Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)
mitgebracht und Chief
Adam Amaka Izoua von ihr unbemerkt gegen das lebende Huhn ausgetauscht hat, unter
seinem langen Galabia verborgen hält, um es heimlich zu Boden gleiten und im Gestrüpp
verschwinden zu lassen. Er zwinkert dem Priester verstohlen zu, als er ihm die Hand
drückt und hinter Hadé den Hof verlässt. Die Rechnung ist aufgegangen. Wieder einmal.
Seine Gedanken
sind bei Hadé, während er auf der Fahrt nach Benin City ihre Hand zwischen seine
Oberschenkel legt und sie seine Männlichkeit massieren lässt. Das Mädchen würde
er gewinnbringend verkaufen, mit ihrem Körper würde er noch Jahre lang Geld verdienen.
Eine Frau nach Europa zu schleusen ist zwar riskant, doch Mahama ist Spezialist
auf seinem Gebiet.
Er hat Abnehmer
auf der ganzen Welt, die gut bezahlen. Er denkt mit Entzücken an die Jungfrauen
aus Abeokuta zurück, die er nach China verkauft hat. Eines der lukrativsten Geschäfte
seines Lebens. Oder die schwarzhäutigen Zwillinge aus einem Dorf in Oyo – gerade
mal zwölf Jahre alt – die er als ›Haushaltshilfen‹ an einen Politiker aus Frankreich
verschachert hat.
Mit der
Ware Frau waren in Afrika gute Geschäfte zu machen, nicht nur auf dem europäischen
Markt. Mahama besorgt auch Sklavinnen für arabische Scheichs, die frisches Blut
für ihren Harem suchen. Mahama fliegt sie, als Hausmädchen getarnt, über Addis Abeba
nach Bahrein oder Dubai aus, dort kümmern sich seine Mittelsmänner um sie und sorgen
für ihren Weitertransport in eines der Länder auf der arabischen Halbinsel. Hartes
Gold gegen weiches Fleisch. Das sind die Geschäfte, die Mahama liebt.
Mahama stöhnt
laut auf, als Hadés Finger ihn zum heißen Gipfel der Lust führen.
28
Alan Scott war auf der Farm unterwegs
und riss einen der vielen Zäune ab, die als ›Kamps‹ das Gelände in fast 50 Viehparzellen
unterteilten, als das Vibrieren des Handys seine Arbeit unterbrach.
Der Name
›Linda‹ mit dem Smiley dahinter blinkte. ›Ob sie wohl schon auf dem Weg zum Flughafen
ist?‹, dachte er noch, bevor er auf die grüne Taste drückte.
»Hi du,
das ist ja schön, dass du noch anrufst«, begrüßte er sie erfreut, doch seine Euphorie
wurde durch den nüchternen Ton ihrer Stimme sofort ausgebremst.
»Guten Tag«,
klang es emotionslos, und er ahnte, dass dieser Anruf keine nette Plauderei werden
würde, sondern es wieder irgendwelche Probleme gab. Doch er war nicht bereit, so
einfach darauf einzugehen. Sie telefonierten für sein Gefühl ohnehin viel zu selten
miteinander, da Linda in ihrem Beruf sehr stark eingespannt war und nur wenig Zeit
hatte. Meist erzählte sie ihm nur rasch von ihren aktuellen Recherchen, von Dingen,
die sie gerade bewegten, und beendete das Gespräch auch schon wieder, ohne dass
sie auch nur ein Wort über ihre Beziehung oder sein Befinden verloren hatten.
Er hatte
sich mit der Zeit daran gewöhnt und es als Teil ihrer Persönlichkeit akzeptiert,
auch wenn es ihm schwer fiel. Er selbst versteckte seine Gefühle nicht und ließ
sie wissen, wie sehr er sie liebte und vermisste. Und er hatte das Gefühl, dass
sie es gerne hörte, auch wenn sie das nie zugeben würde.
»Alles gut
bei dir? Bist du schon unterwegs nach Frankfurt?«, fragte er daher rasch, bevor
sie auf den Grund ihres Anrufs zu sprechen kommen konnte. Sie überging seine Frage
und kam – ganz die gestresste Journalistin – gleich zur Sache.
»Du musste
dich noch ein paar Tage gedulden, ich komm’ hier noch nicht weg«, begann sie.
»Bitte?
Wie meinst du das?«, fragte er und konnte nicht vermeiden, dass seine Stimme angesäuert
klang. Es gelang ihm einfach nicht, ihr gegenüber seine Gefühle zu verbergen.
»Jetzt sei
nicht gleich enttäuscht!«, warf sie ein, »wir haben trotzdem noch Zeit genug.«
Drei Wochen
statt vier, dachte er, sagte aber nichts. Stattdessen bemühte er sich, sie die Wut,
die sich in ihm aufbaute, nicht spüren zu lassen.
War ja nicht
neu, dass ihr der Job wieder wichtiger war als alles andere, daran hätte er sich
eigentlich schon längst gewöhnen müssen. Linda war eine Karrierefrau, die in ihrem
Beruf voll aufging, das war ihm in den Jahren, die sie sich jetzt kannten, klar
geworden. Doch er hatte ihr das nie zum Vorwurf gemacht, da auch er seine Präferenzen
hatte, vor allem in seiner Liebe zu Afrika.
Vor einem
Jahr, als ihr Hochzeitstermin geplatzt war, weil er nach einer Auseinandersetzung
seinen Kopf durchgesetzt und kurzfristig einem Freund in Südafrika aus der
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