Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
Vom Netzwerk:
beiden Stunden trennt Bradley die Kleidung von den Leichenteilen. Er knöpft das Hemd auf und findet darunter ein schwarzes T-Shirt, auf dem in roten Buchstaben » The Germs « steht. Aus den Ärmeln von T-Shirt und Hemd zieht Bradley die zarten Finger-, Hand- und Armknochen. Aus den Öffnungen oben und unten zieht er das Rückgrat, die Rippen, den Brustkasten und die Schultern. Dann noch einmal dieselbe Prozedur an der unteren Hälfte. Er fischt die Fuß-, Bein- und Beckenknochen aus den Turnschuhen und der Jeans, was insofern leichtfällt, als das Opfer keine Unterwäsche trägt. Als er fertig ist, liegen die Klamotten auf einem Metalltablett und die Knochen auf einem anderen daneben. Um sicherzugehen, dass die Knochen vollständig sind, setzt Bradley sie wie ein Puzzle in der korrekten anatomischen Reihenfolge zusammen. » Ein Erwachsener hat weniger Knochen als ein Kind « , sagt Bradley, »denn mit der Zeit wachsen die Knochen zusammen, vor allem an den Händen. « Jetzt liegt das Skelett nackt auf dem Tisch, so wie es vorher bekleidet begraben war.
    Bradley wird sich später erneut dem Skelett widmen, zunächst richtet er seine Aufmerksamkeit aber auf die Kleidung und verschafft sich einen generellen Überblick. Dann nimmt er, obwohl die Beweissicherung später dasselbe noch einmal präziser machen wird, ein Bekleidungsstück nach dem anderen und betrachtet es von allen Seiten; beurteilt den Zustand, sucht Blutspuren, Haare oder andere Überreste und überprüft den Inhalt der Taschen. In einer der hinteren Jeanstaschen findet er einen durchweichten Klumpen Papier, der so fest zusammenpappt, dass Bradley beschließt, ihn dort zu belassen, damit sich die Kollegen später damit befassen können. In den Schnürsenkeln der Turnschuhe findet er mehrere einzelne hellblonde, fast schon weiße Haare. » Ein Flachskopf « , sagt Bradley und hält eins davon in die Luft, damit O’Hara es sehen kann, bevor er sie alle in einem Plastiktütchen versiegelt.
    Zum Schluss nimmt er jedes einzelne Bekleidungsstück, hält es zirka dreißig Zentimeter hoch über den Tisch, dreht es um, knöpft es auf und schüttelt es vorsichtig, um zu sehen, ob sich etwas im Gewebe verfangen hat. Als er das schwarze T-Shirt schüttelt, unterbricht ein metallisches Klirren die morgendliche Stille ebenso unvermittelt wie in dem Moment, als er mit der Kelle auf das Feuerzeug stieß. Nach einer kurzen Suche hält Bradley eine kleine Kupferkugel zwischen seinem mit Latex bedeckten Daumen und dem Zeigefinger.
    » Zweiundzwanzig Kaliber « , sagt er, » damit haben mein Großvater und ich auf Bierdosen und Flaschen geschossen, und auf Viehzeug, das gewagt hat, sich an seinem Gemüse zu vergreifen. Mit zweiundzwanzig Kalibern kann man kaum was Größeres als ein Kaninchen töten. Normalerweise ziehen wir viel größere Kugeln aus den Leichen hier in der Stadt. Um sich mit einer zweiundzwanziger Flinte abknallen zu lassen, muss man schon ein ganz schöner Pechvogel sein. Aber ich denke, wir können uns sowieso drauf einigen, dass der Junge hier kein Glück gehabt hat. «
    Nach dem Fund der Kugel wirft Bradley einen zweiten, genaueren Blick auf Hemd und T-Shirt. Er untersucht beides auf Löcher und Blut, findet aber weder das eine noch das andere. Dann geht er zu dem Tisch, auf dem die Röntgenbilder liegen. Nachdem er mehrere Minuten lang die gespenstischen Aufnahmen betrachtet hat, zeigt er auf einen dunklen Fleck am linken Schulterblatt. » Bis das Fleisch endgültig verwest ist, muss die Kugel hier drin gesteckt haben. Jetzt ist sie aus dem Hemd gefallen. «
    Bradley lässt die Patronenhülse in ein Plastiktütchen fallen und legt es für die Kollegen von der Ballistik beiseite. Auf dem Tresen steht ein Tupperbehälter mit den verschiedenen Gegenständen, die mit dem Opfer ausgegraben wurden, und die möglichst bald ins Labor beziehungsweise wie das Marihuana zur Drogenkommission geschickt werden sollten. Während Bradley die Kleidungsstücke jeweils getrennt in Plastiktüten verpackt und beschriftet, wirft auch O’Hara noch einmal einen Blick darauf und versucht, wie schon im Garten, schlau daraus zu werden.
    Mehrere der Gegenstände sind eindeutig Zahlungsmittel oder eine Art Währung– der Zwanzig-Dollar-Schein, die Pesos und die Yen, die alte U-Bahn-Münze, vielleicht sogar die Murmel und die falsche Perle. Das Messer, die Jointklammer und das Tittenfeuerzeug könnte man ganz allgemein als Werkzeug bezeichnen, und den Alkohol, das Gras und die

Weitere Kostenlose Bücher