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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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CD als Genussmittel; sie dienen der Unterhaltung und gehören allgemein zu dem, was man für eine Party braucht. Vielleicht fällt auch die Kinokarte in diese Multimedia-Gruppe, oder aber es handelt sich einfach um Abfall, der zufällig dort rumlag. Auf dem Tütchen mit Gras stehen in kleiner diskreter Schrift die Initialen » GMS « , wie ein Monogramm in einer teuren Brieftasche.
    Nachdem die Kleidungsstücke verpackt und beschriftet sind, setzt sich Bradley, soweit O’Hara sich entsinnt, zum ersten Mal während seiner inzwischen fast vierundzwanzigstündigen Schicht hin und betrachtet die Notizen und Skizzen, die er am Fundort gemacht hat. » In ein oder zwei Tagen wissen wir mehr « , sagt er, » wenn der Kiefer geröntgt wurde und wir die DNA -Probe aus dem Labor zurückbekommen haben. Aber hier sind schon mal ein paar grobe Eckdaten: Die Kinokarte ist auf den 6. November 2007 datiert, was bedeutet, dass die Leiche nicht vorher schon im Garten vergraben worden sein kann. Das ist etwas mehr als zwei Monate her, die Verwesung ist aber sehr viel weiter fortgeschritten, als man bei einer Leiche, die erst seit so kurzer Zeit unter der Erde lag, erwarten dürfte. Das bedeutet, sie muss beträchtliche Zeit unbedeckt an der Luft gelegen haben, bevor sie vergraben wurde. Aber am auffälligsten ist « , sagt Bradley nach einer Pause, » wie mit dem Toten umgegangen wurde. Sie werden bemerkt haben, dass man ihn keineswegs hastig verbuddelt hat. Im Gegenteil, er wurde sorgfältig und respektvoll in ein Grab gebettet. Er lag flach auf dem Rücken, die Arme seitlich, und das Grab wurde peinlich genau ausgehoben. Dann ist da der Zustand des Hemds und des T-Shirts. Da weder Einschusslöcher noch Blut daran zu finden sind, kann das Opfer sie nicht getragen haben, als es starb. Das bedeutet, der Tote wurde für das Begräbnis vorbereitet und umgezogen, und wenn man bedenkt, dass zu dem Zeitpunkt noch verwesendes Fleisch an den Knochen hing, muss das eine grauenhafte Aufgabe gewesen sein. Schon vom Gestank muss man würgen. Damit will ich sagen, dass der Junge – und aufgrund der Kleidung gehe ich vorläufig davon aus, dass es sich um die Leiche eines Jungen, Alter zirka zehn Jahre, handelt – ein anständiges Begräbnis bekommen hat. Zumindest wurde versucht, ihn anständig zu begraben. Anscheinend hat sich jemand große Mühe gegeben, ihn feierlich zu verabschieden. «

KAPITEL 13
    Egal, wer oder was verscharrt oder ausgebuddelt wird, es ändert sich nichts. Von der Rückseite des gerichtsmedizinischen Labors blickt man direkt auf den FDR Drive, den East River und Queens. Morgens um halb acht ist die Sonne in ihrem bekloppten Optimismus längst aufgegangen, und die Leute fahren zur Arbeit, auf dem FDR stehen die Autos Stoßstange an Stoßstange. O’Hara geht um das Gebäude herum zur First Street, kauft an einem Straßenstand ein gebuttertes Brötchen und isst es an die Motorhaube ihres Wagens gelehnt.
    Eine halbe Stunde später, nur wenige Augenblicke, nachdem das Milano’s aufgemacht hat, sitzt O’Hara wieder auf ihrem Hocker, und eine Sekunde lang kommt es ihr vor, als wäre sie nie weg gewesen. Links und rechts wird sie von denselben, noch pünktlicheren Stammgästen flankiert, und aus dem an der Wand oben befestigten Fernseher sickert erneut ein alter Schwarzweißfilm in den Raum hinein. Von einem Murmeltiertag trennt sie nur, dass die hübsche brünette Barfrau ihre Präferenzen im Bereich Heavy Metal verschoben oder zumindest ihr T-Shirt gewechselt hat. Statt AC / DC trägt sie heute Kiss.
    O’Haras NYPD -Notizblock steckt in ihrer Tasche, aber aus einem Gefühl der Schicklichkeit heraus gepaart mit dem Wunsch nach Selbsterhalt lässt sie ihn dort stecken, und als ihr die Barfrau ihren Wodka mit Grapefruitsaft serviert, bittet O’Hara sie um den gelben Block neben dem Wörterbuch. Zwischen O’Hara und einer gesunden Mütze voll Schlaf stehen jetzt nicht nur die Auswirkungen eines halben Dutzends schlechter Kaffees, sondern auch die Masse an noch unverarbeiteten Anhaltspunkten, die im Garten zum Vorschein kamen und sich im Neonlicht des Leichenschauhauses vervielfachten. In den nun folgenden zwanzig Minuten lässt sie sich alles noch einmal durch den erschöpften Kopf gehen, ähnlich wie Bradley und seine Assistentin die Erde am Fundort durchsiebten, und obwohl sie keinen Strich mit dem Kugelschreiber macht, beruhigt sie dessen Anblick auf der leeren Seite ebenso wie der Drink. O’Hara lächelt, als ihr wieder

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