Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
Augen blitzten eisig, und Marcus wurde mit ihrer vollen und ungeteilten Aufmerksamkeit belohnt, wie er es gewollt - äh, gebraucht - hatte, um seine Mission zu erfüllen.
»Solange Ihr Euch Eurer Unterlegenheit bewusst seid, Mr. Blythe-Goodman, sind wir uns einig.«
Er erwiderte ihren Blick mit arroganter Selbstzufriedenheit. »Habe ich nicht meinen Fehler bereits zugegeben? Oder soll ich noch einmal nachzählen lassen, nur damit wir sicher sein können?«
»Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr dieser Belastung standhaltet?«, entgegnete sie zickig. »Eine so schwierige Aufgabe lässt mich um das Wohl Eures angeblichen Verstandes fürchten.«
Marcus fühlte die Blicke der anderen Männer, die ihr
Wortgefecht beobachteten, aber die Aufmerksamkeit Ihrer Ladyschaft schien nun ganz auf ihn gerichtet. Hervorragend. »Seid versichert, Mylady, dass es meinem Verstand durchaus gut geht.«
»Ach ja?« Eine feine Augenbraue schoss in die Höhe. »Wie könnt Ihr es beweisen?«
»Mein Verstand sagt mir, dass Ihr vierundzwanzig Jahre alt seid, Euer Akzent stammt aus dem Süden Englands und Euer Butler aus den sizilianischen Apenninen.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Ich bin erst dreiundzwanzig, herzlichen Dank.« Dann zuckte sie die Achseln, und ein reuiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Zumindest noch für zwei Wochen.«
Inmitten tumultartiger Geburtstagsglückwünsche - guter Gott, wie kriecherisch konnten diese Kerle denn noch sein? - fand sich Marcus erneut als Ziel von Lady Barrowbys erstaunlich fokussierter Aufmerksamkeit.
»Das alles könntet Ihr im Dorf aufgeschnappt haben«, erwiderte sie. »Gilt ein Hang zum Klatsch jetzt schon als Intelligenz? Wenn dem so sein sollte, dann müsste meine Zofe den Dekan von Oxford ersetzen.«
Die Menge murmelte Beifall für ihre Gewitztheit. Sowohl Marcus als auch Lady Barrowby ignorierten sie. »Es gibt noch andere Dinge, die mein Verstand mir sagt«, antwortete er. »Aber ich diskutiere nicht die persönlichen Angelegenheiten einer Dame in Anwesenheit anderer Gentlemen.«
»Heißt das, Ihr diskutiert sie in Anwesenheit anderer Damen? Oder vielleicht meint Ihr auch Männer, die keine Gentlemen sind.« Ihr Tonfall war der eines Lehrers gegenüber einem etwas schwerfälligen Schüler.
Marcus fühlte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg, und versuchte sich zu beruhigen. Er würde nicht zulassen, dass sie diese Unterhaltung kontrollierte; egal, wie lächerlich es noch werden würde.
»Ich meine damit, dass ich mich nicht wie ein Gentleman verhalten würde, wenn ich die Tatsache aussprechen würde, dass Ihr die Trauerkleidung einer anderen Frau tragt.«
Sie zuckte bei dieser Äußerung leicht zusammen, dann reckte sie das Kinn vor. »Meine sind noch in Arbeit«, sagte sie ruhig. »Dieses Kleid gehörte Lord Barrowbys erster Frau.«
Elliot und die anderen drehten sich zu Marcus um; sie schienen ihn fragen zu wollen: »Und, wagt Ihr es, darauf etwas zu erwidern?« Aber im Blick von Lady Barrowby sah er neuen Respekt glimmen. Wenn schon nichts anderes, so wusste sie zumindest gute Beobachtungsgabe zu schätzen.
Respekt reichte nicht aus. Er musste ihr näherkommen, mehr herausfinden, ihre Schwächen offenbaren und Beweise für ihre Manipulation des alten Lords finden.
Also lächelte er sie genauso an, wie er es getan hatte, als er sie zum Lachen gebracht hatte.
Oje. Julia blinzelte. Wenn es zutraf, dass Mr. Blythe-Goodman ein gut aussehender Kerl war, wenn er schmollte, so war er ein wahrhaftiger Gott, wenn er lächelte. Sie griff sich mit einer Hand in den Nacken.
Sie hatte ihn für düster und distanziert gehalten, aber sie hatte sich getäuscht. Seine grünen Augen hatten gefunkelt, als sie ihn aufgezogen hatte, und die Intensität seiner Aufmerksamkeit hatte die anderen Männer verblassen lassen, sogar ihren guten Freund Elliot.
Er war nicht so sehr distanziert, sondern vielmehr … gefangen? Ja, das war’s. Er erinnerte sie an ein Raubtier, das lange eingesperrt war - ein Raubtier mit nachlassender Geduld, das auf die Gelegenheit zur Flucht wartete. Nicht zahm, nicht unterwürfig, sondern einfach nur geduldig, sehr, sehr geduldig …
Was für eine Vorstellung! Mr. Blythe-Goodman war nichts weiter als einer von vielen gut aussehenden jungen
Gentlemen ohne eigene Mittel auf der Suche nach einer reichen Frau, die ihm seine Schulden bezahlte.
So wie er sich bisher ihr gegenüber verhielt, mochte er sie noch nicht einmal.
Mit einem Mal war sie des verbalen
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