Verscharrt: Thriller (German Edition)
Marla will fortfahren, doch sie hält inne, etwas beunruhigt sie, sie hat etwas Böses unten an O’Haras Ringfinger entdeckt. » Die Wohnung ist eine gute Entscheidung, daran habe ich keinen Zweifel, aber ich sehe einen dunklen Schatten… die Frage ist nur, wo… es geht um Ihr Geld. Ja. Jetzt bin ich sicher. Irgendwie hat sich ein Fluch auf Ihr Geld gelegt. Haben Sie eine Vermutung, wie das geschehen sein kann? «
» Nein, absolut nicht. Können Sie was dagegen tun? «
» Mein liebes Kind, Miss Marla kann immer etwas tun. Aber ich werde Ihre Hilfe benötigen. Wir brauchen all Ihre Kraft, nicht nur meine. Ich spüre, dass Sie keine Person sind, für die Geld das Wichtigste im Leben ist. Die Menschen, die Sie lieben, sind für Sie viel wertvoller. Aber wenn Sie den Fluch ignorieren, dann wird er sich ausbreiten und alles vergiften. Haben Sie gesagt, dass Sie das Geld heute Abend dabeihaben? «
» Das habe ich. Über dreitaus… «
» Der Betrag spielt keine Rolle « , unterbricht Marla sie. » Ich möchte durch nichts abgelenkt werden. « Marla holt ein rotes Tuch und ein Parfümfläschchen unter dem Tisch hervor, wo sie auch schon das dünne Räucherstäbchen hergeholt hatte. Sie breitet das Tuch auf dem Tisch aus und verspritzt ein paar Tröpfchen Parfüm. » So « , sagt Marla, » jetzt können Sie das Geld anfassen. Legen Sie’s einfach hier drauf, aber vorsichtig. Direkt in die Mitte. «
Kaum hat O’Hara einen dicken Umschlag mit der Aufschrift » Miete/Kaution « aus der Tasche gezogen, springt Marla auf und verschwindet hinter der Decke. Nach knapp zwei Minuten kehrt sie zurück und verspritzt noch ein paar weitere duftende Tröpfchen, bevor sie das Tuch über das Geld schlägt und es verknotet.
» Da unser Gegner dunkel und hinterhältig ist, bekämpfen wir ihn mit dem, was er am meisten fürchtet. Wir bekämpfen die Dunkelheit mit Dunkelheit « , sagt sie und bläst die Kerze aus, während sie über den Tisch nach O’Haras Händen greift. Die Dunkelheit kommt so plötzlich und ist so vollkommen, dass es O’Hara vorkommt, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen, und als würden sie gemeinsam durch einen schwarzen Raum fallen.
Miss Marla spricht zunächst leise, doch schon bald stampft sie mit den Füßen auf und schaukelt auf ihrem Stuhl, stößt dabei eine Flut an Flüchen und Verwünschungen aus. Irgendwann ist sie so aufgebracht, dass sie die Hand aus dem verschwitzten Haufen zieht und mit der Faust in der Luft fuchtelt. Marla hält die intensiv aggressive Atmosphäre so lange wie möglich aufrecht, und als sie ihr Feuerzeug nimmt und erneut die Kerze anzündet, ist sie ganz rot im Gesicht.
» Soll ich das Geld wieder rausnehmen? « , fragt O’Hara.
» Noch nicht « , sagt Marla und schnappt nach Luft. » Der Fluch ist zu stark. Auch jetzt noch, er wird erst in drei Tagen sterben. Nehmen Sie das Tuch mit nach Hause, legen Sie es hinten in eine dunkle Schublade, aber fassen Sie es vor Montagmorgen nicht an. Das ist sehr wichtig. Wenn Sie nicht warten, bleiben Reste des Fluchs daran haften, und dann kehrt er umso mächtiger wieder. «
O’Hara folgt ihrem Rat und legt das stark riechende Bündel vorsichtig in ihre Tasche. Dann sieht sie Marla an. Diese betont noch einmal, wie wichtig es ist, dass sie das Tuch vor Montag nicht anrührt, was O’Hara an Fudgesicles Warnung gegenüber Lebrie erinnert, bloß nicht mit dem Klopfen aufzuhören. » Egal, was passiert « , hatte er gesagt, » hören Sie nicht auf. « Während O’Hara noch daran denkt, wie die Betrüger ihre verschiedenen Maschen über die Jahre verfeinert und perfektioniert haben, hat sie das Gefühl, als würde sie durch Marla hindurch in Fudgesicles dunkles Gesicht blicken. Wenn Marla eines ist, dann ist sie aufmerksam, denn sie registriert sofort die Veränderung in O’Haras Blick.
» Ist was? «
» Kommt drauf an, wie man’s betrachtet. «
» Stimmt was nicht, mein Kind? «
» Sie sind festgenommen. «
KAPITEL 52
Fünf Straßenecken weiter in der Pitt Street sitzen sich O’Hara und Miss Marla erneut an einem klapprigen Tisch in ungemütlicher Atmosphäre gegenüber. Runde zwei findet im Vernehmungszimmer im zweiten Stock ihres alten Reviers statt, und Marlas rechtes Handgelenk ist mit Handschellen an den Stuhl gefesselt. » Tut mir leid wegen des grellen Lichts « , sagt O’Hara und nickt in Richtung der nackten Birne an der Decke. » Aber Kerzen werden bei uns ständig geklaut. «
Zwischen ihnen
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