übernehmen Sie nicht ab hier? Sie kennen ihn besser als ich.«
    Lässt sich Matlock je übertölpeln? Offenbar nicht, denn er pariert ohne das winzigste Zögern:
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Hector. Helfen Sie mir kurz auf die Sprünge, wenn Sie so gut sein wollen.«
    Das will Hector gerne. Er ist sichtlich aufgeblüht:
    »Unsere Kindertage, Billy. Bevor wir beide erwachsen wurden. Mittsommer, wenn ich mich recht erinnere. Ich war Resident in Prag, Sie waren Einsatzleiter in London. Ich sollte in Ihrem Auftrag fünfzigtausend US -Dollar in kleinen Scheinen im Kofferraum von Stanislaws wartendem weißen Mercedes deponieren, zur Geisterstunde, keine dummen Fragen bitte. Nur dass er damals nicht Stanislaw hieß, sondern Monsieur Fabian Lazaar. Hat nicht mal seinen hübschen Kopf gewendet, um danke zu sagen. Keine Ahnung, wofür er das Geld bekommen hat, aber ich nehme schwer an, Sie wissen es. Er war damals gerade dabei, sich hochzuarbeiten. Hat gestohlene Artefakte verhökert, hauptsächlich aus dem Irak. Reichen Genfer Damen dabei geholfen, das Geld ihrer Männer auszugeben. Diplomatisches Bettgeflüster an den Meistbietenden verkloppt. Vielleicht war das Geld ja dafür. Treffer?«
    »Ich habe weder mit Stanislaw noch mit Fabian gearbeitet, tut mir leid, Hector. Oder mit Mr Dell’Oro oder wie auch immer er sich jetzt nennt. Er war nicht mein Informant.Ich habe bei dieser Geldübergabe damals rein in Vertretung gehandelt.«
    »In Vertretung von wem?«
    »Meinem Vorgänger. Können wir dieses Verhör vielleicht beenden, Hector? Ich verhöre Sie , nicht umgekehrt, falls Sie es noch nicht bemerkt haben. Mein Vorgänger, wie Sie sehr gut wissen, Hector, war Aubrey Longrigg , und genau betrachtet bleibt er es auch, solange ich diesen Posten bekleide. Erzählen Sie mir nicht, Sie hätten Aubrey Longrigg vergessen – am Ende denke ich noch, Sie hätten Besuch von Dr. Alzheimer gehabt. Immer der hellste, immer der schnellste, Aubrey, bis zu seinem etwas verfrühten Ausscheiden. Selbst wenn er manchmal ein wenig übers Ziel hinausgeschossen hat, genau wie Sie.«
    Für Matlock, erinnert sich Luke, war Angriff von jeher die beste Verteidigung.
    »Und glauben Sie mir, Hector« – jetzt holt er richtig aus –, »wenn mein Vorgänger Aubrey Longrigg seinem Informanten noch fünfzig Riesen auszahlen muss, weil er just zu diesem Zeitpunkt aus dem Amt scheidet und zu höheren Weihen aufsteigt, und wenn Aubrey deshalb mich bittet, in seinem Namen diese Aufgabe zu übernehmen, zur vollen und endgültigen Begleichung einer gewissen privaten Schuld, dann werde ich mich nicht hinstellen und zu Aubrey sagen: ›Augenblick, Aubrey, ich hole nur schnell eine Sondergenehmigung ein und überprüfe Ihre Geschichte.‹ Hätten Sie das etwa? Nicht bei Aubrey! So dick, wie Aubrey damals mit dem Chef war, immer die Köpfe zusammengesteckt, immer ein Herz und eine Seele, wäre ich ja wohl des Wahnsinns gewesen, oder?«
    In Hectors Stimme klingt der alte Stahl durch, endlich:
    »Gut, dann werfen wir doch einen Blick auf den Aubrey von heute: Staatssekretär, Parlamentsabgeordneter für einen der unterprivilegiertesten Labour-Wahlkreise, standhafter Verfechter der Frauenrechte, geschätzter Berater desVerteidigungsministeriums in Sachen Waffenbeschaffung, und« – er schnalzt leise mit den Fingern und runzelt die Stirn, als hätte er es tatsächlich vergessen – »was ist er noch, Luke? Irgendwas war da doch noch …«
    Und wie aus der Pistole geschossen hört Luke sich die Antwort geben:
    »Designierter Vorsitzender des neuen parlamentarischen Unterausschusses zur Bankenethik.«
    »Aber unserem Dienst auch nicht komplett entfremdet, oder?«, vergewissert sich Hector.
    »Nicht anzunehmen«, bestätigt Luke, auch wenn ihm nicht ganz klar ist, warum Hector gerade ihn als Autorität in dieser Frage ansieht.
    * * *
    Vielleicht meiden wir Spione, selbst die Exspione, die Kameras ja aus gutem Grund, sinnierte Luke. Weil wir insgeheim

Weitere Kostenlose Bücher