Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
der größere mit dem irritierenden Gang, sein edles Pferd auf die Auffahrt und saß geschmeidig auf. Ah, dann begleitete er also doch seinen Freund.
Es sah ganz danach aus, als sei seine Aufgabe fast erfüllt. Sie würde nicht mehr lange hierbleiben wollen, allein auf ihrem lästigen Landsitz.
Er würde ihr einen Tag und eine Nacht geben, um in ihrer Einsamkeit zu schmoren, dann würde er ihr mit Fahnen und Trompeten seine Aufwartung machen, sich vorstellen und ihr die Welt zu Füßen legen.
Natürlich erst, nachdem sie ihr Vermögen auf ihn überschrieben hatte.
Sehr gut. Nur schade, dass es so schnell vorüber war. Er hatte den Schmerz und die Furcht in ihrem hübschen Gesicht genossen. Aber er hatte ja noch eine schlechte Nachricht für sie, auf die er sich freuen konnte. Er wünschte, er könnte ihr in die Augen sehen, wenn ihr die Nachricht überbracht wurde, dass ihr geliebtes Kätzchen im nahe gelegenen Tal von wütenden Bauern eingefangen und getötet worden war.
Im Schankraum der Dorfwirtschaft trat Marcus an den Tisch, an dem Elliot verdrießlich sein Bier trank.
Elliot schaute nicht auf. »Sie hat mir den Laufpass gegeben.«
Marcus setzte sich ihm gegenüber. »Ich weiß.«
Elliot zuckte die Achseln. »Das ist aber nicht alles - sie hat mir gesagt, ich solle Middlebarrow für immer verlassen. Sie hat gesagt, die Situation wäre gerade nicht gut für mich.«
Elliot legte die Stirn auf den Tisch und lachte bitter. »Sie beschützt mich!«
Marcus hob den Kopf und schaute über den Tisch auf den Dandy. Er kniff die Augen zusammen. »Und warum sagt Ihr das mit solcher Ironie?«
Elliot blinzelte, dann hob er rasch sein Bier und nahm einen tiefen Zug. »Weiß nicht, worauf Ihr hinauswollt«, murmelte er.
Marcus lehnte sich auf der splitterigen Sitzbank zurück. »Wisst Ihr was, Elliot?«, sagte er mit falscher Unbekümmertheit. »Ich frage mich schon die ganze Zeit, ob Ihr vielleicht einen Mann namens Montmorency kennt.«
Elliot verschluckte sich an seinem Bier.
Marcus schüttelte den Kopf. »Ich hätte es wissen müssen.
Nur einer von euch zeigt eine so sture Standhaftigkeit angesichts tödlicher Gefahr.«
Elliot wischte sich mit dem Handrücken übers Kinn und betrachtete Marcus wachsam. »Ich habe keine Ahnung, worüber Ihr sprecht.«
Marcus verzog säuerlich die Lippen. »Natürlich nicht.« Er beugte sich vor. »Wenn Ihr zurück zu Eurem Klub kommt, dann seht Euch vor und beschreibt mich sehr gut. Noch besser wäre es, Ihr machtet eine dieser Skizzen, auf die Ihr doch immer so stolz seid.«
Auch Elliot lehnte sich jetzt zurück. »Ich bin bekannt dafür, dass ich hin und wieder zeichne. Die meisten jungen Herren tun das. Ich behalte die Skizzen jedoch nie.«
»Was bedeutet, dass Ihr sie bereits eingeschickt habt.« Marcus nickte. »Ich nehme an, Ihr werdet jeden Augenblick neue Instruktionen erhalten.«
Elliot legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. »Ich glaube, ich hatte jetzt genug Bier. Jedes Wort aus Eurem Mund klingt mir nach purem Unsinn.«
Marcus winkte ihm freundlich zu. »Dann geht. Und sagt dem Mann, den ich eben erwähnte, dass ich es begrüßen würde, recht bald von ihm zu hören.«
Elliot steckte sich einen kleinen Finger ins Ohr und rüttelte ihn hin und her. »Reiner Schwachsinn. Es ist gerade so, als würdet Ihr eine andere Sprache sprechen.«
Marcus stand auf und ließ eine Münze auf den Tisch fallen. »Das Bier geht auf mich. Seht zu, dass Ihr Euch auf Eurem Weg nach London nicht unnötig aufhaltet.« Er wandte sich ab, aber Elliot rief ihn zurück.
»Ob Ihr mir wohl Euren Hengst leihen könntet?«, sagte er unumwunden. »Da Ihr es doch so eilig habt, dass ich verschwinde und so. Ich kann es ja dann bei dem Typen lassen, den Ihr erwähnt habt.«
Marcus verdrehte die Augen. »Liars!« Er warf noch ein
paar Münzen auf den Tisch. »Sprecht mit dem Wirt. Er wird dafür sorgen, dass Ihr keinen alten Klepper bekommt. Ich überlasse niemandem mein Pferd. Niemals.«
»Das ist aber schade«, sagte Elliot grinsend. Rasch fuhr er mit der Fingerspitze über die Tischplatte. »Ihre Ladyschaft hat Interesse daran bekundet, Euren Hengst zu reiten.«
Marcus lachte kurz auf. »Das glaube ich kaum. Er wäre dann doch eine Nummer zu groß für sie.«
Elliots Grinsen wurde pointierter. »Das vermag ich nicht zu beurteilen. Aber Ihrer Ladyschaft beim Reiten zuzusehen, ist, wie einen Vogel beim Fliegen zu beobachten. Als wäre sie dazu geboren.« Er stürzte den
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