Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
sich besser vorbereiten müssen.
Aber sie hatte es nicht übers Herz gebracht, Trauerkleidung zu bestellen - als hätte das sein Ende in irgendeiner Weise beschleunigt.
Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Oh, Aldus. Wie schaffe ich es nur, dass sie endlich verschwinden?«
Wichtiger noch: Wie schaffte sie es, dass Mr. Blythe-Goodman verschwand?
Entscheide dich für einen.
Sie hielt inne. Ihr stockte der Atem. Sich für einen entscheiden? Konnte es so einfach sein?
Aber ja. Sie musste nichts weiter tun, als ihre Vorliebe für einen zu bekunden, und alle anderen würden mitsamt ihrem Lärmen, ihrem Hunger und ihrem Brüten gehen.
Und doch wäre es grausam, oder nicht? Einem von ihnen derartige Hoffnungen zu machen? Es gab einen Namen für Frauen, die so etwas taten. Sie hatte sich selbst mit Sicherheit noch nie für so eine gehalten, und sie schreckte auch jetzt davor zurück.
Dieser Gedanke führte sie zu einem anderen Punkt. Wenn es nun keine falsche Hoffnung war? Wenn sie tatsächlich noch einmal heiraten würde?
Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass ihre derzeitige Beliebtheit vielleicht nicht nur vorübergehender Natur sein könnte. Wenn der Erbe von Barrowby nicht gefunden wurde, dann erforderten es die Gepflogenheiten, dass sie bis ans Ende ihrer Tage auf dem Gut und von seinen Einkünften lebte, bis es bei ihrem Tod an die Krone zurückfiele.
Sie presste sich eine Hand an die Kehle. Ein Leben lang von geldgierigen Männern verfolgt - allein die Aussicht darauf ließ ihr schwindelig werden. Der Himmel mochte es verhüten!
Zu heiraten wäre demnach in ihrem eigenen Interesse. Schließlich wurden die Royal Four dazu ermutigt, ein möglichst
unauffälliges Leben zu führen, und was wäre unauffälliger als eine Witwe, die sich wieder verheiratete?
Ein Teil von ihr wehrte sich gegen die Vorstellung, denn sie empfand sich selbst immer noch als Aldus’ treue Ehefrau, aber die Logik war unbestreitbar. Wenn ihre Trauerperiode erst einmal vorüber war, würde die Zahl ihrer Verehrer hundertfach steigen. Oder noch schlimmer. Sie wusste aus ihrer Tätigkeit als der Fuchs, dass Napoleon auf der Flucht und ein Ende des Krieges absehbar war, was bedeutete, dass England in Kürze von jungen, rastlosen Männern, die den Krieg hinter sich hatten und nun auf der Suche nach einer Frau waren, überflutet würde.
Gütiger Gott, welch schreckliche Vorstellung! Sie schloss die Augen, sah Rotröcke von Wand zu Wand stehen, energische, miteinander konkurrierende, die Ellenbogen einsetzende ehemalige Soldaten, die alle ernsthaft um ihre Aufmerksamkeit und ihr Vermögen buhlten.
Der Gedanke allein ließ sie sich nach einem Nickerchen sehnen.
Sie sollte jetzt eine informelle Vereinbarung über eine schnelle Heirat in zwei Jahren treffen - sozusagen einen Begleiter bestimmen. Eine eindeutige Botschaft für alle anderen Verehrer, dass die Stelle besetzt war.
Der Gedanke an die Ruhe und den Frieden, den ihr diese Entscheidung bringen würde, machte diese eigentlich frivole Idee augenblicklich äußerst reizvoll.
Entscheide dich für einen.
Aber für wen?
Eames war ein guter Mann, auch wenn er ihr eher geschwätzig als leidenschaftlich vorkam. Sollte ihr in ihrem Leben Leidenschaft gänzlich versagt bleiben? Nein, das war ein unwürdiger Gedanke! Leidenschaft war zu schwierig - aber er neigte wohl auch zu Übereifer, und Julia hatte noch nie etwas von blindem Gehorsam gehalten.
Stuckey war ganz nett und außerdem leicht zufriedenzustellen … aber er war nicht besonders gescheit und würde vielleicht dumme Kinder zeugen …
Kinder! Freude schoss durch ihren ganzen Körper.
Aber nein … sie war möglicherweise gezwungen, ihre Pflicht über ihre Mutterrolle zu stellen, was niemandem gegenüber fair war.
Ihre Begeisterung wich Nüchternheit. Na gut. Sie war eigentlich nie davon ausgegangen, dass sie einmal Kinder haben würde, jedenfalls nicht mehr, nachdem Aldus selbst die obligatorischen monatlichen Besuche in ihrem Schlafzimmer aufgegeben hatte.
Aber nichtsdestotrotz hatte sie keine Lust, sich für den Rest ihres Lebens am Tisch über Nichtigkeiten unterhalten zu müssen. Mr. Stuckey schied also aus.
Wie wäre es mit Mr. Blythe-Goodman?
Verdammt, sie hätte wissen müssen, dass er ins Spiel kommen würde. Einen Augenblick lang erlaubte sie sich, sich vorzustellen, sie könnte ein Leben lang Zugang zu diesem bewundernswerten Körper haben, zu diesen Schultern, dieser ruhelosen Energie, seinem
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