Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
Zahlenreihen entlang. Dann sagte er:
    »Hat Svärd nie etwas abgehoben?«
    »Nein, das ist in meinen Augen das Seltsamste überhaupt. Er hat nie auch nur einen einzigen Scheck auf dieses Konto ausgestellt, und als ich das überprüfen wollte, bin ich darauf gestoßen, dass er nicht einmal ein Scheckheft angefordert hat, jedenfalls seit Jahren nicht mehr.«
    Martin Beck rieb sich energisch die Nasenwurzel. Ein Scheckheft war bei Svärd nicht aufgetaucht, ebenso wenig wie Einzahlungsquittungen oder Bankbenachrichtigungen. »Haben Ihre Mitarbeiter gewusst, wie Svärd aussah?«
    »Nein, keiner von uns hat ihn jemals gesehen.«
    »Wie alt ist dieses Konto?«
    »Es ist im April 1966 eröffnet worden.«
    »Und seither sind jeden Monat 750 Kronen hinzugekommen?«
    »Ja. Die letzte Einzahlung ist allerdings auf den 16. März dieses Jahres datiert.«
    Der Mann sah in seinen Kalender.
    »Das war ein Donnerstag. Im Monat darauf ist kein Geld gekommen.«
    »Dafür gibt es eine einfache Erklärung«, sagte Martin Beck. »Svärd ist in dieser Zeit gestorben.«
    »Oh. Davon hat man uns nicht unterrichtet. Für gewöhnlich melden sich die Erben des Verstorbenen in solchen Fällen.«
    »Es hat so gut wie nichts zu vererben gegeben.«
    Der Filialleiter wirkte verwirrt.
    »Jedenfalls bis jetzt«, ergänzte Martin Beck. »Auf Wiedersehen.« Es war besser, er ging, bevor die Bank überfallen wurde. Wenn das passierte, während er sich in der Filiale aufhielt, würde er es kaum vermeiden können, in die Aktivitäten der Sonderkommission eingebunden zu werden. Detachiert. Abkommandiert.
    Neue Aspekte in seinem Fall. Sechs Jahre lang 750 Kronen im Monat. Das war ein ausgesprochen regelmäßiges Einkommen, und da Svärd nie etwas abhob, hatte sich mit der Zeit ein ansehnlicher Betrag auf dem mysteriösen Konto angehäuft. 54 000 Kronen plus Zinsen. Für Martin Beck war das viel Geld.
    Für Svärd musste es mehr als das gewesen sein, fast ein Vermögen. Rhea war also gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt gewesen, als sie von Geld in der Matratze gesprochen hatte. Der Unterschied war nur, dass Svärd rationaler und moderner gehandelt hatte.
    Die neue Entwicklung ermunterte zu besonderen Aktivitäten.
    Der nächste Schritt bestand zum einen darin, mit dem Finanzamt zu sprechen, und zum anderen einen Blick auf die Einzahlungsbelege zu werfen, die möglicherweise archiviert waren. Das Finanzamt wusste nichts von Svärd. Dort hatte man ihn für arm gehalten und sich deshalb auf jene raffinierte Form von Ausbeutung beschränkt, die unter dem Namen Mehrwertsteuer auf Lebensmittel läuft und eingeführt wurde, um die Armen und schlechter Gestellten in der Gesellschaft besonders hart zu treffen.
    Selbst durchs Telefon meinte Martin Beck jedoch hören zu kön nen, wie sich der Steuerbeamte bei dem Gedanken an das Girokonto mit den 54000 plus Zinsen die Lippen leckte. Die Summe würde man natürlich unter irgendeinem Vorwand beschlagnahmen, selbst wenn sich herausstellen sollte, dass Svärd es geschafft hatte, das Geld auf die Art zusammenzusparen, die man früher ehrlich nannte, zum Beispiel durch Arbeit. Nun ja, Svärd war bestimmt nicht durch Arbeit an das Geld gekommen, und der Gedanke, dass jemand aus seiner sozialen Schicht einen Teil seiner Rente auf die Seite legen konnte, war abwegig.
    Und die Einzahlungsbelege?
    Die Zentrale der Bank trieb rasch die letzten zweiundzwanzig auf - alles in allem musste es zweiundsiebzig geben, wenn er richtig gerechnet hatte -, und noch am selben Nachmittag starrte Martin Beck auf die vor ihm liegenden Belege. Sie stammten sämtlich aus verschiedenen Bankfilialen und schienen alle in verschiedenen Handschriften ausgefüllt worden zu sein, zweifellos von Bankangestellten. Früher oder später konnte man diese Menschen natürlich aufsuchen und fragen, ob sie sich an den Kunden erinnerten. Das würde allerdings mit einem riesigen Arbeitsaufwand verbunden sein, der noch dazu große Chancen hatte, ergebnislos zu bleiben.
    Wer erinnerte sich schon an jemanden, der vor vielen Monaten 750 Kronen auf sein eigenes Girokonto eingezahlt hatte?
    Die Antwort war einfach: Kein Mensch.
    Etwas später saß Martin Beck zu Hause und trank Tee aus der Friedenstasse.
    Er betrachtete sie und dachte, wenn der mysteriöse Einzahler ausgesehen hätte wie Feldmarschall Haig, hätte ihn natürlich jeder erkannt.
    Aber wer sah schon aus wie Haig? Keiner, nicht einmal in den ambitioniertesten Filmen und Theaterinszenierungen.
    An diesem

Weitere Kostenlose Bücher