Verschlossen und verriegelt
war einigermaßen gefasst, als zwei junge Männer zu ihm traten. Sie sahen aus, wie die Leute heutzutage meistens aussahen, nämlich schmutzig. »Haste mal 'ne Fluppe?«, sagte der eine. »Jau, nein«, antwortete Rönn friedfertig. »Das heißt, ich habe keine.«
Eine Sekunde später war ein Stilett auf seinen Bauch gerichtet, während gleichzeitig in beunruhigender Nähe seines Kopfs eine Fahrradkette geschwungen wurde.
»Jetzt aber, du dreckiger Freier«, sagte der Jüngling mit dem Stilett. Und im gleichen Atemzug zu seinem Komplizen:
»Du schnappst dir das Portemonnaie. Ich nehm die Uhr und den Bing. Dann schlitzen wir den Alten auf.«
Rönn war zwar weder in Jiu-Jitsu noch in Karate eine große Leuchte, aber ein bisschen war ihm aus der Turnhalle noch in Erinnerung geblieben.
Also stellte er dem Messerstecher clever ein Bein, woraufhin der auf seinem Hintern landete. Die Fortsetzung war nicht ganz so geglückt. Obwohl Rönn schnell den Kopf wegzog, traf ihn ein harter Schlag der Kette über dem rechten Ohr, aber als ihm schwarz vor Augen wurde, packte er gleichzeitig Räuber Nummer zwei und zog ihn mit sich auf den Bürgersteig hinunter. »Jetzt hat dein letztes Stündlein geschlagen, Alter«, zischte der Bursche mit dem Stilett.
Doch im gleichen Moment war die mobile Einheit zur Stelle, und als Rönn wieder klar sehen konnte, hatten die Polizisten die liegenden Gewalttäter schon mit Schlagstöcken und Pistolenkolben verprügelt und ihnen außerdem Handschellen angelegt.
Der Mann mit der Fahrradkette erholte sich als Erster, schaute sich um, während ihm Blut übers Gesicht lief, und sagte ungläubig:
»Was ist passiert?«
»Du bist geradewegs in eine Polizeifalle getappt, Junge«, antwortete einer der Beamten.
»Polizeifalle? Für uns? Habt ihr sie noch alle? Wir wollten doch nur einen Freier ausnehmen.«
Rönn hatte eine Beule am Kopf, was übrigens der einzige körperliche Schaden war, welcher der Sonderkommission an diesem Tag zugefügt wurde.
Ansonsten konnte man höchstens von psychischen Leiden sprechen. In dem technisch bestens ausgerüsteten grauen Bus, der die Einsatzzentrale beherbergte, hüpfte Bulldozer Olsson vor lauter Vorfreude pausenlos herum, was nicht nur für den Funker, der seinen Job zu machen versuchte, ausgesprochen störend war, sondern auch für den ebenfalls anwesenden Kollberg. Nachdem die Spannung um 14.45 Uhr ihren Höhepunkt erreicht hatte, zogen sich die Sekunden in die Länge und verstrichen mit quälender Langsamkeit.
Um 15.00 Uhr drängte das Bankpersonal darauf, zu schließen, und das ansehnliche Polizeiaufgebot in der Bank, angeführt von Gunvald Larsson, konnte sie schlecht daran hindern, ihre Arbeit zu tun.
Ein Gefühl großer Leere bemächtigte sich aller, aber Bulldozer Olsson sagte:
»Meine Herren, wir sind nur kurzfristig überlistet worden. Vielleicht nicht einmal das. Roos hat Lunte gerochen und hofft, dass wir die Schlacht jetzt verloren geben. Er lässt Malmström und Mohren nächsten Freitag zuschlagen, also heute in einer Woche. Das ist im Grunde ein Zeitverlust für ihn selbst, nicht für uns.«
Um 15.30 Uhr ging der erste wirklich besorgniserregende Bericht ein. Er war so alarmierend, dass man sich augenblicklich ins Hauptquartier auf Kungsholmen zurückzog und dort die weitere Entwicklung abwartete. In den folgenden Stunden ratterten unaufhörlich neue Nachrichten aus den Fernschreibern.
Das Bild wurde mit der Zeit klarer, aber es dauerte.
»Milano hat anscheinend doch nicht das bedeutet, was du gedacht hast«, bemerkte Kollberg kühl.
»Nein«, erwiderte Bulldozer. »Malmö, das war clever.«
Er hatte tatsächlich längere Zeit still gesessen. »Wer zum Teufel kann denn auch ahnen, dass es den gleichen Straßennamen in Malmö gibt«, sagte Gunvald Larsson. »Und dass fast alle neuen Bankfilialen nach dem gleichen Grundriss gebaut werden«, ergänzte Kollberg. »Wir hätten es wissen müssen, meine Herren«, rief Bulldozer. »Roos hat es gewusst. Doch jetzt sind wir gewarnt. Wir haben die Rationalisierung vergessen. Es ist eben billiger, immer nach demselben Schema zu bauen. Roos hat dafür gesorgt, dass wir auf Stockholm fixiert waren. Aber beim nächsten Mal gelingt ihm das nicht. Jetzt heißt es, die Ärmel hochkrempeln.«
Bulldozer stand auf und fragte sichtlich erholt: »Und wo ist Werner Roos?«
»In Istanbul«, antwortete Gunvald Larsson. »Er hat ein paar Tage frei und macht dort Urlaub.«
»Soso«, meinte Kollberg. »Ich frage
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