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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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»und schon jetzt ist er für mich wie ein Fremder. Ich meine, man behält jemanden einfach nicht in guter Erinnerung, wenn er einen so ganz plötzlich auf diese Art fallenläßt.«
    »Die beiden haben sich sicher schon eine ganze Zeitlang getroffen. Vielleicht, während Sie bei der Arbeit waren.«
    Eine ganz bestimmte Betonung ließ es fast wie eine Frage klingen. Sie nickte. Das war logisch. »Ja, er hatte es sicher von langer Hand geplant«, sagte sie nach einer Weile, »sonst hätte er nicht all seine Karikaturen und Zeichnungen mitgenommen.«
    Er stellte weiter laut Vermutungen an, und sie füllte die Lücken aus. Corky stand eine bessere Karriere in Hollywood bevor, erklärte sie ihm über ihre Pizza hinweg, und sie wollte nachkommen, sobald er richtig Fuß gefaßt hätte. Um so besser, daß ihr noch rechtzeitig ein Licht aufgegangen war, wie unzuverlässig er war. Wenn sie jetzt mit Sack und Pack umgezogen wäre, und er hätte sie dann sitzen lassen, in einer fremden Stadt, vielleicht ohne Geld und ohne Bekannte, an die sie sich hätte wenden können? Tränen traten ihr in die Augen, und sie brauchte mehr Trost.
    Die Teilchen von Corky in ihr und ihrem Begleiter huschten davon. Sie huschten aufeinander zu und verschmolzen miteinander und bildeten einen Verbund, der anwuchs und weitere Teilchen anzog und den Mittelpunkt wiederherstellte.
    Er betrachtete Joanna, und er sah sie als Joanna, den Mehlkloß, die Frau, mit der er geschlafen hatte … wann? Es gab keine Antwort. Er sah sich den Mann an, der bei ihr war, und versuchte, sich zu erinnern, was ihm an diesem Mann bekannt vorkam, und wieder gab es keine Antwort. Jetzt hörte er Joanna zu, die sagte, daß er, Corky, sie verlassen hätte, und obwohl er nicht hätte erklären können, was mit ihm passiert war und was immer noch mit ihm passierte, wußte er, daß das nicht stimmte. Sie waren zusammen in einem kleinen Café in einem Büro- und Wohnviertel gewesen, und sie hatte ihn dort sitzenlassen. Dann war er der großen Frau gefolgt. Die große Frau war der Schlüssel, wurde ihm plötzlich klar. Sofort suchte er nach ihr in ihrer Wohnung und dann in dem Gebäude, in dem ihr Büro war, und er fand sie an der Tür ihres Büros stehend, wo sie sich mit einem Mann im Vorraum unterhielt. Corky strömte in ihr Büro, und jetzt fiel ihm wieder ein, daß er ja gelernt hatte, seine eigene Substanz mit Hilfe eines Muskels zu beherrschen. Er probierte es, während er nur mit halber Aufmerksamkeit der Unterhaltung zwischen Lauren und dem Mann zuhörte.
    »Glauben Sie mir, Warren«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich lehne es entschieden ab, mich von Ihnen für welchen Zweck auch immer auf ein Spielfeld ziehen zu lassen. Ich werde nicht Basketball spielen, und ich werde auch nicht als Schiedsrichterin fungieren. Suchen Sie sich jemand anderen!«
    Warren war schon wieder im Jogginganzug und hüpfte auf und ab, zuerst auf dem einen Fuß, dann auf dem anderen. »Lauren, Basketball ist Ihnen sozusagen auf den Leib geschrieben. Und Sie würden sich bestimmt dadurch viel besser fühlen. Versuchen Sie es doch wenigstens ein paarmal. Sie werden staunen …«
    »Guten Abend, Warren.« Sie trat in ihr Büro, zog die Tür fest hinter sich zu, dann drehte sie sich einmal um die eigene Achse. Sie stöhnte und lehnte sich an die Tür. »Oh, mein Gott!«
    Da war er wieder, nackt wie beim letztenmal, fast durchsichtig. Er machte ein verdutztes Gesicht, dann wurde er puterrot und verschwand vollständig. Sie schloß die Augen, so fest sie konnte, dann atmete sie tief ein, und noch mal.
    Diesmal zerströmte Corky nicht in viele Teilchen. Er war fest entschlossen herauszufinden, was sich abspielte, und wenn er dafür in der Nähe dieser Frau bleiben mußte, dann würde er genau das tun. Doch er wollte nicht, daß sie in Ohnmacht fiel oder schrie oder andere Leute zusammenrief; er versuchte, diesen Zwischenstatus zu erreichen, den er schon zuvor entdeckt hatte, und ihn dann beizubehalten. Wenn er mehr Substanz annahm, würde er sichtbar werden, und nackt, wie er war, könnte das zu Schwierigkeiten führen. Wenn er sich zu sehr gehen ließ, könnte es passieren, daß er zerfloß. In dem Zwischenstadium gab es den Mittelpunkt, der Corky war, und es gab einen winzigen Schwarm von Partikeln, die ebenfalls Corky waren. Obwohl sein Körper wild hin und her flutete zwischen einer annähernden Festigkeit und dem Zustand der Auflösung, hielt der Mittelpunkt zusammen, und als Lauren schließlich aus

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