Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)

Titel: Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
sie sich nicht die Mühe machte, den Handlauf zu nutzen. Ihre nackten Füße rutschten auf dem Marmorfußboden, aber nichts vermochte sie aufzuhalten.
    Der Vormittagssalon war dunkel und kalt, aber Julia brauchte kein Licht. Sie kniete neben ihrem Handarbeitskorb nieder und suchte unter den Stickarbeiten nach dem doppelten Boden. Beim ersten Mal rutschten ihre Finger vom Verschluss. Sie atmete tief ein und zwang sich zur Ruhe. »Du wirst es nicht wissen, bis du das verdammte Ding aufgemacht hast«, sagte sie sich.
    Der Verschluss bewegte sich unter ihren suchenden Fingerspitzen,
und der Boden hob sich. Sie glitt mit den Fingern über das kleine Fach darunter …
    Da war der Schlüssel, kalt und solide in ihrer Hand.
    Julia stieß einen schweren, langen Seufzer aus und ließ den Kopf hängen. Sie hätte ein dermaßen kompromittierendes Material niemals so leicht zugänglich aufbewahren dürfen - auch noch in ihrem vorderen Salon! Was, wenn der Spitzel der Royal Four nun diese Einträge gefunden hätte - welchen Eindruck würden sie dann wohl von ihr gewinnen?
    Oh, das, was sie da über sich geschrieben hatte, über die wilden, verführerischen Sachen, die sie anstellte …
    Sie nahm den Schlüssel heraus und ließ den falschen Boden klickend zufallen; sie stopfte das inzwischen wirre Knäuel aus Nadeln und Fäden und anderen Stickutensilien wieder zurück. Egal. Eigentlich hasste sie es sowieso zu sticken.
    Ihr kurzer Abstecher in den vorderen Salon hatte lange genug gedauert, dass sie sich der Kälte an ihren bloßen Füßen bewusst wurde. Sie drehte sich um und nahm eine brennende Kerze aus dem Halter.
    Sie benutzte die Kerze, um die Späne im Salon zu entfachen. Es hatte keinen Sinn, sich mit Kohlestücken aufzuhalten, denn sie würde das Feuer nicht lange brauchen. Sie öffnete die Intarsienschachtel und nahm den Schlüssel zum Kinderzimmer heraus. Dann huschte sie schnell die kalte Treppe hinauf, um ihren Koffer zu holen.
    Nachdem sie ihn neben dem Kamin im Salon abgestellt hatte, nahm sie das erste ihrer Tagebücher zur Hand. Tatsächlich war es gar nicht das allererste gewesen. Es hatte noch eines gegeben, welches sie begonnen hatte, als Aldus sie und ihre Mutter bei sich aufgenommen hatte. Sie hatte dieses Tagebuch verbrannt, als sie Aldus geheiratet und Jilly für immer hinter sich gelassen hatte.
    Sie schloss die Augen und erinnerte sich an die Seiten,
die mit der großen, ungelenken Handschrift und den Rechtschreibfehlern von Jilly Boots übersät waren. Die vielen Stunden am Krankenbett ihrer Mutter hatten die Wörter nur so aus ihrem jungen Herzen sprudeln lassen.
    Schmerz ob der Verwirrtheit ihrer Mutter, Angst davor, ganz allein auf der Welt zu sein, erste Eindrücke des luxuriösen Barrowby, Beschreibungen des mysteriösen, aber wohlmeinenden Aldus. Besonders eine Seite brauchte kein Papier, denn die Wörter waren auf ewig in ihr Herz geschrieben.
    »Mama ist letzte Nacht gestorben. Sie verließ uns wie ein Flüstern. Es ist gut, dass sie jetzt keine Schmerzen mehr hat.« Und dann die Frage, bei der sie so fest aufgedrückt hatte, dass sie das Papier beinahe zerrissen hätte: »Was soll ich jetzt bloß tun?«
    Julia lehnte sich zurück und öffnete die Augen. Sie hatte getan, was Aldus ihr gesagt hatte. An ihrem achtzehnten Geburtstag hatte sie ihn in der Kapelle auf Barrowby geheiratet; ihre Hände waren eisig gewesen und hatten gezittert, und ihm ging es kaum besser. Sie hatten schweigend zu Abend gegessen und waren dann gemeinsam zu Bett gegangen.
    Jilly war zwar nervös gewesen, aber auch neugierig und bereitwillig. Aldus hatte gezögert und war letztendlich unfähig. Später, als sie sich etwas besser kannten, waren sie besser zurechtgekommen, aber sie war nie zu einem befriedigenden Abschluss gekommen. Aldus hatte sich immer beeilt, denn er hatte sich der ganzen Sache offenbar geschämt und sich nie an den großen Altersunterschied zwischen ihnen gewöhnt.
    Irgendwann, als selbst seine größten Bemühungen keinen Erben hervorbrachten, hatte er das Ganze schließlich mit kaum verhohlener Erleichterung aufgegeben. Und Julia - so nannte sie sich inzwischen selbst in ihren Gedanken - hatte
begonnen, ihre bemerkenswerte erotische Phantasie in ihren »Kritzeleien« auszuleben.
    Ihre Finger streichelten über den Ledereinband des Tagebuchs in ihrer Hand. Die ausgeprägtesten Phantasien fingen hier, im zweiten Tagebuch, an. Julia drehte sich resolut zu dem inzwischen knisternden Feuer um. »Tut mir

Weitere Kostenlose Bücher