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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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pfeift, schenkt sie drei Finger breit Bourbon auf den Teebeutel und gibt kochendes Wasser sowie die Reste des überfälligen NyQuil dazu und rührt mit einem Essstäbchen um. Während Bruno ängstlich zusieht, transportiert sie das dampfende Gebräu ins Wohnzimmer, wo sie zwei Handtücher und eine Decke auf der Couch ausgebreitet hat. Bevor die Mischung abkühlt, kippt sie sie in einem Zug runter, kriecht zwischen die Handtücher und zieht sich die Decke bis unters Kinn.
    Obwohl O’Hara die ganze Schwere ihres Getränks spürt, trägt diese nicht dazu bei, das Rattern in ihrem Kopf abzustellen, und trotz Marlas Hilfe stolpert sie immer wieder über eine Frage: Warum wurde Levin beraubt, wenn er doch den Inhalt seines Bankkontos schon freiwillig anbot? Was hatten sie zu finden gehofft, das ihnen das Risiko wert war? Hatte sie der Safe in seinem Kleiderschrank gelockt? Woher wussten sie zwar von seiner Existenz, nicht aber, dass er nur alte Boxershorts und Schuhe enthielt? Oder waren sie vielleicht zum dem Schluss gelangt, dass auf die andere Art nichts mehr aus ihm rauszuholen war? Trotzdem. Ein guter Willie ist wie eine Ölquelle. Man kann sie jahrzehntelang anzapfen. Warum haben sie sich selbst den Hahn abgedreht?
    Schweißperlen reihen sich nebeneinander in den Falten ihrer Stirn wie Flugzeuge auf einem Rollfeld, aber O’Hara ist immer noch hellwach. Sie zieht einen Arm unter der Decke hervor, klappt ihren Laptop auf und sieht sich noch einmal den Eintrag über die Totenrituale der Roma an. » Für die Roma ist der Tod ein sinnloses, unnatürliches Ereignis, über das sich der Verstorbene ärgern sollte…«, liest sie. » Nähert sich der Tod, beunruhigen die Roma nicht nur die Schmerzen und die Trauer, verursacht durch die Trennung von einer geliebten Person, sie fürchten auch die Rache der Toten, Mulo genannt, an den Lebenden. «
    Weiter unten nimmt der Autor diesen Faden erneut auf. » Der sterbende Rom darf nicht alleine gelassen werden, nicht nur aus Mitgefühl, sondern auch aus Angst vor seiner möglichen Verärgerung… dem althergebrachten Glauben der Roma zufolge geht das Leben der Toten auf einer anderen Ebene weiter. Die Überlebenden fürchten jedoch, der Verstorbene könne in übernatürlicher Gestalt zurückkehren und die Lebenden verfolgen. Aus diesem Grund dürfen der Name des Toten nicht erwähnt und der tote Körper nicht berührt werden; außerdem müssen alle Gegenstände, die dem Toten gehört haben, vernichtet werden. Die Überlebenden müssen vor den bösen Geistern beschützt werden, die die Toten aussenden. Zu diesem Zwecke werden Steine oder Dornenbüsche um das Grab herum platziert. «
    Als O’Hara zum ersten Mal über diese Passagen stolperte, war sie noch keinem Roma je bewusst begegnet. Jetzt, nachdem sie sich ein bisschen intensiver mit Marla, Pizza und Crisco beschäftigt hat, kann sie vieles besser nachvollziehen. Für einen Rom ist der Tod nichts anderes als Pech in seiner schlimmsten Form, als würde man die Zahlen eines schwarzen Rubbelloses freikratzen oder an einem Spielautomaten fünf Totenköpfe aufblitzen sehen. Natürlich ist derjenige, der stirbt, angepisst und neidisch auf jene, die das Glück haben, noch am Leben zu sein. Wenn Werkzeug, Geld und Geschenke mit ins Grab gelegt werden, dann weniger aus Großzügigkeit, denn aus Angst vor Vergeltung.
    Als O’Hara herausfand, dass die Leute, die Levin ausgenommen hatten, Roma waren, hatte sie sich eine Art Verbund von Tätern vorgestellt, die untereinander Informationen und Hilfsmittel austauschten. Tatsächlich aber handelte es sich eher um konkurrierende Hyänen, die sich um ein und dasselbe kranke Rentier streiten, und ihre Machtkämpfe und das gegenseitige Misstrauen wirken über den Tod hinaus weiter. Wenn Barnum recht hatte, dann ist der Vorrat an Trotteln unendlich. Jeden Tag schlagen neue rosige kleine Babys zum allerersten Mal die Augen auf. Man sollte also meinen, dass es mehr als genug davon gibt, und sich die Betrüger nicht gegenseitig ihre Trottel streitig machen müssen. Aber wenn man seine gesamte Zeit und Energie auf das Bescheißen von Menschen verwendet, selbst wenn man sie nicht wirklich als Menschen betrachtet, dann färbt das ab, macht einen irre und vergiftet alles, sogar die Beziehung zu den anderen Roma. Das ist der Haken an einer kriminellen Gesellschaft in der Gesellschaft. Ihre Mitglieder gehen aufeinander los.
    O’Hara kann immer noch nicht schlafen. Sie schält sich vom Sofa und geht

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