Verscharrt: Thriller (German Edition)
Verstärkung an « , sagt K.
Eine Sekunde lang antwortet O’Hara nicht. Sie ist wieder in Sarasota, in dem stinkenden Zimmer mit der Frau, der verwahrlosten Tochter vor dem Fernseher und dem Mann auf dem Klo. Es ist zweifelhaft, ob O’Hara unter anderen Umständen die nötige Geduld aufgebracht hätte, um vor dem Hotel zu stehen und Däumchen zu drehen, bis Verstärkung eintrifft, aber jetzt, wo ihr klar ist, dass sie schon mal bis auf fünf Meter an dem Mann dran war, ist es ihr unmöglich.
» Wenn wir das machen « , sagt O’Hara, » wird die komplette Straße abgesperrt und aus einer schlichten Festnahme ein Irakfeldzug. Seit Wochen bin ich so dicht dran an diesem Arschloch. Ich werde nicht die ganz Nacht hier rumstehen und zugucken, während die anderen Krieg spielen. «
» Der Verdächtige geht nirgendwo hin, Dar. Wir haben Zeit, alles richtig zu machen. «
» Wir geben ihm fünf Minuten, bis er in seinem Zimmer ist. Eine Schießerei in der Lobby können wir nicht gebrauchen. Wir geben ihm die Chance, seine Pistole abzulegen, falls er eine hat, vielleicht sogar einzuschlafen. Dann gehen wir rein und peilen die Lage. Wenn wir damit nicht klarkommen, rufen wir die Kavallerie. «
Obwohl O’Haras Stimme vernünftig klingt, sind es die Worte, die aus ihrem Mund kommen, nicht, und das weiß sie sogar selbst. Ein paar Minuten lang starren die beiden das Hotel auf der anderen Straßenseite an, eine Mischung aus Absteige und billiger Touristenherberge.
Da Logik nicht funktioniert, argumentiert Krekorian jetzt in ihrem eigenen Interesse.
» Wir brauchen jemanden, der den Ausgang bewacht. Was, wenn er uns überwältigt, durch die Hintertür verschwindet und ein Taxi ranwinkt? Ich weiß, du bist schon lange hinter dem Kerl her. Umso weniger willst du dafür verantwortlich sein, wenn er uns entwischt. «
» Du hast recht « , sagt O’Hara, steigt vom Bürgersteig auf die Straße und wird um ein Haar von einem herannahenden Taxi überfahren. » Wir müssen sofort rein. «
KAPITEL 60
Trotz O’Haras Frühstart ist Krekorian vor ihr am Eingang. Seine Waffe, die er bereits aus dem Holster gezogen hat, liegt an seiner Hüfte. In der alten Absteige gibt es keine Lobby, nur einen Gang, der an einem winzigen Büro vorbei zu den Zimmern im Erdgeschoss führt. Eine Frau mit kurzen Haaren sitzt vor einem Computerbildschirm am Empfang. Ein Lippenring funkelt im Zentrum ihres ernsten Gesichts, und eine Tätowierung rankt sich unter ihrem T-Shirt über Ellenbogen und Hals.
Während O’Hara ihre Dienstmarke zeigt, liest sie den Namen des Mädchens von dem Anstecker an ihrem T-Shirt ab. » Anna « , sagt O’Hara leise. » Ich bin Detective Darlene O’Hara, und das ist mein Partner Serge Krekorian. Der große Mann, der gerade das Hotel betreten hat, entspricht der Beschreibung eines dringend Tatverdächtigen. Haben Sie ihn in sein Zimmer gehen sehen? «
» Woanders kann er gar nicht hingegangen sein. «
» Wie sieht’s mit dem Notausgang aus? «
» Damit hätte er Alarm ausgelöst. «
» Gibt es ein Fenster in seinem Zimmer? «
» Keins, das sich öffnen lässt. «
» In welchem Zimmer ist er? «
» 111 « , sagt sie mit Blick auf den Bildschirm. » Angemeldet als Bob Geis. «
» Ist jemand bei ihm? «
» Nein. «
» Hat er Besucher empfangen? «
» Nicht seit ich um Mitternacht hier angefangen hab. «
» Wie sieht es mit den Zimmern neben und über ihm aus? « , fragt Krekorian. » Sind die belegt? «
Anna schaut auf den Bildschirm und schüttelt den Kopf. » Wir haben heute vierzehn Gäste. Abgesehen von einem älteren Herrn am anderen Ende des Gangs, sind sie in den oberen beiden Stockwerken untergebracht. Die meisten Gäste wünschen das so, aber wir haben keinen Fahrstuhl. «
Krekorian, der seine Waffe inzwischen in der Sakkotasche versteckt hat, gestikuliert Richtung Computer. » Können Sie irgendwie feststellen, was in seinem Zimmer vor sich geht? «
» Nur wenn er telefoniert oder einen Film bestellt « , sagt Anna. » Hat er aber nicht gemacht. «
» Wir sehen uns das an « , sagt O’Hara und verschwindet so schnell im Flur, dass sich Krekorian beeilen muss, sie einzuholen.
» Du machst mir Angst, Darlene. Du bist viel zu schnell. Du hast keinen Plan. «
» Mein Plan besteht darin, dieses Arschloch festzunehmen und in eine Zelle zu sperren. Ich habe ein paar Fragen an ihn. «
» Du denkst nicht klar. «
» Ich will’s mir ja nur mal ansehen. «
Die beiden folgen dem schäbigen roten
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