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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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ungewöhnliche Uhrzeit hatte ihr Fries damals selbst vorgeschlagen,
Stuttgart, Mercedes-Benz-Arena, um Mitternacht. Dort hatte sie ihn dann gefunden,
unterhalb der geschwungenen Geometrie der Arena, die wie eine künstliche Felswand
senkrecht in den schwarzen Nachthimmel ragte. Nur die großen weißen Leuchtbuchstaben
auf halber Höhe der futuristischen Front hatten für ein diffuses Licht gesorgt,
ringsum hatte Dunkelheit geherrscht.
    Weder die
gelben Lampen der leer gefegten Mercedes-straße noch das grelle Leuchten der Neonröhren
im Parkhaus auf der anderen Straßenseite hatten bis zum Fundort der Leiche gereicht.
    Und plötzlich
war Linda klar geworden, dass sie selbst zum Kreis der Verdächtigen gehören würde.
Sie waren schließlich befreundet gewesen. Vor Jahren. Zwei Jahre lang. Und das jetzige
Treffen war unter sehr dubiosen Umständen zustande gekommen.
    Linda war,
während sie auf den Notarzt gewartet hatte, auf eine geheimnisvolle Botschaft aus
Südafrika gestoßen, die mit dem Tod von Henning Fries zusammenzuhängen schien.
    Immerhin
hatte er im Vorfeld der Fußball-WM 2010 auf einer der Stadionbaustellen Südafrikas
gearbeitet.
    Wie in einem
1000-Teile-Puzzle war sie dort Schritt für Schritt den Hintergründen der Tat auf
die Spur gekommen und hatte dabei die Pläne für einen Anschlag auf das Fußballstadion
in Durban während des Spiels der deutschen Mannschaft durchkreuzt.
    Es schien
ihr wie der Ju-Ju-Zauber eines westafrikanischen Medizinmanns, dass sie auch jetzt,
ein Jahr nach dem letzten Mord, wieder nach Stuttgart kam, um in einem Kriminalfall
zu recherchieren.
    Die Anfahrt
an diesem Morgen war wie immer nervig gewesen. Zähfließend ab Herrenberg, sieben
Kilometer Stau an der Baustelle zwischen Hildrizhausen und Sindelfingen-Ost, zäh
fließend am Stuttgarter Kreuz und Stau vor dem Heslacher Tunnel. Fahrzeit ab Tübingen:
eineinhalb Stunden für knapp 50 Kilometer!
    Sie hatte
den letzten Vormittag in Singen damit verbracht, das Speditionsgelände von Lene
Grandels Fenster aus zu beobachten, jedoch ohne Erfolg. Zehn leere Kieslaster waren
auf das Gelände gefahren und hatten es beladen wieder verlassen, dazu eine Handvoll
PKWs mit Anhänger oder kleine Transporter, die Sand für Gartenarbeiten und Zementkies
für Kleinbaustellen abholten, aber niemand machte sich an den Planen, die den Elektromüll
bedeckten, zu schaffen. Reiter und Zoto hatte sie nur bei unverfänglichen Tätigkeiten
gesehen.
    Um die Mittagszeit
war sie nach Tübingen zurückgefahren und hatte den Beitrag für die Abendsendung
geschnitten und gesprochen.
    Für den
späten Vormittag hatte sie sich mit Hadé in Stuttgart beim Afrikaner verabredet,
doch zuvor wollte Linda die Zeit noch für eine kleine Recherche nutzen. Sie fuhr
in das Parkhaus neben der spätgotischen Leonhardskirche und ging von dort zu Fuß
in das Viertel, das ihr Hadé genannt hatte. Sie wusste von der Afrikanerin, dass
sie um diese Uhrzeit nicht dort anzutreffen war und wollte sich selbst ein Bild
von dem Etablissement machen, in dem Hadé arbeitete.
    Der in die
Jahre gekommene Sandsteinbau in einer der Nebenstraßen reihte sich unauffällig in
die Fassade der vielen Altstadtbauten Stuttgarts ein. Über den Fenstern im Erdgeschoss,
die mit alten Rollläden verschlossen waren, hingen die in der Nacht rot leuchtenden
Buchstaben eines Lokals. Ein Eisentor versperrte den düsteren Innenhof, über den
man zum Hauseingang des zurückgesetzten Wohnbaus gelangte. Leere Blumenkübel, ein
verbogener Wäscheständer und ein verrostetes Fahrrad lehnten am Steinsockel der
Hauswand, die Holzfensterläden, von denen die graue Farbe abblätterte, waren fast
alle geschlossen.
    Von außen
sah der mehrstöckige Bau unbewohnt aus, die Klingelknöpfe waren nur teilweise beschriftet,
und aus den Briefkästen quoll das Werbematerial von mehreren Wochen. Der Innenhof
war sicher seit vergangenem Herbst nicht mehr in den Genuss der schwäbischen Kehrwoche
gekommen, denn das braune Laub des trockenen November lag noch so in den Ecken an
den Treppenstufen, wie der Wind es vor Monaten hingeweht hatte.
    Zwei Satellitenschüsseln
von einem Meter Durchmesser hingen vor einer der schmalen Balkonbrüstungen, doch
weder Blumenkästen noch aufgehängte Wäsche deuteten darauf hin, dass hier irgendjemand
wohnte. Die Vorhänge an den wenigen Fenstern, die nicht durch Fensterläden verschlossen
waren, waren zugezogen und milchig grau, kein Lichtschein drang aus einem der Zimmer
nach

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